
© dpa/Michal Meissner
„Willkommen in der Stadt eures größten Verbrechens“: Polnische Fans diffamieren die Eisbären bei Spiel in Auschwitz
Beim Champions-League-Spiel der Eisbären in Oswiecim spielt die deutsche Vergangenheit mit. Das Eishockey-Team aus Berlin wird mit diffamierenden Transparenten empfangen. Inzwischen hat sich der polnische Klub für das Verhalten seiner Fans entschuldigt.
Stand:
Schon vor Spielbeginn wurde die Situation in der Eishalle von Oswiecim ungemütlich. Als vor dem ersten Bully der Eisbären Berlin die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, gab es Pfiffe von den Zuschauerrängen. Zudem wurde die Hymne wohl von der Stadionregie mit Technobeats unterlegt. Andere Quellen sprechen davon, dass polnische Fans die Beats über die Stadionlautsprecher gespielt, also manipuliert hätten.
Das war aber noch vergleichsweise harmlos zu dem, was die Fans des polnischen Eishockeymeisters schon vor dem Spiel der Champions Hockey League (CHL) auf den Rängen gezeigt hatten. Auf einer Gerade gab es riesige Banner, Aufschriften: „Welcome to the City of your biggest crime.“ Dazwischen war ein schwarzrotgoldenes Banner mit der Aufschrift: „German Death Camps“.
Eines der größten Verbrechen des deutschen Staates hat sich rund sechs Kilometer von der Halle des polnischen Meisters ereignet, sie liegt nur sechs Kilometer entfernt von der Gedenkstätte: Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war bis 1945 das größte Vernichtungslager der Deutschen während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Stadt Oswiecim (polnisch für Auschwitz) hat knapp 40.000 Einwohner, Eishockey ist die Sportart Nummer eins und es war das erste Mal überhaupt seit dem Zweiten Weltkrieg, dass ein Profiteam aus Berlin in die polnische Stadt kam.
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Dass es am Spieltag selbst um das Spiel herum zu Nebengeräuschen kommen könnte, war dem Klub aus Berlin durchaus bewusst. Die Eisbären hatten mit seinen Fans zuvor „Reiseempfehlungen“ an die Hand gegeben.
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Was die Mannschaft betrifft, standen am Sonnabend zehn Spieler auf dem Eis, die keine deutsche Herkunft haben, dazu kamen elf deutschen Profis. Sie sind mit Demut an das Spiel herangegangen. Das Team der Eisbären hatten die Gedenkstätte tags zuvor geschlossen besucht.
Die Choreo ist das eine, die Gesinnung, die dahinter steht, etwas anderes.
Hannes Giese, Eisbären-Management
Im Stadion selbst wunderten sich dann wohl Besucher aus Berlin über die Gemengelage bei den polnischen Fans, Hannes Giese schrieb zu einem Bild mit dem Banner auf „X“: „Unter der Blockfahne Leute mit hardcore Nazi-Shirts und „stolzer Schlesier“ aufm Rücken. Schwierig.“
Giese, im Management der Eisbären beschäftigt, sagte dem Tagesspiegel am Sonntag zu seinen Beobachtungen: „Die Choreo ist das eine, die Gesinnung, die dahinter steht, etwas anderes.“ Das Team und Management der Eisbären hätten sich gut verhalten, da habe es letztlich „keine Konfliktpunkte“ gegeben. „Auch unsere Fans waren wirklich super, die haben sich nicht provozieren lassen“, sagte auch Sprecher Imme.
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Die CHL selbst hat sich zu den Vorfällen vom Sonnabend bis jetzt nicht geäußert. In allen Spielberichten wurde das Thema verschwiegen, beim live übertragenden Sender „Magentasport“ hatte sich der Reporter noch leicht kritisch zu der verhunzten deutschen Hymne geäußert.
Ein polnischer Spieler hat sich während der für das Verhalten der Fan entschuldigt
Eisbären-Sprecher Leo Imme saß während des Spiels auf der Geraden, auf der das Banner enthüllt wurde. Er sagte dem Tagesspiegel: „Verantwortliche des Klubs und der CHL kamen zu uns und haben sich entschuldigt.“ Schon während des Spiels sei ein Spieler von Oswiecim zur Berliner Spielerbank gefahren und habe sich für das Verhalten der Fans entschuldigt.
Womöglich hätte es von Fingerspitzengefühl gezeugt, wenn die Liga vor diesem Spiel auf das Abspielen der Hymnen verzichtet hätte. Es erscheint allerdings aus Sicht der CHL ratsam, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: Denn am 19. September spielt RB Salzburg und 19. Oktober spielen die Straubing Tigers in Oswiecim.
Die Eisbären gewannen das Spiel am Sonnabend übrigens 4:1, nach einer ordentlichen Leistung waren das am zweiten Spieltag die ersten drei Punkte für den Deutschen Meister in der Champions League. Auf dem Eis kam es im Spiel, anders als auf den Rängen, zu keinen Zwischenfällen.
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