
© Imago/Sven Simon/Frank Hoermann
„Historisch schlecht befüllt“: Gasspeicher in Deutschland sind offenbar nur mäßig voll
Anders als in den Vorjahren wird einem Bericht zufolge in der Bundesrepublik vor Beginn der Heizsaison deutlich weniger Brennstoff gelagert. Die Grünen warnen, die Regierung beschwichtigt, verweist auf LNG und hohe Preise.
Stand:
Der Sommer neigt sich dem Ende, die neue Heizsaison naht. Einem Medienbericht zufolge ist in den deutschen Gasspeichern zurzeit deutlich weniger Gas gelagert als üblich. Offiziellen Angaben zufolge waren die Speicher zum Stichtag 11. August nur zu 65 Prozent gefüllt, wie es bei der „ARD-Tagessschau“ online heißt. 2022 hätten die Behörden einen Füllstand von 75 Prozent registriert, 2023 lag die Auslastung demnach bei 90 Prozent und 2024 waren es sogar knapp 92 Prozen, heißt in dem Bericht weiter.
Viele Nachbarländer seien deutlich besser vorbereitet, so die ARD. So seien die Anlagen in Frankreich und Polen zu etwa 80 Prozent ausgelastet, Österreich komme auf 77 Prozent, Belgien sogar auf 92 Prozent.
Ich will gar keine Panik schüren, aber mir macht das Sorge, dass bei einem sehr, sehr kalten Winter die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet ist.
Michael Kellner, Sprecher der Grünen für Energiepolitik
„Die Gasspeicher in Deutschland sind historisch schlecht befüllt, auch im Vergleich zu unseren Nachbarstaaten“, sagte Michael Kellner, Sprecher der Grünen für Energiepolitik. „Ich will gar keine Panik schüren, aber mir macht das Sorge, dass bei einem sehr, sehr kalten Winter die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet ist.“
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Wirtschaftsministerium sieht keine Gefahr
Um eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden, gelten in Deutschland eigentlich strenge Füllvorgaben für die Betreiber. Doch genau die hatten die EU und die Bundesregierung vor Kurzem deutlich gelockert. Zusätzlich hatte das zuständige Ministerium für Wirtschaft und Energie auch die sogenannte Alarmstufe für die Gasversorgung aufgehoben. Die war kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Sommer 2022 verhängt worden.
Nach Einschätzung des Ministeriums besteht inzwischen allerdings keine akute Gefahr mehr für eine akute Gasmangellage. „Anders als in den Vorjahren stehen uns derzeit vier schwimmende Flüssiggasterminals für die Versorgung zur Verfügung“, sagt eine Sprecherin der ARD. „Die Terminals gewährleisten das ganze Jahr eine sehr flexible Möglichkeit, Gas zu importieren. Das führt dazu, dass Gasspeicher relativ gesehen an Attraktivität verloren haben.“
Industrie führt hohe Gaspreise als Grund an
Die Gasindustrie selbst erklärt die niedrigen Speicherstände auch mit den aktuell hohen Preisen auf dem Gasmarkt. Viele Versorger wie zum Beispiel Stadtwerke hätten sich deshalb in den vergangenen Monaten nicht so stark mit Erdgas eingedeckt, sagt Timm Kehler vom Branchenverband Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft.
Trotzdem sieht auch die Industrie keine Gefahr bei der Gasversorgung. „Die Speicher werden weiter gefüllt und das gesetzliche Ziel überschreiten“, so Kehler. Auch die Bundesnetzagentur beschwichtigt. Trotz der niedrigen Speicherstände sei die Versorgungslage stabil. Durch die neuen Terminals für Flüssiggas sei Deutschland auf einen kalten Winter gut vorbereitet.
Die Bundesregierung hatte gerade angekündigt, alle Gasverbraucher zu entlasten. Die Bundesregierung brachte entsprechende Pläne auf den Weg und beschloss eine Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes. Konkret sollen Unternehmen und Verbraucher von Kosten der Gasspeicherumlage befreit werden. Die Gasspeicherumlage soll künftig vom Bund finanziert werden.
Insgesamt sollen alle Endkunden um insgesamt rund 3,4 Milliarden Euro entlastet werden, wie Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) einem Bericht der Agentur dpa zufolge in Berlin sagte. Bei einer Umlagenhöhe von zuletzt 0,289 Cent pro Kilowattstunde betrage die Entlastung für einen Vierpersonenhaushalt je nach Verbrauch rund 30 bis 60 Euro im Jahr. (lem)
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