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Die Kunstbanner - das Bild mit Frau und dem Kind ist zerschnitten worden.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Update

Neues Video aufgetaucht: Täter filmte sich bei Attacke auf Ukraine-Schau in Potsdam

Ein 40 Jahre alter Mann hat die Kunstaktion der Stiftung Garnisonkirche angegriffen. Zuvor hatte er bereits den alten Landtag beschmiert.

Stand:

Es war ein naheliegender Verdacht, der sich nun bestätigt hat: Der Mann, der in Potsdam bereits den alten Landtag unter anderem mit russischen Landesfarben beschmierte und sich dabei filmte, steckt offensichtlich auch hinter der Attacke auf die Ukraine-Kunstaktion der Stiftung Garnisonkirche.

Auf seinem TikTok-Kanal veröffentlichte der Mann am Sonntag einen Film, wie er bei Dunkelheit auf der Turmbaustelle herumklettert – und dann aus einem der beiden aufgehängten 19 Meter langen Banner, das eine ukrainische Mutter mit ihrem Kind zeigt, den Kopf der Frau herausschneidet. Zum Teil wurde das auch von einer weiteren Kamera vom Boden aus gefilmt, unterlegt ist die Aktion mit Klaviermusik. Nach der Tat sagt der Mann, dass das Gesicht der Frau, das er ausgeschnitten hat, sehr schön sei – aber er müsse das machen. Gegen Montagmittag war das Video dann nicht mehr verfügbar. Dafür stellte er ein neues, kürzeres Video der Aktion online.

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Die Attacke hatte die Polizei bereits am Sonntag bestätigt. Die Rede war auch von einem zweiten Plakat, das über dem Stoffbanner angebracht wurde – mit Formulierungen in blutroter kyrillischer Schrift. Der Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, Wieland Eschenburg, hatte den PNN gesagt: „Sinngemäß stand dort: ,Die Ukraine gibt es nicht. Geschrieben mit dem Blut des Donbas’.“ Auch dieses Plakat ist in dem Video zu sehen. Die Stiftung hatte wegen Volksverhetzung, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs Anzeige erstattet. Die Polizei teilte mit, der Mann habe unbemerkt vom Wachschutz die Tat verübt. Es werde ermittelt, wie das geschehen konnte, hieß es.

Stiftungsvorstand Eschenburg sagte, der Wachschutz habe in der Nacht zwei Versuche von Unbekannten verhindern können, in die Baustelle einzudringen, ohne einen Verdächtigen zu fassen. Möglicherweise habe der Täter dann auf einen günstigeren Moment gewartet, so Eschenburg. „Der genaue Tatzeitpunkt wird sich aber noch feststellen lassen, weil eine Webcam vom Hotel Mercure schräg gegenüber alle 15 Minuten ein Bild macht.“

Die betroffene Künstlerin Julia Krahn

© Ottmar Winter/PNN

Die Ausstellung der Künstlerin Julia Krahn hing seit vergangener Woche, ein Zeichen der Stiftung gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Stiftung müsse nun prüfen, ob und zu welchen Kosten das Großplakat wieder gedruckt werden kann und wer die Finanzierung übernehmen könne, sagte Eschenburg. Das zweite Großplakat wurde nach der Zerstörung ebenfalls abgehängt, weil beide Plakate inhaltlich zusammengehörten.

Ein Mehrfachtäter

Schon vergangene Woche war bekannt geworden, dass der Mann am alten Landtag mehrere russische Flaggen und auch „Z“-Propagandasymbole angebracht beziehungsweise angemalt hat und sich dabei selbst filmte. Die Videos stellte er bei verschiedenen Plattformen online, erhielt dafür virtuelle Beifallsbekundungen anderer Nutzer. Das „Z“ gilt als Symbol zur Unterstützung Russlands im Krieg gegen die Ukraine – es steht für „za pobedu“ („Für den Sieg“). Die Verwendung gilt als strafbar, wegen Billigung eines Angriffskriegs. Ein Polizeisprecher sagte, gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft würden alle infrage kommenden Straftatbestände geprüft. Definitiv ermittelt wird wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung.

Bei der Aktion im alten Landtag trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Merk dir, Feind: Jetzt sind wir alle Putin.“ In der Folge hatte die Polizei bereits erklärt, man habe den 40 Jahre alten Mann aus der Ukraine identifiziert. Weitere Angaben zu seiner Person machte die Polizei bisher nicht.

Auch Agieren der Polizei wirft Fragen auf

Eine PNN-Anfrage an die Polizei, wie man nun weiter verfahren will und welche Schritte die Polizei unternommen hat, um weitere Straftaten zu verhindern, wurde am Montag nur allgemein beantwortet. Zu den ergriffenen Ermittlungsschritten würden mit Rücksicht auf die laufenden Verfahren „keine weitergehenden Aussagen getroffen“, sagte ein Polizeisprecher. Der Turm der Garnisonkirche befindet sich nur einige hundert Meter von einem Polizeirevier entfernt.

Bisher hat die Polizei lediglich mitgeteilt, dass man gegen den Mann nun auch wegen der Attacke auf die Ukraine-Schau und wegen Zusammenhängen mit möglichen anderen Straftaten im Stadtgebiet ermittle – und dass die Höhe des Sachschadens noch unklar sei. Später am Vormittag teilte die Polizeidirektion West mit, inzwischen habe die Staatsschutz-Abteilung die Ermittlungen übernommen.

Zugleich ist in weiteren Videos von dem Mann zu sehen, wie er zum Beispiel im Herbst eine Ukraine-Flagge am Turm der Garnisonkirche entfernte. Ebenso gibt es ein Video, das zeigt, wie er zur Silvesternacht eine vor dem Stadthaus hängende Ukraine-Flagge einholte und mitnahm.

Am Stadthaus nahm der Mann nun eine Regenbogenflagge mit

Am Sonntag kam ein weiteres Video vom Stadthaus hinzu: Zu sehen ist da der Mann, wie er eine Regenbogen-Flagge vorm Stadthaus einholt und einbehält. Dazu empört er sich über die LGBT-Bewegung: „Ich bin gegen diese Schwulen und Päderastie.“ Und: „Wenn Deutschland uns seine Werte, moralischen Prinzipien und Ästhetik aufzwingt, dann werde ich damit dasselbe machen, egal ob es Deutschland gefällt oder nicht“, sagte er auch. Nachdem er die Flagge hat, sagt er zudem: „Ich bin dagegen! Ich zwinge dir [Deutschland] auf, dass es hier keine Päderastie geben darf!”

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Am Montagvormittag hatte sich bereits Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) via Twitter zu Wort gemeldet: „Wer Kunst zerstört, Regenbogenfahnen entfernt, Putins Krieg gegen die Ukraine verteidigt und sich dabei filmt, der attackiert damit unsere Art zu leben.“ Es sei wichtig, dass die Sicherheitsbehörden schnell ein Zeichen setzen, so Schubert.

In den Videos trägt der Mann jeweils eine Art Kabel-Dornenkrone in den Nationalfarben der Ukraine. Auf weiteren Videos, die offensichtlich schon einige Monate zurückliegen, ist zu sehen, wie er durch die Stadt Odessa in der Ukraine geht. Er spricht die russische Sprache mit ukrainischem Akzent. (mit dpa)

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