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Taktik-Duell oder Offensivfeuerwerk?: Wie Leverkusens Wirtz die entscheidende Rolle in München einnehmen kann
Mit dem FC Bayern und Bayer Leverkusen treffen die beiden besten deutschen Teams in der Champions League aufeinander. Und damit auch Jamal Musiala und Florian Wirtz. Letzterer ist auf Wiedergutmachung aus.
Stand:
Einen Florian Wirtz sollte man besser nicht reizen, denn das kann schnell nach hinten losgehen. Diese Erfahrung mussten in dieser Bundesliga-Saison nicht wenige Spieler machen.
Willi Orban, der Kapitän von RB Leipzig, dürfte sich wohl nur sehr ungern an das Aufeinandertreffen im Januar erinnern, als er zunächst mit Wirtz aneinandergeriet und nur wenige Momente später vom 21-Jährigen viel zu einfach ausgedribbelt wurde, was schließlich zur Führung für Bayer Leverkusen führte.
„Manchmal wird er ein bisschen bockig, wenn ihm ein Gegenspieler auf den Sack geht. Das kann er abstellen“, sagte sein Teamkollege Jonathan Tah über den Mittelfeldstar von Bayer Leverkusen.
Ähnlich gereizt dürfte Florian Wirtz am Mittwoch im Achtelfinalhinspiel der Champions League beim FC Bayern München (21 Uhr, Dazn) antreten. Denn im jüngsten Duell der beiden Spitzenteams der Fußball-Bundesliga ließ Wirtz die große Gelegenheit, mal wieder den Unterschied zu machen, ungenutzt verstreichen.
Das Topspiel endete 0:0, weil der Leverkusener in der Nachspielzeit frei vor dem Tor vergab. Entsprechend motiviert dürfte Wirtz nun am Mittwoch sein. „Das wird großes Kino“, kündigte DFB-Präsident Bernd Neuendorf an.
Dass dieses Spiel mit so viel Vorfreude erwartet wird, liegt nicht nur am Aufeinandertreffen der beiden besten deutschen Mannschaften, sondern auch am Duell Florian Wirtz gegen Jamal Musiala, das ebenso talentierte Pendant auf der Seite der Münchner. Die beiden Nationalspieler ragen aus den ohnehin starken Offensivabteilungen ihrer Teams nochmal heraus. Allerdings ist fraglich, ob sie sich am Mittwoch derart frei entfalten können, wie das in der Regel der Fall ist.

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Die drei bisherigen Spiele in dieser Saison zwischen Bayern und Leverkusen waren geprägt von taktischen Vorgaben der beiden Trainer Vincent Kompany und Xabi Alonso, was Musiala und Wirtz nicht immer zugutekam. Während Florian Wirtz sich trotz der abwartenden Herangehensweise Leverkusens in München, sowohl in der Liga als auch im DFB-Pokal, stets zeigen und aufgrund seiner großen Qualität im Umschaltspiel gefährliche Akzente setzen konnte, tauchte Musiala beim jüngsten Unentschieden in Leverkusen komplett ab.
Das war auch der völligen Passivität der Münchner geschuldet, die lediglich zweimal zum Abschluss kamen, allerdings nicht einmal auf das gegnerische Tor.
Leverkusen dürfte das Auswärtsspiel diesmal forscher angehen
Nun stellt sich also die Frage, mit welchem Konzept die beiden Trainer ihre Mannschaften aufs Feld schicken. Dass Bayern in der heimischen Allianz-Arena erneut eine Taktik wählt, die sich einige Teams im Abstiegskampf vornehmen – nämlich die, um keinen Preis, ein Gegentor zu kassieren und das 0:0 zu halten – ist unwahrscheinlich. Doch auch Leverkusen dürfte auswärts diesmal forscher an die ganze Sache herangehen.
Zu Beginn der Saison wählte Leverkusens Trainer Alonso mit seinem Fokus auf die Defensive das richtige Konzept. Immerhin leistete sich Bayer zu diesem Zeitpunkt ungewohnt viele Fehler in der Abwehr und insgesamt konnten nur Jonathan Tah sowie Florian Wirtz ohne Umschweife an ihre starken Leistungen der Vorsaison anknüpfen.
Mittlerweile haben aber auch Leistungsträger wie Granit Xhaka, Alejandro Grimaldo oder Edmond Tapsoba zu ihrer alten Form zurückgefunden. Hinzu kommt das wiedererstarkte Gegenpressing, dem selbst Bayern zuletzt kaum etwas entgegenzusetzen hatte.
Er hat die Magie, dass in jedem Moment etwas Außergewöhnliches passieren kann.
Alejandro Grimaldo über seinen Mitspieler Florian Wirtz
Und damit ist auch wieder eine hohe Dominanz mit Ball möglich, von der nicht zuletzt Florian Wirtz profitiert. Sein Mitspieler Grimaldo bezeichnete den Ausnahmekönner jüngst als „den magischsten Spieler, mit dem ich je gespielt habe“. Wirtz habe „die Magie, dass in jedem Moment etwas Außergewöhnliches passieren kann“. Zusammen mit Stürmer Patrik Schick bildet er eines der torgefährlichsten Duos Europas. In dieser Bundesligasaison traf Wirtz bisher neunmal, gab zehn Vorlagen, Schick erzielte 16 Treffer und legte einmal vor.
Beim torlosen Unentschieden gegen Bayern vor zweieinhalb Wochen verzichtete Trainer Alonso zunächst auf einen echten Stürmer und brachte Schick erst kurz vor Schluss. Doch genau solch einen Torjäger könnte Bayer am Mittwoch gebrauchen. Gemeinsam mit Wirtz dürfte es dann wohl zu einem deutlich torreicheren Duell kommen. Denn dieser hat ja auch noch eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen.
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