
© IMAGO/Guillermo Martinez
Eklat vor, während und nach Pokalfinale: Die Unsympathen von Real Madrid
Kaum ein anderer Klub zelebriert Fußball wie Real Madrid. Seit Jahren aber verscherzen es sich die Königlichen mit der Fußball-Welt. Jüngstes Beispiel: Das Pokalfinale am Samstag.

Stand:
Die ausgewechselten Vinicius Junior und Antonio Rüdiger fletschten die Zähne, brüllten vom Spielfeldrand in Richtung Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea. Rüdiger beließ es am späten Samstagabend nicht bei verbalen Attacken, er schnappte sich einen Kühlpack, warf ihn knapp 20 Meter weit und verfehlte den Referee nur ganz knapp. Der deutsche Nationalspieler bekam die Rote Karte.
Das Pokalfinale in Spanien verlor Real Madrid gegen den FC Barcelona nach Verlängerung mit 2:3. Und Schuld daran hatte allein – da waren sich alle, wirkliche alle (Teammitglieder von Real) einig, der Schiedsrichter.
Wann hat es eigentlich angefangen, dass einem dieser große Klub, vielleicht der größte überhaupt, derart unsympathisch geworden ist? Damals, Anfang der Nullerjahre, als Reals Einkaufspolitik darin bestand, jeden Star zu kaufen, auch wenn er partout nicht ins Mannschaftsgefüge passen wollte („die Galaktischen“)?
Oder war es ein paar Jahre später, als Real von einem Mann aufs Feld geführt wurde, der vor allem bekannt für seine Gemeinheiten auf dem Rasen war: Sergio Ramos?
Vermutlich hätte der neutrale Fußballbeobachter auch noch diesen Raufbold Ramos verziehen, wenn Reals Präsident, der milliardenschwere Bauunternehmen Florentino Perez, seinen Klub nicht als Vorreiter für eine Super League ins Spiel gebracht hätte. Eine mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft für die allerreichsten Klubs. Glücklicherweise ist aus der Idee (vorerst) nichts geworden.
Vielleicht haben aber auch das schon wieder viele Fußballfans vergessen. Die Sache mit Real ist auch: Die Königlichen, wie die Fußballer des Klubs genannt werden, spielen bezaubernd schönen Fußball. Sie können die negativen Nebengeräusche ausblenden.
Inzwischen schaffen sie es aber kaum mehr. Allein in dieser Saison wieder: Real blamierte sich im vergangenen Herbst, als der Klub entschied, den Nominierten Vinicius Junior erst gar nicht zur Verleihung des Ballon d’Or anreisen zu lassen. Zuvor war durchgesickert, dass der Brasilianer den Preis nicht gewinnen würde. Offenbar eine Majestätsbeleidigung für die Klubführung.
Und nun, vor dem Pokalfinale gegen Barcelona, diffamierte der Verein im klubeigenen TV-Kanal Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea. Dessen vermeintliche Fehlentscheidungen wurden aufgelistet, woraufhin de Burgos Bengoetxea unter Tränen berichtete, wie sein Sohn in der Schule von anderen als Dieb beschimpft worden sei. Nun also, so sehen es die Real-Bosse und einige Spieler, hat der Schiedsrichter ihnen den Pokal gestohlen.
Real Madrid muss in den nächsten Monaten schon verdammt guten Fußball spielen, um das alles wieder auszublenden.
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