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Landeshauptstadt: Alles dreht sich um Babelsberg

25 Millionen Euro Zuschuss, 1200 Arbeitsplätze: Studio ist größter Profiteur der neuen Filmförderung

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Babelsberg - Tom Tykwer ist ein Garant für großes Kino. Er hat „Lola rennt“ gedreht und „Das Parfüm“ verfilmt. An diesem Mittwochnachmittag im Studio Babelsberg aber steht der deutsche Regisseur Pate für den Erfolg des Anfang des Jahres aufgelegten Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Um die Effekte des neuen Fördermodells aus der Nähe zu betrachten, ist Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) nach Babelsberg gereist. Gemeinsam mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat der Bundesminister – ein bekennender Cineast – eine Tour durch die Studiohallen absolviert. Sein Fazit: Das neue Fördermodell hat sich bewährt und soll möglichst bald verlängert werden.

Über den DFFF stellt die Bundesregierung zunächst begrenzt auf drei Jahre jeweils 60 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld geht an Filmproduktionen, die einen Teil ihres Budgets in Deutschland ausgeben. Sie bekommen maximal 20 Prozent der deutschen Herstellungskosten für den Film erstattet. In diesem Jahr wurden nach Angaben des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien bereits 55 Millionen Euro vergeben oder sind beantragt. Damit werde in der deutschen Filmwirtschaft ein „wirtschaftlicher Effekt“ in Höhe von 364 Millionen Euro ausgelöst. Ein Großteil davon kommt dem Studio Babelsberg zugute: Von den insgesamt 60 Millionen Euro gingen rund 25 Millionen Euro an Produktionen, die in Potsdam gedreht werden, sagt Studio-Vorstandschef Carl Woebcken.

Eine davon ist der neue Film von Tom Tykwer, seine erste Hollywood-Produktion. „The International“ heißt der Politthriller, der von den US-Studios Sony Pictures / Columbia produziert und bezahlt wird. Drehstart ist Mitte September, bisher hat die Produktion eine Zusage über vier Millionen Euro aus dem DFFF. Ohne dieses Geld, sagt Tykwer, hätte er den Film wahrscheinlich gar nicht gemacht – denn dann hätte das Hollywood-Studio sicher nicht Babelsberg als Drehort gewählt. Nun werde „The International“ mit Ausnahme weniger Außenmotive komplett in Potsdam, Berlin und Brandenburg hergestellt und auch fürs Kino bearbeitet.

Einen der Drehorte kennen Bundesfinanzminister Steinbrück und Ministepräsident Platzeck bereits: Im Lok-Zirkus des ehemaligen Karl-Marx-Werkes an der Wetzlarer Straße wird das architektonisch mehr als bemerkenswerte New Yorker Guggenheim-Museum nachgebaut. „Mit 50 Metern Durchmesser, einfach gigantisch“, sagt Platzeck. Rund einen Monat lang werde im Lok-Zirkus gedreht, so Regisseur Tykwer – auch eine „große Schießerei“. Hauptdarsteller in dem Politthriller sind die Hollywood-Stars Clive Owen („Hautnah“) und Naomi Watts („King Kong“). Owen spielt einen Interpolagenten, der eine korrupte Bank zu Fall bringen will, Watts eine New Yorker Staatsanwältin, die ihm dabei hilft. In der Rolle eines Doppelagenten ist Armin Mueller-Stahl zu sehen, den korrupten Bankier spielt der Däne Ulrich Thomsen.

Doch „The International“ verspricht nicht nur ein spannender Film zu werden – die Produktion ist auch ein Paradebeispiel für einen weiteren Effekt des neuen Filmfördermodells. Während früher das Geld aus deutschen Medienfonds nach Hollywood abfloss, ist es nun andersherum: Ein US-Studio investiert in einen Dreh komplett in Deutschland.

Und es ist nicht das einzige. Bekanntlich werden derzeit im Babelsberger Studio, in Potsdam und Berlin die Hollywood-Filme „Speed Racer“ und „Valkyrie“ mit Tom Cruise produziert. Für die Verfilmung des Bernhard-Schlink-Bestsellers „Der Vorleser“ mit Nicole Kidman, die bereits Ende September beginnen soll, stehe man in Verhandlungen, so Studio-Chef Woebcken. Das Studio Babelsberg sei seit seiner Privatisierung nach der Wende nicht so erfolgreich gewesen. Es sei durch das neue Fördermodell international wettbewerbsfähig. In Spitzenzeiten seien dieses Jahr 1200 Filmschaffende beschäftigt worden, gegenwärtig seien es 800, so Woebcken.

Auch daran lasse sich der Erfolg des DFFF messen, meint Steinbrück: Der Fond schaffe Arbeit und Einkommen, so fließe ein Teil der staatlichen Förderung über Steuereinnahmen wieder zurück. Dass Studio Babelsberg besonders von dem Fördermodell profitiere liege daran, dass hier 90 Prozent aller Kino-Produktionen in Deutschland gedreht würden, so der Bundesfinanzminister. Er sagte gleichzeitig zu, Veränderungen am Fördermodell zu prüfen. So soll die Fördergrenze, die derzeit bei vier Millionen Euro liegt und bei der Ausnahmen nur mit hohem bürokratischen Aufwand möglich sind, gestrichen werden. Außerdem müsse das „Windhund-Verfahren“ – wer als erster einen Antrag stellt, bekommt einen Zuschuss, bis der Topf leer ist – überprüft werden.

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