zum Hauptinhalt
Thema

Altersvorsorge

Offiziell stehen die Fronten unverändert. Mit den Grünen "nicht zu machen" sei die Verschiebung der privaten Altersvorsorge von 2001 auf 2002 im Rahmen der Rentenreform, gab Fraktionschefin Kerstin Müller am Wochenende zu Protokoll.

Im aktuellen Gesetzesentwurf zur Rentenreform gibt es nach Ansicht des Bundesverbandes Deutscher Banken noch erheblichen Nachbesserungsbedarf. "Wir befürworten zwar eine schnelle Reform der Rentenversicherung, bisher gibt es aber noch zu viele handwerkliche Mängel", sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Weber zu den Plänen, die nächste Woche im Kabinett verabschiedet werden sollen.

Wenn sich Sozialminister Walter Riester (SPD) im Gespräch mit Mitgliedern der SPD-Bundestagsfraktion Gedanken darüber macht, wie er doch noch die Zustimmung der Gewerkschaften zu seiner geplanten Rentenreform finden kann, wird immer wieder ein Zaubermittel beschworen. "Wir stärken die betriebliche Altersversorgung", heißt es dann.

Bei der betrieblichen Altersvorsorge (BAV) gibt es in Deutschland zurzeit vier Modelle, die Direktversicherung, die Pensionskasse, die Direktzusage sowie die Unterstützungskasse. Bei allen kann der Arbeitgeber die gesamten Beiträge bezahlen, sie mit dem Arbeitnehmer teilen oder sie dem Mitarbeiter überlassen.

Versicherungsrendite: Sie ist von "Finanztest" zur besseren Vergleichbarkeit neu entwickelt worden und entspricht quasi einem Effektivzins einer privaten Rentenversicherung. Höhe und Zeitraum der Beitragszahlungen sowie der späteren Auszahlungen fließen in die Berechnung ein.

Es sah alles danach aus, als seien die Lebensversicherer die großen Gewinner der geplanten Rentenreform. Denn allein die private Rentenpolice schien den Kriterien zu genügen, die für eine staatliche Förderung erfüllt sein müssen.

Die Bundesregierung hat die Pläne für den Ausbau der privaten und betrieblichen Altersvorsorge konkretisiertWas es vom Staat gibt: Gefördert wird entweder über eine Zulage oder über die Möglichkeit der steuerlichen Anerkennung des Vorsorgeaufwands bei der Steuererklärung. Dabei prüft das Finanzamt, was für den Einzelnen günstiger ist.

Deutschland hinkt bei der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge im internationalen Vergleich hinterher. Das Pro-Kopf-Vermögen, das ein Amerikaner Mitte der 90er-Jahre in Pensionsfonds investiert hatte, war 16 Mal höher als das eines deutschen Sparers und rund sechs Mal so hoch wie im Euro-Gebiet.

Bundesarbeitsminister Walter Riester hat im Gesetzesentwurf zur Rentenreform die Förderung zur privaten Altersvorsorge konkretisiert: Nach dem Entwurf, wie er dem Tagesspiegel vorliegt, sollen künftig Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Investmentanteile oder Banksparpläne bei der privaten Altersvorsorge gefördert werden.Eine vor allem für Anlagen in Investmentfonds wichtigste Vorschrift ist, dass mindestens die eingezahlten Beiträge wieder ausgezahlt werden müssen.

Trotz anhaltender Kritik aus den eigenen Reihen hat das Konzept von Bundesarbeitsminister Walter Riester für eine umfassende Rentenreform die erste Hürde in der SPD genommen. Am Montag billigte das Parteipräsidium die Eckpunkte der Reform.

Geldanlagen in Aktien werden in Deutschland auf Grund der zunehmenden privaten Altersvorsorge und neuer Internet-Angebote nach Meinung von Börsenexperten rasant zunehmen. "Der deutsche Aktienmarkt ist ein boomender Markt", sagte der Chef des Deutschen Aktieninstituts, Rüdiger von Rosen, am Donnerstag in Berlin.

Immer mehr Deutsche werden Aktionäre. Das Thema Vermögensaufbau und private Altersvorsorge spielt bei den Bürgern eine immer größere Rolle, und der Beratungsbedarf über Anlagemöglichkeiten, speziell an der Börse, wächst mit.

Bundesregierung und Union schlagen in der Rentendebatte wieder versöhnlichere Töne an. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Merz (CDU), bekundete das Interesse von CDU und CSU an einer Renteneinigung womöglich noch im Oktober.

Die rot-grüne Bundesregierung will Frauen bei der privaten Altersvorsorge, die mit der geplanten Reform zusätzlich zur gesetzlichen Rente eingeführt wird, vor Nachteilen schützen. Wie die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ulla Schmidt am Montag in Berlin ankündigte, sollen die Versicherer verpflichtet werden, so genannte "Unisex"-Modelle mit gleichen Beiträgen und Leistungen wie für Männer anzubieten.

Über die Zinsen fürs Sparkonto und auch über die Erträge aus festverzinslichen Wertpapieren lächeln diejenigen Anleger nur müde, die ihr Spargeld an die Börse getragen und dafür Aktien gekauft haben. Anfang März 2000 durchbrach der Deutsche Aktienindex (Dax) die Hürde von 8000 Punkten, fiel allerdings inzwischen wieder zurück.

Von Wolfgang Büser

In die Debatte um die Förderung der Privatvorsorge durch die Rentenreform haben sich am Montag auch die Banken und die Investmentgesellschaften eingemischt. Sie legten in Frankfurt ein auch vom Deutschen Industrie- und Handelstag und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks unterstütztes Vorsorgekonzept vor, mit dem sie offenbar vor allem verhindern wollen, dass die Versicherungsbranche allein das große Geschäft mit der Riesterschen Vorsorge macht.

Vor einer wachsenden Altersarmut durch die derzeit diskutierte Rentenreform hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin gewarnt. Wenn das Rentenniveau wie vorgesehen gesenkt werde, müsse es auch eine Pflicht zur privaten Altersvorsorge geben, fordert das Institut in seinem jüngsten Wochenbericht.

console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })