
© imago images/Camera 4
Nach langer Pause und mehreren Coronavirus-Fällen: Spandau 04 tritt fast aus dem Stand gegen Europas Elite an
Die Vorbereitung verlief für die Berliner Wasserballer alles andere als optimal. Trotzdem haben die Spieler laut Präsident Stamm "richtig Bock".
Stand:
Pro Recco aus Genua hat im November immerhin zwei Ligaspiele ausgetragen – und beide gewonnen. Jug Dubrovnik steht in Kroatien bei acht Siegen aus acht Spielen. Allein Olympiacos Piräus ist seit Ende Oktober wegen des ausgesetzten Ligabetriebs in Griechenland ohne Einsatz, hat davor aber fünf Mal gespielt, und vier Mal gewonnen.
Und die Wasserfreunde Spandau 04? Exakt null Spiele seit dem Pokalsieg gegen Waspo Hannover Ende September.
„Wir wollen zeigen, dass es uns noch gibt. Aber von den Voraussetzungen ist das Wahnsinn“, sagt Präsident Hagen Stamm vor dem Auftakt der Champions League. Beim ersten von drei Turnieren in der Hauptrunde bestreiten die Wasserfreunde ab Montag in Italien drei Partien.
Die Rahmenbedingungen könnten kaum ungünstiger sein. Die Gegner gehören ohnehin zum Besten, was es im europäischen Wasserball gibt. Dazu stehen sie größtenteils voll im Saft, weil in vielen Ländern der Ligabetrieb läuft. In Deutschland ist der ursprünglich für Ende Oktober vorgesehene Bundesligastart dagegen wegen der aktuellen Pandemie-Situation längst ins neue Jahr verschoben worden.
Training wäre an sich erlaubt. Doch auch das war zuletzt kaum möglich. In den vergangenen fünf Wochen gab es insgesamt sechs positive Coronavirus-Fälle im Team. „Zum Glück alle mit einem leichten Verlauf“, sagt Stamm: „Doch wir waren immer dezimiert, an gemeinsames Training war nicht zu denken.“
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
Zudem war auch Kapitän Marko Stamm wegen einer Wirbelverletzung wochenlang verletzt. Zeitweise war offen, ob Spandau überhaupt beim Turnier in Ostia, einem Vorort von Rom, dabei sein kann.
Die Kraft fehlt
Inzwischen sind alle Spieler gesund, die für die Teilnahme obligatorischen Coronavirus-Tests waren durchweg negativ. „Wir haben zumindest wieder eine Mannschaft, das ist das erfreuliche. Die Nachwehen sind jedoch zum Teil noch spürbar, es fehlt bei einigen Spielern einfach an der Kraft“, sagt Stamm. Sie werden daher wohl nur zu Kurzeinsätzen kommen.
Eigentlich wird der Wettbewerb über mehrere Monate zunächst in großen Gruppen mit je acht Teams ausgespielt, die sich zu Hin- und Rückspielen in ihren jeweiligen Hallen treffen. Diesmal ist auch im Wasserball alles anders. Um die Champions League überhaupt retten zu können, sind mehrere sogenannte Turnierblasen vorgesehen.
Die erste in Ostia, weitere sollen im März und April folgen. Für die Veranstaltung im März haben sich die Wasserfreunde als Ausrichter beworben. Am Ende haben dann alle Teams in der Sechsergruppe zehn Spiele absolviert, die ersten vier kommen weiter und bestreiten im Juni gemeinsam mit den vier Besten der anderen Gruppe die Finalrunde in Hannover. So ist zumindest der Plan.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Doch erst einmal geht es für Spandau nach Italien. Dort gelten die derzeit üblichen Regeln: keine Zuschauer sowie strikte Hygienebestimmungen beispielsweise im Hotel und in der Halle.
Alle Gegner haben die Champions League schon gewonnen
Am Montag um 17.45 Uhr beginnt Spandau gegen Dubrovnik. Die Kroaten waren 2016 zuletzt Champions-League-Sieger. Am Dienstag wartet Piräus, der Sieger von 2018. Und am Mittwoch schließlich Pro Recco, mit acht Titeln Rekordsieger „und die Übermannschaft Europas“, wie Stamm sagt.
Spandau wäre selbst bei optimaler Vorbereitung gegen alle Gegner nur Außenseiter gewesen. „In unserer Situation wäre es jetzt allerdings schon eine Sensation, wenn wir überhaupt einen Punkt holen“, sagt Stamm. Um dann nachzuschieben: „Aber warum sollen wir nicht einen der Großen ärgern?“ Auch Trainer Petar Kovacevic bemüht in erster Linie das Prinzip Hoffnung: „Von vornherein verloren hat nur, wer sich schon zuvor aufgibt.“
Hilfreich zur Seite stehen könnte den Wasserfreunden der dreigeteilte Spielplan: Die eher schlagbaren Gegner CN Marseille und CC Ortigia aus Italien stehen diesmal nicht auf dem Programm.
„Im März sind wir dann hoffentlich in besserer Verfassung“, sagt Stamm. Bei allen Problemen sieht der Klubpräsident auch das Positive: Nach zweieinhalb Monaten kann die Mannschaft wieder Wasserball unter Wettkampfbedingungen spielen. Und das gleich auf höchstem Niveau. „Natürlich ist für uns vieles im Vorfeld nicht gut gelaufen, aber die Spieler haben richtig Bock.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: