zum Hauptinhalt
Topspiel am Freitagnachmittag: Die Bayern-Frauen spielten im März gegen Wolfsburg zur Unzeit.

© imago images/DiZ-PiX/IMAGO/DiZ-PiX

Frauensport, wie ihn Männer sehen: Es ist noch ein weiter Weg zur Geschlechtergerechtigkeit

Ein TikTok-Kanal von Sky Sports UK für Frauen wird nach einem Shitstorm wieder eingestellt. Der Fall zeigt, welches Rollenbild männliche Medienmacher auch im Jahr 2025 immer noch transportieren.

Kit Holden
Ein Kommentar von Kit Holden

Stand:

Im Fußball nimmt man Probleme wie Sexismus und Misogynie mittlerweile ernst. Das war zumindest die Botschaft am vergangenen Wochenende, als die großen Männer-Profiligen in England, Spanien und Deutschland alle ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzten.

Blöd nur, dass sich das Frauenbild vieler Entscheidungsträger im Profisport nach wie vor am Jahr 1972 orientiert. Das zeigte zuletzt auch der britische Sender Sky Sports, als er einen neuen TikTok-Kanal für weibliche Sportfans ins Leben rief, um ihn nach nur drei Tagen wegen Sexismus-Vorwürfen einzustellen.

Schon der Start hatte für Stirnrunzeln gesorgt. Versprochen hatte Sky eine „inklusive Plattform“, die „Frauenperspektiven stärken“ sollte. Das „Halo“ (auf Deutsch: Heiligenschein) wurde aber auch ausdrücklich als „kleine Schwester“ der bestehenden Plattformen konzipiert und schlug auch inhaltlich einen entsprechenden Ton.

Neben der rosafarbenen, mit Herz- und Glitter-Emojis durchtränkten Ästhetik kritisierten auch viele User die gönnerhaften Captions. „Wie die Kombo aus Matcha und Hot Girl Walk wirkt“, hieß es etwa auf einem Clip von zwei Manchester-City-Spielern.

Auf einem anderen wurde darüber spekuliert, wie der neugewählte Bürgermeister von New York Zohran Mamdani „mit mir und Arsenal flirtet“. Die nicht so unterschwellige Andeutung: dass sich Frauen nur mit Sport arrangieren könnten, wenn er in Rosa-Matcha-Verpackung geliefert wird.

Nach viel Empörung und jeder Menge Hohn ruderte Sky nach drei Tagen zurück. „Wir haben zugehört. Wir haben es nicht richtig gemacht und deshalb beenden wir alle Aktivitäten auf diesem Konto“, hieß es in dem letzten Post auf „Halo“. „Wir wollen weiterhin Räume schaffen, wo Fans sich inkludiert und inspiriert fühlen“.

Womöglich ist das aber genau das Problem. Denn so desaströs der Versuch von Sky Sports auch war, war er in seiner geistlosen Oberflächlichkeit alles andere als einzigartig. Wenn es um Frauen und Frauensport geht, wird vieles sehr schnell in fluffigen Versprechen von „Inklusion“ und „Inspiration“ verpackt. Und so gut gemeint solche Stichwörter auch sein mögen, so völlig bedeutungslos sind sie ohne Taten und Inhalte.

Was taugt denn ein Aktionsspieltag gegen geschlechterspezifische Gewalt, wenn ein Spieler wie Mason Greenwood, der wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt und weder verurteilt noch freigesprochen wurde, weiterhin auf Spitzenniveau in der französischen Liga spielt?

Was bedeutet „Inspiration“, wenn das Topspiel der Frauen-Bundesliga um 16:55 Uhr am Freitagnachmittag angesetzt wird? Und welche Chance hat der Frauensport denn überhaupt, gegenüber dem Männerbereich aufzuholen, wenn Organisatoren nicht gleiches Preisgeld, Verbände nicht gleiche Gehälter und Vereine nicht gleiche Investitionssummen zahlen?

Der „Halo“-Kanal von Sky Sports mag besonders lächerlich und aus der Zeit gefallen wirken. Doch er ist auch ein Symptom einer Sportkultur, die in Sachen Geschlechtergerechtigkeit oft viel mehr verspricht, als sie tatsächlich liefert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })