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Wanda heißt das Maskottchen der World University Games.

© Rhine-Ruhr 2025 / Jutta Prechtel

World University Games kommen auch nach Berlin: Ein Hauch von Olympia

Bei den World University Games messen sich die Spitzensportler des Universitätssports. Die Sportlerinnen und Sportler treten zu ihren Wettkämpfen ab Mittwoch auch in Berlin an.

Von Bjarne Stocksmeyer

Stand:

Die World University Games, einst als Universiade bekannt, sind der wichtigste Wettkampf im internationalen Universitätssport. Erstmals seit 1989 kommt die Veranstaltung wieder nach Deutschland, drei Sportarten finden ab Mitte der Woche in Berlin statt. Hier die wichtigsten Informationen zu den World University Games, die einen Hauch von Olympia nach Deutschland bringen.


Geschichte

Der englische Pazifist Hodgson Pratt war einer der ersten Befürworter eines globalen Wettkampfes zwischen studentischen Athleten. Beim Weltfriedenskongress 1891 in Rom schlug er vor, eine Serie von Studentenkonferenzen ins Leben zu rufen, die Sport und Kunst beinhalten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann der Franzose Jean Petitjean „Olympia für Universitäten“ zu organisieren. Der Wettkampf wurde 1923 erstmals ausgetragen. Mit der Gründung der Fédération Internationale du Sport Universitaire (Fisu) 1949 fand nach dem Zweiten Weltkrieg wieder alle zwei Jahre ein universitärer Wettkampf statt, der ab 1959 Universiade hieß. 2020 wurden die Spiele schließlich zu den Fisu World University Games.

Zuletzt zu Gast in Deutschland waren die University Games 1989 in Duisburg. Circa 3000 Athleten traten damals an. Der eigentliche Ausrichter São Paulo gab die Spiele aus politischen Gründen ab. Deshalb hatte man damals nur 153 Tage Zeit, um die Veranstaltung auf die Beine zu stellen.


Sportarten

Jetzt wird wieder Universitätssport auf höchstem Niveau in Deutschland zu sehen sein, vor allem in der Rhein-Ruhr-Region. Vom 16. bis 27. Juli treten etwa 8500 Athletinnen und Athleten (nur 2000 weniger als bei Olympia 2024) aus rund 150 Ländern in 18 Sportarten an.

Erstmals im Programm steht 3x3-Basketball. Der über das halbe Basketballfeld auf einen Korb ausgetragene Sport war 2024 das erste Mal olympisch. Die Besonderheit bei den University Games: Mit 3x3-Rollstuhlbasketball ist zum ersten Mal ein Parasport dabei.

„Nichtbehindertensportarten mit Parasport zu vereinen, ist eine Chance, seine Leistungen zu zeigen, ohne auf die Behinderung reduziert zu werden“, sagt Steffi Rabert, Technische Delegierte beim Deutschen Basketball Bund.


Veranstaltungsorte

Die Veranstaltungsorte sind Bochum, Duisburg, Essen, Hagen, Mülheim an der Ruhr und auch Berlin. Teilnehmen dürfen nur immatrikulierte Studenten im Alter von 18 bis 25. Die Spiele werden live auf fisu.tv übertragen.

Ursprünglich sollte auch Düsseldorf Austragungsort sein, aufgrund inflationsbedingter Mehrkosten von rund 28 Millionen Euro entschied man sich, die Stadt aus dem Konzept zu streichen – ersetzt wird sie durch Berlin. „Wir sind stolz, ein Teil der größten Multisport-Veranstaltung nach den Olympischen Spielen zu werden“, sagt Iris Spanger (SPD), Senatorin für Inneres und Sport.

8500
Athleten treten bei den University Games an.

Dass Berlin dabei ist, wurde erst im September des letzten Jahres entschieden. Hier werden in der Ballsporthalle Köpenick, dem Horst-Korber-Sportzentrum, der Max-Schmeling-Halle, im Sportforum und im Europasportpark drei Sportarten stattfinden – Volleyball, Schwimmen und Wasserspringen.


