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Airbus präsentiert auf der Ila auch den lange verzögerten Militärtransporter A400M (hinten).

© dpa

Ila 2012: Schönefeld hebt ab

Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet die Luftfahrtshow Ila – die bislang größte Branchenschau auf dem neuen Gelände.

Angela Merkel, in ihrem apricotfarbenen Jacket, kann sich ein Lächeln nur fast verkneifen: Thomas Enders, EADS-Chef, Branchenpräsident, Major der Reserve, mit gebrochenem Arm in einer Schlaufe, steht neben der Kanzlerin am Pult auf dem Flugfeld und dankt zunächst Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) – „für die fristgerechte Fertigstellung dieses neuen Expo- Centers.“ Als da einige unter den rund dreihundert Zuhörern auf dem neuen Ila-Gelände bei dem Gedanken an den Flughafen BER nebenan hämisch lachen, schiebt Enders nach: „Nein, nein! Das meine ich ganz ernst. Eine tolle Leistung.“

Bevor sich Deutschlands wichtigster Luftfahrtmanager an diesem schwülheißen Dienstagnachmittag ganz um Kopf und Kragen redet, ergreift Merkel das Wort. Sie erinnert an den Jahrestag des 11. September 2001, an die Opfer der Terroranschläge von New York und Washington. Es war die schlimmste Katastrophe der Luftfahrtgeschichte. „In den elf Jahren seither haben wir gemeinsam den Kampf aufgenommen gegen den Terrorismus, für die Freiheit und Demokratie“, sagt Merkel. Wer genau „wir“ ist, lässt sie offen. Doch es kehrt wieder Ruhe ein.

So kann die Kanzlerin zur Tagesordnung übergehen und die Leistungen einer Branche würdigen, die – trotz Finanzkrise – ihre Umsätze stetig steigert, zuletzt auf knapp 26 Milliarden Euro allein hierzulande. Gut 97 000 Mitarbeiter beschäftigen Hersteller und Zulieferer direkt, fast 10 000 mehr als noch vor vier Jahren. Merkel lobt die „beeindruckende Palette“ an Gerät und Themen auf der Ila. Es gehe um ökoeffizientes Fliegen, neue Werkstoffe, alternative Kraftstoffe. „Hier zeigt sich die Stärke der deutschen Ingenieurskunst“, sagt sie noch bevor sie zu ihrem zweistündigen Rundgang ansetzt und die Messe mit den Worten „Willkommen an Bord der Ila 2012. Wir sind startklar!“ offiziell eröffnet.

Fotos - Die Stars der Ila 2012

Merkel geht los in einem Pulk Hunderter Begleiter und Schaulustiger. Das Besuchsprogramm ist streng ausbalanciert, um ja niemanden zu brüskieren. Vor zwei Jahren noch war sie dem damaligen Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auf den Schlips getreten, als sie in seiner Begleitung scheinbar spontan bei einer Vertragsunterzeichnung des Konkurrenten Emirates Patin stand: Die Golf-Airline bestellte 60 neue A380 bei Airbus und stahl Lufthansa die Show. Diesmal besucht sie höflichst auch das neuste Lufthansa- Flaggschiff, den Boeing-Jumbo 747-8, um ihn gemeinsam mit Landesvater Matthias Platzeck auf den Namen „Brandenburg“ zu taufen. Am Stand des Triebwerksherstellers MTU lässt sich Merkel diesmal das „Triebwerk der Zukunft“ zeigen, beim Konkurrenten Rolls-Royce eines der Gegenwart. Merkels Lauf könnte fast ewig gehen, es ist die größte Ila aller Zeiten: 250 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und 1243 Aussteller, gut 40 Prozent davon aus 45 anderen Ländern. Erstmals seit Jahren ist auch Boeing aus Seattle wieder da. Aus dem diesjährigen Partnerland Polen sind 60 der 80 im Verband organisierten Unternehmen vor Ort.

Das neue Gelände wirkt etwas aufgeräumter als das alte, das dem BER weichen musste. Schön in Reihe, nicht wie bisher im Pulk, stehen auch Phantoms, Tornados und Eurofighter der Luftwaffe. Und die Weltkriegsjäger wie die Messerschmitt Bf 109 oder Me 262.

Dass die Branche nicht nur kämpfen kann, zeigt etwa die kleine Entwicklerfirma PC-Aero aus Nesselwang im Allgäu. Sie präsentiert auf der Ila erstmals ihren Einsitzer „Elektra One Solar“ samt mobiler Solartankstelle, die sich der Hobbyflieger ans Auto hängen kann. Damit kann man bis zu acht Stunden wirklich sauber fliegen.

Fachbesucher haben noch bis Donnerstag Zeit, relativ entspannt über das neue Gelände zu schlendern. Von Freitag bis Sonntag dürfen auch Privatleute zu der Show. Vor zwei Jahren kamen insgesamt 235 000 Besucher. Geöffnet ist täglich von zehn bis 18 Uhr. Die Karten kosten 22 Euro, ermäßigt 14.

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