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Robust statt glamourös: Filmstandort trotzt Krisenjahr – zuversichtlicher Blick auf Studio Babelsberg
Keine neuen Rekorde bei Drehtagen oder Anzahl der Produktionen – doch vor der schwierigen Wirtschaftslage zeigt sich das Medienboard Berlin Brandenburg zufrieden mit dem Abschneiden der Kreativbranche.
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Es ist ein Novum: Erstmals seit vielen Jahren kann die Filmfördereinrichtung Medienboard Berlin Brandenburg keine neuen Rekordzahlen an Drehtagen oder Produktionen vorweisen. Mit rund 5000 Drehtagen wurden rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr gedreht, wie es in einer ersten Bilanz der Filmförderung von Brandenburg und Berlin für 2024 hieß. Allerdings liege man damit weiter an der Spitze in Deutschland, betonte das Medienboard.
Produktionen in förderfreundlichere Länder abgewandert
Als Grund machte die Filmförderchefin beim Medienboard, Kirsten Niehuus, die allgemein gestiegenen Kosten wie auch die international nicht konkurrenzfähige Filmförderung verantwortlich. Das habe dazu geführt, dass viele Produktionen, die zuvor mit Deutschland als Drehort geliebäugelt hätten, in förderfreundlichere Länder abgewandert seien – so unter anderem die TV-Serie „Der Palast“ über den Friedrichstadtpalast in Berlin. Die Dreharbeiten fanden größtenteils in Polen statt. Ein ähnliches Phänomen gab es bereits bei der TV-Serie „Charité“ über das berühmte Berliner Krankenhaus. Die Produktion fand fast durchweg in Tschechien statt.

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Auch in Babelsberg war die Flaute an Produktionen zu spüren. Immerhin: Die mehrfach ausgezeichnete ARD-Serie „Die Zweiflers“ der Produktionsfirma Degeto wurde in den Traditionsstudios gedreht. Die zweite Staffel ist gerade in der Vorbereitung. Auch die fünfte und letzte Staffel von der in Babelsberg produzierten Highend-Serie „Babylon Berlin“ soll in diesem Jahr abgedreht werden.
Brandenburg war im Jahr 2024 Schauplatz von 101 Film- und Serienproduktionen, darunter die Netflix-Produktion „Kacken an der Havel“ oder der Kinofilm „Zikaden“ mit Nina Hoss und Saskia Rosendahl in den Hauptrollen.
Niehuus ist zuversichtlich, was das Studio Babelsberg betrifft
Mit Zuversicht sieht die Medienboard-Chefin auf die Zukunft von Studio Babelsberg: „Mittelfristig werden wir dort wieder größere Produktionen haben“, sagte Niehuus. Erst im Dezember war bekannt worden, dass mit Produzent Henning Molfenter sich einer der profiliertesten Filmemacher aus Babelsberg verabschiedet.
Molfenter hatte in den Vorjahren unzählige Hollywood-Produktionen nach Potsdam geholt. Kurz zuvor im November wurde mit Jörg Bachmaier ein neuer Vorstandsvorsitzender präsentiert. Bachmaier wurde als Branchenkenner vorgestellt, hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Führung globaler Unternehmen in der Film- und Fernsehindustrie.
Auf dem Studiogelände ist derweil die Rede von mindestens einer größeren Produktion, die für dieses Jahr angekündigt wird. Für Babelsberg wird es wichtig werden, wie die weitere Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Visual Effects aussehen wird, so Niehuus. Da dürfe das Studio nicht den Anschluss verlieren. Nicht zuletzt sei die Filmbranche ein wichtiger Jobmotor für die gesamte Region: Mit Handwerk, Logistik, Gastronomie und Hotellerie, die von Filmdrehs profitieren, hängen 100.000 Arbeitsplätze in der Region von der Filmbranche ab.
33 Millionen Euro für Film- und Seriendrehs
Insgesamt sei die Filmregion rund um die Hauptstadt aber robust und stabil durch das Krisenjahr gekommen, so Niehuus, die im Sommer die Geschäftsführung des Medienboards nach mehr als 20 Jahren an Nachfolgerin Sarah Duve-Schmid abgibt. Damit endet auch das Intendanten-Prinzip beim Medienboard. Künftig wird die Fördervergabe auf ein Gremium-basiertes Verfahren umgestellt.
33 Millionen Euro seien 2024 in die Förderung von Filmen, Highend-Serien und Kino geflossen, hieß es. Alle drei deutschen Kino-Besuchermillionäre seien mit Medienboard-Hilfe produziert worden. Aber, so Niehuus weiter: „Die Situation bleibt so lange herausfordernd, bis ein international konkurrenzfähiges Fördermodell in Deutschland dauerhaft verankert wird.“
Ebenso gefördert wurde der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale: „Das Licht“ von Regisseur Tom Tykwer. Die Berliner Filmfestspiele, die am 13. Februar starten, präsentieren insgesamt 15 vom Medienboard geförderte Filme im offiziellen Programm, wie die Filmfördereinrichtung aufzählte. In der ersten Förderrunde für das Jahr 2025 unterstützt das Medienboard 35 Filme und Serien mit insgesamt 4,1 Millionen Euro.
Dazu gehört zum Beispiel Erich Kästners Roman-Neuverfilmung „Emil und die Detektive“ der Babelsberger Ufa von Florian Dietrich mit Schauspieler Albrecht Schuch („Im Westen nichts Neues“) oder die Produktion „Raging Moms“ von der Filmemacherin Sonja Heiss. Die Nachfrage nach Filmförderung sei ungebrochen groß, hieß es aus der Zweiländereinrichtung. Für die erste Förderrunde gab es mehr als 90 Anträge.
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