Tickets

Es gibt drei Arten von Tickets. Ein Tagesticket, mit dem man sich für 13 Euro in allen Sportarten an einem Tag in einer Stadt alles anschauen kann. Das Sportticket für einzelne Sportarten startet ab 13 Euro. Zudem gibt es den Ground Pass. Ab 79 Euro bekommt man eine Dauerkarte und erhält Zugang zu allen Veranstaltungen, an allen Tagen und in allen Städten.


Aus der Region

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) geht bei den University Games mit 305 Athleten an den Start – so viele wie nie zuvor. „Konkret streben wir an, die jeweiligen Viertelfinals oder Top-Acht-Platzierungen zu erreichen. Natürlich freuen wir uns auch über Medaillenerfolge“, sagt adh-Sportdirektor Thorsten Hütsch zu den Erwartungen des Verbandes. Hier ein Überblick über Athleten aus der Region mit Chancen auf vordere Platzierungen bei den Sportarten in Berlin:

Konkret streben wir an, die jeweiligen Viertelfinals oder Top-Acht-Platzierungen zu erreichen.

Thorsten Hütsch, adh-Sportdirektor über die Erwartungen an das deutsche Team

Im Wasserspringen ist der Berliner TSC mit sechs Teilnehmern in der Nominierungsliste vertreten. Einer von ihnen ist Lou Massenberg, er studiert an der SRH-Fernhochschule. Seine größten Erfolge sind der dritte Platz bei der WM 2019 und zwei Silbermedaillen bei der letzten Austragung der University Games in Chengdu. „Eine Medaille ist definitiv anvisiert“, sagt er dem adh.

Gute Chancen auf eine Medaille hat auch Lena Hentschel vom Berliner TSC, sie studiert in den USA an der Ohio State University. Die gebürtige Berlinerin gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 Bronze im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. Bei der EM im türkischen Belek im Mai gewann sie vier Medaillen, unter anderem mit Luis Avila Sanchez von der Berliner Humboldt-Universität.

Medaillenchancen im Becken rechnet sich Ole Mats Eidam aus. Der Schwimmer vom Potsdamer SV studiert wie viele andere im deutschen Schwimmkader in den USA. Einen Monat vor den Wettkämpfen ist er von der University of Michigan nach Hause gekommen und „hofft auf eine Podestplatzierung“.

Von der Humboldt-Universität in Berlin tritt Moritz Eckardt im Volleyball an. In seiner Jugend spielt der U18-Europameister von 2018 beim Berliner TSC und bis 2021 beim VC Olympia. Mittlerweile spielt er beim TSV Haching München.

Lena Hentschel (links) mit ihrer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2021.

© REUTERS/ANTONIO BRONIC

Sowohl die Schwimmer, Wasserspringer als auch die Volleyballer stehen vor großen Herausforderungen. Parallel zu den University Games sind sowohl die Schwimmweltmeisterschaften in Singapur als auch die Volleyball Nations League, bei diesen Wettkämpfen sind ebenfalls Studierende ebenfalls im Einsatz.


Bekannte deutsche Teilnehmer

Unter anderem im 3x3-Basketball der Damen läuft eine Olympiasiegerin von 2024 auf – Elisa Mevius von der University of Oregon. Im 3x3-Rollstuhlbasketball der Herren ist Thomas Reier, Bronzemedaillengewinner der Paralympics 2024 von der Uni Köln dabei.

Beim Basketball spielen die Nationalspielerinnen Frieda Bühner und Hilke Feldrappe mit. Letztere begann ihre Karriere beim VfL Lichtenrade. Die Konkurrenz ist dafür umso stärker. Die Damen der USA reisen mit der Collegemannschaft von Texas Tech an, die Herren mit der Mannschaft der Baylor University.


Frühere Stars

Wer live vor Ort ist, erlebt in erster Linie die Stars von morgen – vielleicht den nächsten Michael Groß oder die nächste Britta Steffen. Im Ruhrgebiet sieht man möglicherweise den nächsten Larry Bird, die Basketballikone nahm 1977 in Sofia teil.

Schwimmer Groß trat 1985 in Japan schon als Olympia-Goldmedaillengewinner an. An die Universiade erinnerte er sich im Interview mit „Zeit Online“ folgendermaßen: „Da haben wir zusammen die Dopingkontrolle hinausgezögert, weil es Freibier für diejenigen gab, die nicht pinkeln konnten.“

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