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Ibrahim Maza ist der Maßstab: Maurice Krattenmacher macht bei Hertha BSC Lust auf mehr
Der Leihspieler vom FC Bayern München soll bei den Berlinern die Lücke füllen, die Ibrahim Maza hinterlassen hat. Der erste Eindruck ist vielversprechend.
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Benjamin Weber hat vor kurzem berichtet, dass Ibrahim Maza vor seinem letzten Spiel für Hertha BSC gehörigen Bammel hatte. Der Mittelfeldspieler des Berliner Fußball-Zweitligisten, der es aus der eigenen Jugend bis zu den Profis geschafft hat, fürchtete, dass ihn die Fans wegen seines Wechsels zu Bayer Leverkusen mit Pfiffen verabschieden könnten. „Die Angst konnten wir ihm schnell nehmen“, erzählte Herthas Sportdirektor Weber.
Tatsächlich hat sich Mazas Sorge als unbegründet erwiesen. Als der 19-Jährige nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison, dem 1:1 zu Hause gegen Hannover 96, im Olympiastadion vor der Ostkurve Abschied nahm, wurde er von den Fans ausgiebig gefeiert.
Das ist ein ähnlicher Spielertyp wie Ibo.
Herthas Trainer Stefan Leitl vergleicht Maurice Krattenmacher mit Ibrahim Maza
„Du wirst Champions League spielen, du gehst raus in die große weite Fußballwelt“, sagte der Vorsänger von Herthas Ultras an Maza gerichtet. „Darauf ist man bei Hertha BSC schon ein bisschen stolz.“
So nachsichtig waren die Fans des Klubs in der Vergangenheit nicht immer, wenn ein Spieler ihrer Mannschaft zu einem anderen Klub gewechselt ist. Aber Ibrahim Maza hat nun mal Maßstäbe gesetzt. Maßstäbe, an denen sich bei Hertha künftig Maurice Krattenmacher messen lassen muss.
Der offensive Mittelfeldspieler, den Hertha für ein Jahr vom FC Bayern München ausgeliehen hat, ist so etwas wie der offizielle Ersatz für Maza. „Das ist ein ähnlicher Spielertyp wie Ibo“, sagt Trainer Stefan Leitl. „Er ist ein Spieler, der im letzten Drittel immer wieder offensive Lösungen hat, über einen super ersten Kontakt verfügt und den letzten Pass in einer hohen Wiederholungszahl einfach an den Mann bringt.“
Wie Maza ist Krattenmacher auch erst 19, doch wie Maza verfügt er trotz seines jugendlichen Alters bereits über eine Menge Erfahrung im Profifußball. In der vergangenen Saison, in der er vom FC Bayern München an den Zweitligaaufsteiger SSV Ulm ausgeliehen war, hat er in 32 Spielen drei Tore erzielt und acht vorbereitet.
Nur für die Bayern, seinen Stammverein, hat der deutsche U-20-Nationalspieler bisher noch nie gespielt. Zwar durfte Krattenmacher mit dem Rekordmeister zur Klub-Weltmeisterschaft in die USA reisen, zum Einsatz ist er dort allerdings nicht gekommen.
Für Hertha BSC hat Krattenmacher am Wochenende, im Test gegen den BFC Dynamo, erstmals auf dem Platz gestanden. Eine Halbzeit spielte er für seinen neuen Klub, dabei steuerte er ein Tor und einen Assist zu Herthas 6:0-Erfolg gegen den Regionalligisten bei.

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Vor seinem Treffer lief Krattenmacher nach einem Pass von Toni Leistner auf Dynamos Innenverteidiger Amiro Amadou zu, wackelte ihn im Strafraum aus und vollendete mit einem Schuss ins kurze Eck zum zwischenzeitlichen 3:0. Bei seiner zweiten Torbeteiligung hätte Krattenmacher auch selbst abschließen können, nachdem er an der Mittellinie vor Sofiene Jamene an den Ball gekommen war. Doch statt zu schießen, legte er auf Jon Dagur Thorsteinsson ab, der das 4:0 erzielte.
