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Hart umkämpftes Endspiel. Svenja Huth (links) im Zweikampf mit Alex Greenwood

© Imago/Eibner

Fußball-Europameisterschaft: Das Niveau war so hoch wie noch nie

Mehr Tore, mehr Taktik: Der Fußball entwickelt sich immer weiter, das EM-Turnier von England hat es eindrucksvoll belegt.

Abseits aller neuen Rekorde in Sachen Zuschauer oder Einschaltquoten war diese Fußball-Europameisterschaft der Frauen mitreißend wie noch nie. Das Finale in Wembley vor ausverkauftem Haus war der würdige Rahmen für ein sportlich hochklassiges Turnier und dürfte spätestens nach dieser Leistung auch die letzten kritischen Stimmen verstummen lassen. Bei dem 2:1-Sieg des Gastgebers über Deutschland zeigten die beiden besten Teams der EM sowohl in taktischer als auch technischer Hinsicht ihr ganzes Können.

Das Niveau ist allein in den letzten fünf Jahren seit der EM 2017 in den Niederlanden deutlich gestiegen. In der Defensive überzeugten schon seit längerer Zeit viele Nationen, doch im Spiel mit Ball haperte es teilweise. Dass sich das geändert hat, unterstreicht auch der höchste Tordurchschnitt mit 3,07 Treffern pro Spiel seit der EM 2005.

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Ebenso in taktischen Belangen haben sich mehrere Teams bei dieser Austragung weiterentwickelt. Neben Deutschland, England und Frankreich, die ein nahezu perfektes Pressingverhalten zeigten, hatten auch kleinere Nationen wie Österreich mit diesem Konzept Erfolg.

Es war nicht das Turnier der ganz großen Stars, was vor allem die beiden Finalisten England und Deutschland untermauerten, die dank ihrer geschlossenen Teamleistungen solch einen Erfolg verzeichnen konnten. Auch Frankreich schaffte es trotz der Verletzung von Top-Torjägerin Marie-Antoinette Katoto bis ins Halbfinale. Bei Spanien schmerzte natürlich der Ausfall von Weltfußballerin Alexia Putellas und Kapitänin Jennifer Hermoso. Trotzdem überzeugte auch „La Selección“ bei der EM. Zuletzt schien selbst Deutschland noch von Spielerinnen wie Dzsenifer Marozsán abhängig, was sich spätestens jetzt geändert hat. Diese Abhängigkeit ist beispielsweise bei Dänemark mit Kapitänin Pernille Harder oder Norwegen mit Ada Hegerberg noch immer gegeben, stellt aber eher die Ausnahme dar.

Unauffällig. Ada Hegerberg sorgte nicht für den Unterschied.
Unauffällig. Ada Hegerberg sorgte nicht für den Unterschied.

© Imago/PA Images

Auffällig gut war das Kopfballspiel, das eine viel größere Rolle spielte bei der EM und das nicht nur wegen des eindrucksvollen Treffers von Alexandra Popp im Halbfinale gegen Frankreich. Allein 27 von 95 Toren wurden per Kopf erzielt. An diesen Wert kam keines der letzten großen Turniere auch nur annähernd ran.

Die EM hatte Überraschungen sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht zu bieten. Eine kleine Enttäuschung war Norwegen, das im letzten Spiel gegen Österreich den Einzug in die K.o.-Phase verpasste. Die Norwegerinnen waren zwar nicht unbedingt die Favoritinnen auf den Titel, der Einzug ins Viertelfinale war aber das ausgeschriebene Ziel.

Das Verpassen allein wäre nicht ganz so dramatisch gewesen, wäre da nicht die 0:8-Niederlage gegen England, bei der die Norwegerinnen quasi verweigerten, zu verteidigen. Der Einzug Österreichs war hingegen eine positive Überraschung, die nicht unbedingt zu erwarten war.

Ganz bitter. Alexandra Popp fehlte nach starken Spielen im Finale.
Ganz bitter. Alexandra Popp fehlte nach starken Spielen im Finale.

© Imago/Pro Sports Images

Beste Spielerin des Turniers wurde die Engländerin Bethany Mead, die fünf Vorlagen gab und sechs Treffer erzielte. Lena Oberdorf wurde zur besten jungen Spielerin gewählt und gehörte auch generell zu den besten Akteurinnen der EM. Insgesamt war die Europameisterschaft fußballerisch so gut wie noch nie und begeisterte tausende Menschen unterschiedlichster Nationen. Diese Entwicklung sollte eine Etappe sein, nach oben ist immer noch Luft.

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