Potsdam-Mittelmark: Natur pur bei Mittelmark-Maisfeldern
Keine genmanipulierten Pflanzungen im Landkreis, aber Brandenburg ist Spitzenreiter bei Genmais
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Beelitz - Cornelia Behm konnte stolz sein auf „ihre“ Landwirte. Die Maisfelder von Mittelmark sind frei von genmanipulierten Pflanzen. Noch – so lautete der Tenor der Diskussion am Dienstagabend im Beelitzer Bürgerhaus.
Denn in der Statistik ist das Land Brandenburg mit Abstand Spitzenreiter im Anbau des Genmais, erklärte die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete und verbraucherschutzpolitische Sprecherin ihrer Partei, Ulrike Höfken, die auf Einladung der Kleinmachnower Grünenabgeordneten im Bundestag, Cornelia Behm, ihre Positionen erläuterte. Und im Moment sei der Anbau von Genmais „ziemlicher Wahnsinn“, befand Höfken und bestätigte damit die Ansichten der meisten der rund 30 Zuhörer an diesem Abend.
„Die Gefahr besteht, dass sich Genmais durch Wind und Bienen in natürliche Sorten auskreuzt“, so dass in wenigen Jahren nur noch gentechnisch veränderter Mais existiere, malte Höfken eine Schreckensvision. Ähnliches sei in Kanada mit Genraps oder in Argentinien mit Soja geschehen. „In beiden Ländern finden sich keine natürlichen Pflanzen mehr.“ Auch deshalb sei eine in der EU geforderte Koexistenz von genmanipulierten Pflanzen und ökologischer Landwirtschaft nicht möglich, behauptete Höfken.
Dieser Gefahr widersprach der einzige Befürworter des Genmais auf dem Podium, Jörg Eickmann. „Mais verbreitet sich nicht so weit. In Müncheberg wird seit zehn Jahren mit Genmais geforscht, da plumpst der Samen nach zehn Metern ins Feld“, schilderte Eickmann seine Erfahrungen. Der Geschäftsführer eines Landwirtschaftsbetriebs in Oberhavel baute im vergangenen Jahr auf 48 Hektar Genmais an. „Nützlich“ erklärte er, sei vor allem die Resistenz gegen den Maiszünsler. „Der Schädling befiel früher bis zu 40 Prozent der angebauten Pflanzen.“ Für 2007 hat Eickmann 150 Hektar für den Anbau von Genmais beantragt.
Das in Mittelmark bislang keine „grüne Gentechnik“ zum Einsatz gekommen ist, liegt laut Cornelia Behm am stärkeren Austausch unter den Landwirten. „Es wird mehr miteinander geredet.“ Zudem wollte Behm in Mittelmark auch Tendenzen bei Landwirten entdeckt haben, die sich am „Bio-Trend in der Hauptstadt“ orientieren. „Viele Bauern beliefern Berlin und die wollen sich die Handelsbeziehungen nicht durch genmanipulierte Lebensmittel zerstören.“ Ein schlechtes Image für Landwirte befürchtete auch Volker Rottstock, wenn der Anbau ausgedehnt werde. Der Biohof-Betreiber fühlt sich regelrecht bedroht vom Genmais. „Das ist doch nur die Einstiegsdroge für manche Landwirte“, polemisierte er.
Die Befürworter und Gegner genmanipulierter Pflanzen warfen in der Diskussion mit Expertisen um sich, präsentierten auf jede Studie ein Gegengutachten und beeindruckten mit Erleichterungen in der Landwirtschaft oder mit Horrorszenarien. Höfken zitierte aus Gutachten, die „deutliche Umweltrisiken“ beim Anbau von Genmais schilderten. Insekten würden geschädigt und die Bodenbiologie beeinträchtigt. Ähnliche Befürchtungen äußerte Joachim Weckann, Geschäftsführer der Märkischen Landbrot GmbH.
In Deutschland gibt es bislang nur eine genmanipulierte Maisart, die für den Anbau zugelassen ist. Der Mais mit der Kennung Mon 810 trägt dabei ein zusätzliches Gen eines Bakteriums in sich, dass auf den Maiszünsler, ein Schädling, giftig wirkt. Schwerpunkt des Genmais-Anbaus ist Ostdeutschland, wohl „weil die Herstellerfirma Monsanto gezielt die Agrargenossenschaften mit großen Flächen anspricht und die Landwirte offener für neue Techniken sind als in den Alten Bundesländern“, mutmaßte Cornelia Behm. Von den bundesweit für 2007 angemeldeten 3500 Hektar für den Anbau von genmanipuliertem Mais sollen im Bundesland 2000 Hektar liegen. Kay Grimmer
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