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Lenny Stein (re., mit Patrick Breitkreutz) hat den BFC Preussen in die Regionalliga geschossen.

© imago/Matthias Koch

Wirbel um Wembley-Tor, Hubschrauber im Strafraum und skurrile Relegation: Zehn besondere Geschichten aus dem Berliner Amateurfußball im Jahr 2025

Auch 2025 war im Berliner Amateurbereich wieder jede Menge los. Wir blicken zurück auf Kuriositäten und außergewöhnliche Leistungen.

Stand:

Im Berliner Amateurfußball war auch 2025 wieder viel los. Hier sind zehn besondere Geschichten aus diesem Jahr. Von einer ungewöhnlichen Absage über eine unglaubliche Torflut bis zu einer Relegation, in der es nur Verlierer gibt.


Hubschrauber sorgt für Absage

Die Füchse Berlin und der TSV Mariendorf 97 eröffnen im Februar die Rückrunde der Berlin-Liga bei den Männern. So jedenfalls der Plan. Kurz bevor die Spieler den Rasen des Wackerplatzes an der Kienhorststraße betreten sollen, wird es allerdings laut. Ein Helikopter mit der Aufschrift „Notarzt“ und „Luftrettung“ landet mitten im Strafraum.

Wie die „Fußball-Woche“ berichtet, ist ein medizinischer Notfall in der Nähe der Sportanlage der Grund. Und nur diese bietet in der Umgebung genug Platz zum Landen. Erst nach gut 30 Minuten hebt der Helikopter wieder ab. Das Spiel fällt aus.

„Es wäre zu spät geworden, wir müssen das Flutlicht spätestens um 22 Uhr abschalten, sonst bekommen wir Ärger“, sagt Pierre Schönknecht, 1. Vorsitzender der Füchse-Fußballabteilung. Gespielt wird etwa einen Monat später, Mariendorf gewinnt 1:0.

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Tore fallen im Spiel zwischen dem Adlershofer BC und dem SSC Teutonia II.

Wahnsinn am Lohnauer Steig

Spiele mit völlig verrückten Verläufen gibt es in den unteren Klassen immer wieder. Stellvertretend sei hier eines genannt. Bezirksliga, 1. Abteilung, Anfang April empfängt der Adlershofer BC den SSC Teutonia II. Die Gäste führen in der elften Minute 2:0, kassieren den Ausgleich und gehen noch vor der Pause 3:2 und 4:3 in Führung.

ABC gleicht kurz nach dem Wechsel zum 4:4 aus. Knapp 20 Minuten vor dem Ende liegen die Gastgeber 4:6 zurück, in der 85. Minute steht es 6:6.

In der ersten Minute der Nachspielzeit fällt das 6:7. Aber auch diese erneute Führung reicht für Teutonia nicht, das Spiel nimmt eine letzte Wendung: 7:7, 90.+4, das war‘s nun wirklich mit dem Tag des offenen Tores am Lohnauer Steig. Am Saisonende fehlen dem ABC zwei Punkte zum Klassenerhalt, Teutonia II rettet sich knapp.


Aufstieg in letzter Sekunde

In der Nordstaffel der NOFV-Oberliga gibt es Ende Mai ein echtes Endspiel um den Aufstieg. Der BFC Preussen braucht vor etwa 2500 Zuschauern einen Sieg, Eintracht Mahlsdorf reicht ein Punkt.

Bis weit in die Nachspielzeit hinein steht es 0:0. Dann trifft Preussens Lenny Stein bei seinem Schuss die Unterkante der Latte, der Ball springt auf den Rasen und dann ins Feld – Wembley lässt grüßen. Tor? Kein Tor? Linienrichter Tim Gerstenberg signalisiert sofort: Tor. Preussen jubelt über das 1:0 und den Aufstieg, das Spiel wird nicht mehr angepfiffen, im Nachgang kommt es zu Tumulten auf dem Rasen.

Die entscheidende Szene sorgt für viel Gesprächsstoff. Beide Vereine präsentieren im Internet Videosequenzen, die ihre Sicht der Dinge belegen sollen. Eintracht Mahlsdorf etwa schreibt dazu bei Instagram: „Unsere Mannschaft wurde durch eine Fehlentscheidung des Schiedsrichterteams um die Meisterschaft gebracht.“

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Relegation ohne Sieger

Nochmal Oberliga, am selben Tag. Der SC Staaken steigt nach dem 0:2 beim Berliner AK ab. Denken alle, denkt auch der Verein. Aber zunächst kommt es anders. „Relegationsspiele nun doch notwendig und angesetzt“, schreibt der Verein später auf seiner Webseite.

