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„Mit Kampf und Leidenschaft ist alles möglich“: Deutsche Fans glauben an den Traum vom EM-Finale
Vor dem Halbfinale machen die deutschen Fans ordentlich Stimmung. Gegen den amtierenden Weltmeister glauben sie an die Stärken des Teams – und hoffen auf eine Wiederholung von 2013.
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„Teamwork makes the Dream work“. Das steht auf dem gigantischen Banner, mit dem die deutschen Fans durch Zürich zum Letzigrund Stadion marschieren, wo an diesem Mittwochabend das Halbfinale gegen Spanien stattfindet. Sie alle glauben an den großen Traum vom Finale gegen England. „Super Deutschland olé!“ Brüllen sie im Chor und schwenken im Rhythmus ihre Fahnen. Viele von ihnen tragen Trikots, Hüte in den Farben der Nationalflagge oder haben sich eine Fahne um die Hüfte gebunden. „Wollen wir ins Finale“, schreit jemand ins Mikrofon, woraufhin alle noch lauter „Ja!“ rufen.
Nur wenige hundert Meter daneben bereiten sich die spanischen Fans auf der Spiel vor. Sie alle sind in rote und gelbe Farben gekleidet, tragen die Trikots von Weltstars wie Alexia Putellas oder Ona Batlle. Auch sie wollen gemeinsam zum Stadion laufen, wo sie nach dem Weltmeistertitel in Australien vor zwei Jahren auch die Hoffnungen auf den Europameistertitel hochhalten wollen.

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Mit dabei sind Sarah, Niki, Yvonne und Leonie aus der Nähe von Basel, sie waren bislang bei allen deutschen EM-Spielen dabei, außer bei dem Duell gegen Schweden – das einzige, das Deutschland verlor. „Wir sind der Glücksbringer vom deutschen Team“, sagt Sarah. Sie erwartet gegen Spanien, den amtierenden Weltmeister, ein schweres Spiel, glaubt aber an „das gute Mindset“ von Kapitänin Janina Minge und ihren Teamkolleginnen. „Sie können das schaffen. Sie sind einfach ein gutes Team, das nicht nur auf eine Spielerin fokussiert ist, sondern auf alle. Sie haben außerdem eine starke Abwehr und Sturm.“
Für uns ist es quasi eine Heim-EM.
André, Mitglied im DFB-Fanklub
Ihre Lieblingsspielerin ist Laura Freigang. „Die ist die coolste Sau überhaupt, aber auch Klara Bühl und Ann-Katrin Berger sind super.“ Letztere sicherte dem deutschen Team im Viertelfinale gegen Frankreich mit ihrem gehaltenen Elfmeter den Einzug in die nächste Runde. Ihrer Freundin Yvonne gefällt es besonders, dass die Konkurrenz zwischen den Fans sich zumindest außerhalb des Stadions in Grenzen hält. „Alle feiern zusammen, das ist super.“ Auch auf der Fanmeile spielen spanische und deutsche Anhänger gemeinsam Fußball und tanzen zu Songs von Nena und anderen Künstler:innen.

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Kerstin und ihr Mann André aus Aschaffenburg sind echte EM-Ultras, sie haben sich für jedes deutsche Spiel Urlaub genommen. „Das beste Spiel war das gegen Frankreich. Die Stimmung war genial, die gesamte Zeit über. Das war spannend bis zur letzten Minute“, sagt Kerstin. Auch gegen Spanien erwartet sie ein „spannendes Spiel“, fügt aber hinzu: „Sie schaffen das. Ich tippe 2:1 für uns.“
Kerstin und André sind bereits seit 2007 Mitglied im Fanklub des Deutschen Fußball-Bundes und verfolgen ebenso die Spiele der Männer. „Die Atmosphäre ist immer genauso gut, sowohl bei den Frauen und Männer“, sagt Kerstin.
André freut sich besonders über die kurzen Fahrten aus ihrer Heimat zu den Spielen, heute hat er auch seine Mutter Annemarie mitgebracht. „Egal ob St. Gallen, Zürich oder Basel – von uns ist es genauso weit wie nach München. Für uns ist es quasi eine Heim-EM. Das sehen auch andere so, deshalb sind wir oft in Überzahl.“ Tatsächlich waren etwa beim Fanwalk in Basel, während der Gruppenphase, bereits mehrere tausende Fans dabei.

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In Zürich ist überall spürbar, dass gerade eine Europameisterschaft stattfindet. Gleich in der Halle des Hauptbahnhofes hängt ein gigantisches Trikot und durch die Innenstadt führt ein City-Walk mit Schildern, auf denen prominente Frauen des Schweizer Fußballs vorgestellt werden.
Neben dem Fluss Limmat, bei der Münsterbrücke prangt in Übergröße der Ball des Turniers, unweit davon steht eine Skulptur des EM-Maskottchens Maddli, dessen Name angelehnt ist an Madeleine Boll, die erste Lizenzspielerin in der Schweiz.

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Die Stimmung in der Stadt gefällt auch Dirk aus dem Saarland, der mit zwei Kumpels aus dem Saarland angereist ist. Dirk war bereits 2013 bei der EM, als Deutschland im Finale mit 1:0 gegen Norwegen gewann und sich den Titel sicherte. „Das ist für mich quasi das Comeback, was Frauenfußball angeht. Ich will dabei helfen, die Weichen zu legen, damit die Mädels nochmal ins Finale einziehen.“

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Zum Fußball der Frauen kam Dirk, weil die Frauen in seiner Familie und seinem Freundeskreis Fußball spielten, darunter sogar die ehemalige Fußballerin Nadine Keßler, die mehrmals die Champions League gewann und als Weltfußballerin ausgezeichnet wurde. Die jetzige EM habe ihre Höhen und Tiefen gehabt, sagt Dirk. Besonders herausfordernd seien die Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn gewesen, die seither ausfällt und die Niederlage in der Gruppenphase gegen Schweden.
„Da kam ein moralischer Knick. Aber die Spielerinnen haben das im Viertelfinale gut aufgefangen. Gegen Spanien sind wir zwar Außenseiter, aber mit Kampf und Leidenschaft, den deutschen Tugenden, ist alles möglich.“
Sein Freund Jan ergänzt: „Die Frauenmannschaft hat die deutsche Fußball-DNA. Wir können jeden schlagen, über Kampf und Leidenschaft. Bei den Männern ist das leider etwas verloren gegangen, aber die Frauen können das, das hat man gegen Frankreich gesehen.“
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