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Die Bayern. Die Münchner gewannen eindrucksvoll und zogen so am BVB vorbei.

© dpa

Bayerns Lehrstunde für Dortmund: Die Bundesliga hat ausgeträumt

Borussia Dortmund hat in München deutlich verloren. Die Liga muss sich nun wohl von der Spannung verabschieden. Ein Kommentar.

Die Bundesliga hat in den vergangenen Monaten ein bisschen geträumt. Auch im Fußball steht für gewöhnlich der Kampf um die Meisterschaft im Vordergrund, nur war das in Deutschland lange Zeit in Vergessenheit geraten. Genau genommen spielten unter dem Label Bundesliga zuletzt immer zwei Ligen. In der einen geht es seit sieben Jahren darum, ob Bayern München im März, April oder erst im Mai auch mathematisch nicht mehr einzuholen ist. In der anderen spielen 17 Klubs drei Glückliche aus, die an der Millionen-Verlosung in der Champions League teilnehmen dürfen. Der FC Schalke 04 hat im vergangenen Jahr kokett und ehrlich zugleich seinen zweiten Platz als Meisterschaft hinter den Bayern gefeiert.

Da verwundert es nicht, dass sich die deutschen Fans in diesem Jahr nur zu gern der Illusion hingaben, es gehe bei ihnen zu wie in Spanien, wo meist der FC Barcelona Meister wird, manchmal aber auch Real Madrid und im Ausnahmefall sogar Atlético Madrid. Oder wie in England, wo Manchester City zwar das meiste Geld hat, aber vor zwei Jahren auch der FC Chelsea ganz oben war und davor das No-Name-Unternehmen Leicester City.

Das Tabellenbild verheißt immer noch ein spannendes Duell

27 Spieltage lang war es in der Bundesliga so spannend wie zuletzt 2009, damals hieß der Meister VfL Wolfsburg. Dann aber kam der 28. Spieltag und mit ihm das Spitzenspiel, das doch nur ein vermeintliches Spitzenspiel war. Borussia Dortmund war dem FC Bayern München so deutlich unterlegen, dass die 0:5-Niederlage eher zu knapp denn zu hoch ausfiel. Das strahlt ab, auf die nahe Zukunft wie auf die ferne.

Das Tabellenbild verheißt immer noch ein spannendes Duell um Platz eins. Die Bayern liegen nur einen Punkt vor Dortmund, sie müssen am vorletzten Spieltag noch in Leipzig antreten und am letzten gegen die Gipfelstürmer aus Frankfurt. Aber glaubt denn ernsthaft jemand daran, dass Borussia Dortmund dieses Fernduell bis dahin ausgeglichen gestalten kann? Nach dieser Vorführung in München, die Dortmunds Trainer Lucien Favre ohne jede Koketterie als Lehrstunde bezeichnete. Der Schmerz von München wird nachwirken. Das 0:5 hat die Dortmunder ihrer stärksten Waffe beraubt – der Unbekümmertheit, dem Vertrauen darauf, dass sie jedes Spiel noch irgendwie zu ihren Gunsten drehen können.

Die Konstellation wird sich so schnell nicht wiederholen

Borussia Dortmund hat bis zum Samstag eine wunderschöne Saison gespielt, mit vielen Toren und aufregenden Abenden, gekrönt von einem Sieg in der Hinrunde über die Bayern. Aber die Schönheit war das Ergebnis harter Arbeit. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist den Dortmundern keiner ihrer Siege leicht gefallen, oft machte ein einziges Tor den Unterschied und manchmal auch das Glück. Viel besser hätte die Saison für sie kaum laufen können. Dazu häuften die Bayern Aussetzer und Punktverluste in einer Menge an, wie sie normalerweise auf mehrere Jahre verteilt werden.

Diese Konstellation wird sich so schnell nicht wiederholen. Die Bayern werden sich die Blöße der Saison 2018/19 nicht so schnell wieder geben. Sie wissen um ihre Fehler in der Zusammenstellung der Mannschaft und werden diese kein zweites Mal machen. Die kommende Saison dürfte ihre Spannung wieder aus der März-April-oder-Mai-Frage beziehen.

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