Hintergrund ist, dass der 1. SC Heiligenstadt aus der Thüringenliga angekündigt hat, nur in die Oberliga hochzugehen, wenn man Meister wird. Ansonsten hat kein anderes Team aus der Liga Interesse am Aufstieg.

Die Saison in Thüringen läuft noch, währenddessen spielt Staaken zweimal gegen die BSG Wismut Gera aus der Süd-Oberliga. Die Berliner gewinnen 2:1 und 2:0 und hoffen eine Woche auf den Klassenerhalt. Heiligenstadt wird jedoch Meister und steigt auf, Staaken muss runter. Kommentar des Vereins dazu: „Für uns und Wismut Gera waren die Relegationsspiele im Nachhinein nur kostenintensive ‚Freundschaftsspiele‘.“

Für uns und Wismut Gera waren die Relegationsspiele im Nachhinein nur kostenintensive ‚Freundschaftsspiele‘.“

SC Staaken


Mit 61 in der Berlin-Liga

Hilalspor steht in der Berlin-Liga längst als Absteiger fest, mit deutlichen Auflösungserscheinungen. In der zweiten Hälfte der Rückrunde hagelt es vier zweistellige Niederlagen, darunter ein 0:16 und ein 0:17.

Zum vorletzten Spiel, auswärts bei Stern 1900, finden sich an einem Mittwochabend im Juni nur sieben Mann ein. Einer von ihnen ist Veysel Öner, 61 Jahre alt und eigentlich Trainer.

Doch Öner muss ran. 15 Minuten und sechs Gegentore später humpelt ein Spieler vom Platz. Da eine Mannschaft mit sechs Akteuren nicht weitermachen darf, folgt der Abbruch und die 6:0-Wertung für den Gegner. Am Saisonende stehen zehn Punkte (Torverhältnis: 37:162). Inzwischen hat sich Hilalspor stabilisiert und ist in der Landesliga Dritter.


Aufholjagd mit Beigeschmack

Der Tabellenzweite Hertha BSC führt am letzten Spieltag der Ü-50-Verbandsliga Ende Juni nach 44 (von 60) Minuten 6:4 beim SD Croatia. Daher scheint Croatia ziemlich sicher als Absteiger festzustehen und der 1. FC Union, dessen Partie bei Berolina Mitte (4:1) schon zu Ende ist, die Klasse zu halten.

Anschließend ereignet sich Erstaunliches auf dem Kunstrasen des Friedrich-Ebert-Stadions. Die Gastgeber schießt noch acht (!) Tore, gewinnen 12:6 und ziehen an Union vorbei. Beide sind punktgleich und haben ein Torverhältnis von plus 3. Doch Croatia hat mehr Treffer erzielt.

„Den Sport mit Füßen getreten“, titelt die FuWo über Herthas Totalzusammenbruch. Begriffe wie „übler Nachgeschmack“ und „handfester Skandal“ fallen ebenfalls. Die Partie bekommt eine mediale Aufmerksamkeit wie wohl selten ein Seniorenspiel zuvor. Union legt Einspruch gegen das Ergebnis ein, „das sind wir unserer Mannschaft schuldig“, sagt Pressesprecher Christian Arbeit dem Tagesspiegel.

In der „Welt“ sagt Herthas Trainer Jürgen Marquardt: „Wir haben leider am Ende Chaos-Fußball gespielt. Doch wir waren an diesem Spieltag auch extrem ersatzgeschwächt.“ Von Manipulation könne keine Rede sein.

Das deckt sich mit den Schilderungen des eigens als Beobachter entsandten Kurt Schmidtkowski. Der Referent für Senioren- und Altligaspielbetrieb beim Berliner Fußball-Verband sagt dem rbb: „Croatia war einfach besser und die Spieler von Hertha hatten keine Puste mehr.“ An den Fakten in Sachen Abstieg ändert sich nichts mehr.