Im zweiten Einsatz für seinen neuen Klub, beim Test gegen den Drittligaaufsteiger TSV Havelse, war Krattenmacher dann bei seinem 45-minütigen Einsatz sogar der beste Mann auf dem Platz. „In der ersten Hälfte war er fast an allen Aktionen beteiligt“, sagte Trainer Leitl. „Das ist schon ganz okay.“
Die Verpflichtung Krattenmachers eröffnet Herthas Trainer auch systematisch neue Möglichkeiten. Am Ende der vergangenen Saison ließ er seine Mannschaft meist in einem 3-5-2-System spielen. Dafür fehlt ihm aktuell allerdings noch ein zweiter treffsicherer Stürmer neben Fabian Reese.
Mit Reese harmonierte er prächtig
Gegen den BFC Dynamo und gegen Havelse bot Leitl sein Team daher in einem 5-4-1 auf, mit zwei Spielern auf den offensiven Halbpositionen, die dem einzigen richtigen Angreifer flankierend zur Seite stehen sollten. Maurice Krattenmacher hat gezeigt, dass er diese Rolle nicht nur besetzen, sondern auch gewinnbringend interpretieren kann.
Das Zusammenspiel mit Fabian Reese, mit dem er gegen Havelse erstmals gemeinsam auf dem Platz stand, funktionierte jedenfalls auffallend gut. „Sieht schon ganz ordentlich aus“, sagte Leitl. „Wir wussten natürlich, was uns Maurice geben kann. Und wir wussten auch, was er Fabi im letzten Drittel geben kann. Die Ansätze hat man in den ersten beiden Spielen gesehen.“
Gegen Havelse leitete Krattenmacher mit einer präzisen Flanke von der linken Seite Reeses Tor zum 2:2-Pausenstand ein. Dazu initiierte er zwei weitere gute Chancen für Herthas Mittelstürmer.
Er ist auch robust gegen den Ball
Reeses Pfostenschuss folgte einem doppelten Doppelpass mit Krattenmacher, und seiner ersten guten Gelegenheit gegen den Drittligisten war eine Balleroberung durch Krattenmacher im Mittelfeld vorausgegangen. Es war nicht das einzige Mal, dass er sich robust im Zweikampf zeigte und energisch auch im Spiel gegen den Ball.
Trotzdem sind es vor allem Technik und Spielwitz, die Herthas Neuen auszeichnen. „Er ist sehr dynamisch, was den Vorwärtsdrang angeht, so ein klassischer Zehner“, sagt Herthas Rechtsverteidiger Julian Eitschberger, der Krattenmacher aus der U-20-Nationalmannschaft kennt. „Das ist ein Junge, der die letzten Pässe spielen will und den Abschluss sucht. Er hat einen extrem guten Abschluss. Ich glaube, das bringt uns als Team weiter.“
Eitschbergers Einschätzung stimmt mit dem überein, was Krattenmacher selbst über sich sagt: „Ich bin torgefährlich, habe einen guten Abschluss, ein gutes Dribbling, ein gutes Passspiel und ein Auge für den besser positionierten Mitspieler.“ Dazu sei er „ruhig, bodenständig und nett“.
Die ersten Eindrücke bei seinem neuen Klub sind vielversprechend, auch wenn die Qualität der bisherigen Gegner – ein Dritt- und ein Viertligist – bei der Bewertung nicht außer Acht gelassen werden sollte. „Das sind immer noch Testspiele“, sagte Trainer Leitl, der ohnehin nicht zu Überschwang neigt. „Es ist was anderes, wenn wir in den Ligabetrieb gehen.“
Die nächsten Tests während des Trainingslagers in Kitzbühel, in das die Mannschaft an diesem Freitag reist, sind für den Berliner Zweitligisten zumindest schon andere Herausforderungen. Hertha trifft dann auf lauter Erstligisten: auf Bröndby IF aus Dänemark, auf Basaksehir aus der Türkei (beide am Sonntag) und zum Abschluss am kommenden Freitag auf Austria Wien.
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