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Eliezer Sherbatov sorgt derzeit für viel Gesprächsstoff.

© imago/Newspix24

Israels Eishockey-Kapitän unterschreibt in Oswiecim: Große Geste? Affront? Der Wechsel zeugt von Mut

Der Israeli Eliezer Sherbatov unterschreibt bei einem Klub nahe des ehemaligen Konzentrationslagers. Das zeugt von großem Mut. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Eliezer Sherbatov hat es weit gebracht. Aktuell ist der aus Rehevot stammende Mann einer der besten in Israel geborenen Eishockeyspieler, was angesichts des Stellenwerts dieser Sportart dort nicht so erstaunlich sein mag. Aber Israels Nationalmannschaftskapitän hat dafür viel getan, um ein Profi zu werden.

In Israel, Kanada, Frankreich, Slowakei, Kasachstan und Russland hat er schon gespielt, nun kommt für ihn das siebte Land dazu, Polen. Der Außen hat einen Vertrag bei Unia Oswiecim unterschrieben. Das Eisstadion liegt unweit des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

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Natürlich sei er sich der Geschichte des Ortes sehr dezidiert bewusst, hat Sherbatov der israelischen Zeitung „Yedioth Ahronoth“ gesagt. Dass nun im Vorfeld ins Spiel gebracht wird, dass polnische Fans – allerdings im Fußball – oft durch antisemitische Parolen auffallen würden, schockt Sherbatov nicht. Die Leute in Polen seien sehr freundlich und hätten ihn gut aufgenommen, sagt er: „Die Menschen hier freuen sich darüber, dass ein Jude aus Israel für Auschwitz spielt.“

Sherbatovs Unterschrift in Oswiecim ist mehr als nur die Unterschrift unter einem Vertag. Sie ist nicht selbstverständlich, auch nicht 75 Jahre nach dem Massenmorden von Auschwitz durch die Deutschen. Die Unterschrift mögen manche als große Geste deuten, manche als Affront. Sie ist in jedem Fall mutig.

Auch von Seiten des Klubs, der sich offensichtlich um nicht irgendeinen Spieler bemüht hat, sondern ganz bewusst um Sherbatov. Der hat schon in der besten europäischen Liga, der von Russland aus gesteuerten KHL gespielt und mit 28 Jahren hätte er vielerorts einen Vertrag bekommen – aber er nahm das Angebot an und ging nach Oswiecim. „Ich habe eine große Motivation, gerade weil es Auschwitz ist“, sagt Eliezer Sherbatov.

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