Inzwischen sind zahlreiche Spiele der laufenden Saison absolviert. Hertha ist aktuell Zweiter, Croatia ohne Punkt Letzter, Union liegt in der Landesliga mit Aufstiegschancen auf dem fünften Platz.


79 Tore von Sarah Schatton

160 Tore erzielt der verlustpunktfreie Meister Blau-Weiß Mahlsdorf-Waldesruh in der Berlin-Liga-Saison 2024/25 der 7er-Frauen (Kleinfeld). Fast die Hälfte davon gehen auf das Konto von Sarah Schatton, nämlich 79. Keine andere Spielerin in ganz Deutschland schafft so viele Treffer.

Damit sichert sich die gebürtige Berlinerin, die über 50 Bundesligaspiele bestritten hat (u.a. für den 1. FFC Frankfurt), auch die „Torjägerkanone für alle“ vom „Kicker“ für die vierthöchste Spielklasse. Im rbb spricht die 37-Jährige von einem „Mannschaftserfolg“ und sagt, es sei „eine besondere Anerkennung dafür, dass man auch im hohen Alter etwas erreichen kann. Weil man doch nicht mehr die Jüngste ist“.

Sanna El-Agha (li.) und Sarah Schatton haben in ihren Spielklassen jeweils die „Torjägerkanone für alle“ gewonnen.

© imago/Matthias Koch


Türkiyemspor kommt auf 275 Treffer

Gleich nochmal Tore am Fließband aus Berlin. Die vierte Mannschaft von Türkiyemspor kommt 2024/25 in der Kleinfeld-Bezirksliga auf 275 Tore (bei drei Gegentreffern) in 20 Begegnungen – deutschlandweiter Bestwert nicht nur bei den Frauen, sondern auf alle Erwachsenenteams bezogen. Allein Sanna El-Agha ist 65-mal erfolgreich.


Altglienicke ist auswärts zu Hause

Die VSG Altglienicke ist gut rumgekommen in den letzten Jahren. Seit dem Aufstieg in die Regionalliga Nordost 2018 hat der Verein keine sportliche Heimat mehr, weil das eigene Stadion die geforderten Vorgaben nicht erfüllt. „Die Stadionnomaden von Berlin“ nannte Torsten Mattuschka, aktueller Sportlicher Leiter der VSG, den Klub einmal.

Vor der jetzigen Spielzeit spitzt sich die Lage zu. Es gibt keine Einigung mit Lichtenberg 47 über die weitere Nutzung des Hans-Zoschke-Stadions durch Altglienicke. „Wir ziehen es jetzt in Betracht, nach Brandenburg zu ziehen. Und das ist für eine Berliner Fußballmannschaft natürlich eine Vollkatastrophe“, sagt Geschäftsführer Marco Schröder im Mai.

Die VSG Altglienicke trägt ihre Heimspiele in Fürstenwalde aus.

© imago/Matthias Koch

Keine drei Monate später trägt Altglienicke das erste Spiel der neuen Saison im Fürstenwalder Friesenstadion aus, rund 50 Kilometer östlich von der eigenen Sportstätte. Das ist das neue „Heim“-Stadion der VSG. „Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben“, sagt Schröder vor dem Auftakt.

Der Zuschauerschnitt ist von 599 im Schnitt in der gesamten vorigen Saison auf aktuell 711 gestiegen. Und auch die Punkteausbeute ist nach zehn Heimspielen leicht besser: 17 jetzt, 15 vor einem Jahr.


Ausgeschlafene Wilmersdorfer

Feiertag! Ausschlafen? Gemütlich in den Tag starten? Das gilt nicht für die Spieler des 1. FC Wilmersdorf und der Spandauer Kickers. Ihre Partie am 3. Oktober ist für 9.30 Uhr angesetzt – und das in der Berlin-Liga, der höchsten Spielklasse der Stadt.

„Wir hätten natürlich lieber später gespielt“, sagt Wilmersdorfs Trainer Timo Szumnarski vorab. Doch ab mittags ist der Sportplatz im Volkspark Wilmersdorf wegen eines Jugendturniers belegt, eine Verlegung auf den Abend vorher klappt nicht.

Vor allem Wilmersdorfs Yousef El-Meguid erweist sich sofort als hellwach, er trifft in der zweiten und sechsten Minute. Am Ende heißt es im Topspiel sogar 6:1.

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