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Ein Lob der Anpassungsfähigkeit: Das fast schon überraschende Comeback des Serge Gnabry
In der Nationalmannschaft zählt Serge Gnabry schon länger nicht mehr zu den Unantastbaren. Mit zuletzt guten Leistungen für die Bayern aber hat er sich wieder in den Fokus gespielt.
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Dass Serge Gnabry über eine gewisse Anpassungsfähigkeit verfügt, hat er am Wochenende mal wieder bewiesen. In seiner Freizeit besuchte der Fußball-Profi des FC Bayern München den Renntag auf der Galopprennbahn Baden-Baden. Im passenden Outfit. Gnabry trug einen blauen Dreireiher und eine Schiebermütze auf dem Kopf, sah also so aus, wie man sich die Besucher auf Galopprennbahnen vorstellt.
Diese Anpassungsfähigkeit kommt dem 30-Jährigen aktuell auch in seinem Beruf sehr zugute. Der breiten Öffentlichkeit galt Gnabry bisher als überdurchschnittlich begabter Flügelspieler, der seine Begabung jedoch nicht immer vollumfänglich hat abrufen können. Möglicherweise hat es sich dabei um einen Irrtum gehandelt.
„Ich seh ihn nicht als klassischen Flügelspieler“, hat jedenfalls Bundestrainer Julian Nagelsmann gesagt, der an diesem Donnerstag mit der deutschen Nationalmannschaft in die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Nordamerika startet. In Bratislava trifft das Team auf die Slowakei (20.45 Uhr/ARD).
Dass Serge Gnabry dabei von Anfang an spielen wird, wäre einerseits eine Überraschung, anderseits aber auch nicht. Der Offensivspieler hat bei seinem Klub mit zwei Toren und einem Assist in den ersten beiden Spielen einen sehr stabilen Saisonstart hingelegt, der einen Startelfeinsatz bei der Nationalmannschaft zweifellos rechtfertigt.
In Serge schlummert tatsächlich mehr, als er oft zeigt.
Bundestrainer Julian Nagelsmann
Andererseits gehört Gnabry bei der Nationalmannschaft schon länger nicht mehr zu den Unantastbaren. In der Startelf stand er zuletzt im vergangenen November.
Von den 105 Länderspielen nach seinem Debüt im November 2016 gegen San Marino hat Gnabry nur 50 bestritten, also nicht mal jedes zweites. Das lag zum einen an diversen Verletzungen, die ihn immer wieder ausgebremst haben. Es lag aber auch an zu großen Ausschlägen in seinen Leistungen. Während Gnabry in seinen ersten 14 Einsätzen für die Nationalelf fünfzehn Tore erzielte, waren es in den jüngsten 20 Länderspielen nur noch zwei.
„In Serge schlummert tatsächlich mehr, als er oft zeigt“, sagt Bundestrainer Nagelsmann, der Gnabry schon in seiner Zeit beim Bundesligisten TSG Hoffenheim trainiert hat. Für ihn sei wichtig, die Qualität auch konstant zu zeigen. „Er hat immer noch mal Phasen, wo er nicht alles auf den Platz bringt, was in ihm steckt.“

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Beim Final-Four-Turnier der Nations League im Juni, bei dem die Deutschen als Gastgeber beide Spiele verloren, wurde der Münchner zweimal eingewechselt – ohne erkennbar positiven Effekt auf die Performance seines Teams. Im Gegenteil. Im Halbfinale gegen Portugal kam Gnabry, zusammen mit Robin Gosens und Niclas Füllkrug, beim Stand von 1:0 aufs Feld. Kurz danach kassierte die Nationalelf den Ausgleich, am Ende hieß es 1:2.
Gnabry ist gerade der Mann der Stunde
Dass Serge Gnabry in der noch jungen Saison so etwas wie der Mann der Stunde ist, hat er auch Umständen zu verdanken, auf die er keinen Einfluss hatte. Durch die schwere Verletzung von Jamal Musiala ist er bei den Bayern auf die Zehnerposition gerückt. Und weil Nick Woltemade sich gegen einen Wechsel nach München entschieden hat, muss Gnabry bis zu Musialas vollständiger Genesung auf dieser Position auch erst einmal keine Konkurrenz fürchten.
Völlig neu ist die Rolle für ihn nicht. In der Jugend hat Gnabry nach eigener Aussage oft hinter den Spitzen gespielt und später auch immer mal wieder, wenn Not am Man war. „Es gibt mehr Freiraum, wenn du nicht an der Linie spielst, sondern im Zentrum und dich überall hinbewegen kannst“, sagt er selbst.
Bundestrainer Nagelsmann sieht Gnabry als Zehner gut aufgehoben. Es sei eine Rolle, in der seine Fertigkeiten nutzbringend zur Geltung kommen: „Serge hat extrem viel Power, einen guten Torabschluss, und er hat auch eine gute Kreativität.“ Joshua Kimmich, der Kapitän der Nationalmannschaft, hat Gnabry nach dem rauschhaften 6:0-Sieg der Bayern gegen Rasenballsport Leipzig zum Saisonauftakt „sehr viele sehr schlaue Entscheidungen“ attestiert.
Gute Aktionen wie Tore und Vorlagen steigerten das Selbstbewusstsein, hat Gnabry selbst vor der Abreise nach Bratislava gesagt. „Es läuft gerade sehr gut. Ich komme gut in die Spiele rein, bin zufrieden mit meiner Leistung, und die Ergebnisse stimmen auch.“ Was nun zu bestätigen sein wird.
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