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Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“ bei ihrer Aktion im Museum Barberini in Potsdam.

© Screenshot Twitter / Letzte Generation

Update

Monet mit Kartoffelbrei überschüttet: Museum stellt keine Gemäldeschäden fest

Klima-Protestgruppe „Letzte Generation“ greift im Museum Barberini in Potsdam das Werk „Getreideschober“ an. Oberbürgermeister Schubert (SPD) spricht von „Kulturbarbarei“.

| Update:

Eine Frau und ein Mann der Klimaschutz-Protestgruppe „Letzte Generation“ haben am Sonntag im Potsdamer Museum Barberini ein Bild des französischen Impressionisten Claude Monet mit Kartoffelbrei überschüttet. Auf einem Video ist zu sehen, wie sich zwei Personen in orangenen Westen im Anschluss an die Aktion vor dem Gemälde „Getreideschober“ an der Wand festkleben.

Die beiden wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Gegen beide werde wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch ermittelt.

Gemälde ist durch Glasscheibe geschützt

Das Monet-Gemälde ist bei dem Angriff nicht zu Schaden gekommen, teilte das Museum Barberini am Abend mit. „Da das Bild verglast ist, hat es der umgehenden konservatorischen Untersuchung zufolge keinerlei Schäden davongetragen“, hieß es. Bereits am Mittwoch, dem 26. Oktober, werde das Werk wieder in den Ausstellungsräumen zu sehen sein.

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Museums-Direktorin Ortrud Westheider zeigte sich erschüttert über den Vorfall: „Bei allem Verständnis für das drängende Anliegen der Aktivisten angesichts der Klimakatastrophe bin ich erschüttert über die Mittel, mit denen sie ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen suchen.“

Sie verwies darauf, dass die Impressionisten sich intensiv künstlerisch mit der Natur auseinandergesetzt hätten: „Die vielen Landschaftsgemälde in der Sammlung Hasso Plattner können Besucherinnen und Besuchern auch dazu Anstoß geben, ihre Beziehung zur Umwelt zu reflektieren und zu hinterfragen.“ 

Monets „Getreideschober“.
Monets „Getreideschober“.

© Manfred Thomas

Die Frau und der Mann hätten nach dem Angriff „relativ problemlos von der Wand gelöst werden“ können, sagte eine Museumssprecherin. Die Polizei sei sehr schnell vor Ort gewesen. Der Raum, in dem das Monet-Gemälde hängt, wurde für Besuchende gesperrt. Der Museumsbetrieb lief weiter. Das Barberini zeigt seit Samstag neben der Dauerausstellung eine neue Schau zur Kunst des Surrealismus.

Bei dem attackierten Werk handelt es sich um ein Bild aus der weltberühmten, 25-teiligen Serie „Meules“ (Getreideschober), die Monet im Winter 1890/91 malte. Es zeigt vier „Heuhaufen“ hintereinander im Licht der untergehenden Sonne. SAP-Gründer, Mäzen und Kunstsammler Hasso Plattner, der mit seiner Stiftung das Museum Barberini errichten ließ und es betreibt, erwarb das Gemälde im Mai 2019 für 111 Millionen Dollar. Dieses Bild habe er immer haben wollen, „seit ich es vor langer Zeit im Museum in Chicago gesehen hatte“, sagte Plattner im Interview. Es ist dauerhaft in Potsdam ausgestellt. 

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) kritisierte den Angriff auf das Gemälde scharf. „Das ist Kulturbarbarei und keine politische Meinungsäußerung“, sagte der Rathauschef. Auch Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) verurteilte die Aktion. „Die Aufmerksamkeit ist ihnen gewiss, aber auch die Unterstützung für die Mammutaufgabe Klimaschutz? Nein. Damit erweisen die Aktivisten dem Thema einen Bärendienst und zerstören willentlich unsere Kulturschätze“, schrieb die Ministerin auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat die Attacke von Klimaaktivisten auf ein Gemälde des impressionistischen Malers Claude Monet in Potsdam verurteilt. Solche Aktionen seien „durch kein noch so nobles Anliegen zu rechtfertigen“, schrieb Buschmann am Montag bei Twitter. „Aktionen, die fremdes Eigentum beschädigen, sind nicht nur eine Dummheit, sondern auch kriminell.“ Wenn sie sich gegen unersetzliche Kulturgüter richteten, machten sie „besonders fassungslos“.

Ursula Nonnemacher (Grüne), Vize-Ministerpräsidentin und Gesundheitsministerin in Brandenburg, übte ebenso deutliche Kritik: „Der Kampf gegen die Klimakrise wird durch Attacken auf berühmte Gemälde nicht gestärkt. Im Gegenteil, wir brauchen den breiten gesellschaftlichen Konsens“, schrieb sie auf Twitter.

Nach einen Angriff von Klimaaktivist:innen im Museum Barberini ist die Polizei vor Ort.
Nach einen Angriff von Klimaaktivist:innen im Museum Barberini ist die Polizei vor Ort.

© Foto: Andreas Klaer

Offenbar ist der Angriff auf das Monet-Bild nicht der erste Anlauf - vermutlich von Mitgliedern der Gruppe „Letzte Generation“ - in Potsdam gewesen. Laut der Museumssprecherin gab es bereits vor wenigen Tagen im Museum eine Situation, „in der ein solcher Fall verhindert werden konnte“.

Auf dem Video, das „Letzte Generation“ von dem Angriff am Sonntag in sozialen Netzwerken wie Twitter postete, ist nicht zu erkennen, dass Aufsichtspersonal oder Besucherinnen und Besucher die Frau und den Mann an ihrem Vorgehen hindern würden. Es sind vor allem Menschen zu sehen, die durch die Ausstellung schlendern.

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Laut der Angaben von „Letzte Generation“ handelt es sich bei der Frau, die das Monet-Bild mit Kartoffelbrei bewarf, um die 25-jährige Mirjam Herrmann. Mit einer Hand an der Wand festgeklebt, ruft sie auf dem Video in den Saal: „Menschen hungern, Menschen frieren, Menschen sterben. Wir sind in einer Klimakatastrophe. Und alles, wovor ihr Angst habt, sind Tomatensuppe oder Kartoffelbrei auf einem Gemälde. Wisst ihr, wovor ich Angst habe? Davor, dass die Wissenschaft sagt, dass wir 2050 unsere Familien nicht mehr ernähren können. Braucht es Kartoffelbrei auf einem Gemälde, damit ihr zuhört?“

Und weiter ruft sie: „Dieses Gemälde wird nichts mehr wert sein, wenn wir uns um Essen streiten müssen. Wann ist der Punkt erreicht, an dem ihr hinhört und nicht einfach so weitermacht?“ Dann bricht das Video ab, weil eine Aufsicht dazwischen geht.

Linke Initiative zeigt Sympathie für die Aktion

„Monet liebte die Natur und hielt ihre einzigartige und fragile Schönheit in seinen Werken fest. Wie kann es sein, dass so viele mehr Angst davor haben, dass eines dieser Abbilder der Wirklichkeit Schaden nimmt, als vor der Zerstörung unserer Welt selbst, deren Zauber Monet so sehr bewunderte?“, sagte Aimée van Baalen, Sprecherin der „Letzte Generation“, laut einer Mitteilung.

Sympathien für die Aktion ließ die Potsdamer Initiative Stadt für Alle anklingen. Natürlich könne man über das Format von Aktionsformen „kräftig streiten“, schrieb die Initiative auf Twitter: „Aber stellen wir uns doch mal vor, die 111 Mio. € würden in den klimaneutralen Umbau der @LH_Potsdam fließen, statt das Bild in einer privaten Sammlung in einem Fakebau aus Sandsteinimitaten auszustellen....“

Der Förderverein des Potsdam Museums fand bei Twitter ebenfalls klare Worte: „Gegen einen solchen Kulturterrorismus muss man entschieden vorgehen. Kein Zweck heiligt solche Mittel.“ Der Fall machte auch schnell international Schlagzeilen. „Öko-Mob greift weiteres Meisterwerk an“, schrieb die britische „Daily Mail“ am Sonntagnachmittag.

Der Potsdamer CDU-Kreisverbandschef Oliver Nill verurteilte die Aktion. Gleichzeitig forderte er als Reaktion, dass der 2019 von den Stadtverordneten verhängte Klimanotstand in Potsdam „so schnell wie möglich“ zurückgenommen wird, um „diesen Umtrieben die vermeintlich legalisierende Grundlage zu entziehen“.

Die „Letzte Generation“ ist vor allem durch Autobahnblockaden bekannt. Mittlerweile wählt die Gruppe auch andere Protestformen. Zuletzt lösten Mitglieder Feueralarme in Gebäuden des Bundestags in Berlin aus. Mitte Oktober hatten zwei Mitglieder der britischen Gruppe „Just Stop Oil“ in der Londoner Nationalgalerie das Bild „Sonnenblumen“ des Niederländers Vincent van Gogh mit Tomatensuppe beworfen. (mit dpa)

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