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„Nicht der Anspruch Deutschlands“: Wissing kritisiert Probleme bei der Bahn während der EM scharf
Viele Fans waren gefrustet, mehrmals bat die DB während der Fußball-EM um Verständnis für Verspätungen und Zugausfälle. Der Verkehrsminister findet zum Ende des Turniers klare Worte.
Stand:
Die Deutsche Bahn selbst zieht eine gemischte Bilanz, Bundesverkehrsminister: Volker Wissing (FDP) aber hat der DB ein schlechtes Zeugnis für ihren Einsatz während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ausgestellt.
„Was den Fans teilweise widerfahren ist, entspricht nicht dem Anspruch Deutschlands und nicht dem Anspruch, den ich an unsere Verkehrsinfrastruktur habe“, sagte Wissing der „Welt am Sonntag“.
Mit der Ankündigung, während der EM täglich 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Zugverkehr zur Verfügung zu stellen, hat sich die DB übernommen.
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister (FDP)
Er sehe vor allem zwei Gründe für die Probleme des Staatskonzerns während der EM: „Mit der Ankündigung, während der EM täglich 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Zugverkehr zur Verfügung zu stellen, hat sich die DB übernommen“, sagte Wissing. „Auch wenn die Absicht dahinter sicher gut war, kann das Netz im derzeitigen Zustand diese zusätzlichen Kapazitäten nicht bewältigen.“
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Die zweite Ursache für die Schwierigkeiten der Bahn sieht der Verkehrsminister in den Wetterverhältnissen: „Die ersten Wochen der EM waren geprägt von Starkregen und den anhaltenden Folgen der Überschwemmungen im Süden. Für solche Extremwetterlagen ist das Netz nicht ausgelegt, weil die Entwässerungssysteme diese Wassermassen nicht aufnehmen können“, so Wissing.
Wissing hofft auf Generalsanierung bei der Bahn
Deshalb werde man bei der am Montag beginnenden Generalsanierung der Hochleistungskorridore auch Entwässerungsanlagen verbessern. „Die Infrastruktur wird also nicht nur moderner, sondern auch resilienter gegenüber klimawandelbedingten Extremwetterlagen“, sagte der Minister.
Die DB selbst hatte zuvor vor allem mit Blick auf die Pünktlichkeit ein gemischtes Fazit zu ihrer Leistung gezogen. „Hier wurde das Maximum aus dem Bahnsystem herausgeholt, die Möglichkeiten wurden jedoch durch eine veraltete und überlastete Infrastruktur beschränkt“, teilte die Bahn mit.

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Zudem sei der Zugverkehr vor allem auf der Nord-Süd-Route einige Wochen lang durch Hochwasserschäden beeinträchtigt gewesen. „Mehrere Hundert ICE-Züge pro Tag mussten umgeleitet werden, die Reisezeit verlängerte sich dadurch um 30 bis 60 Minuten“, hieß es.
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, teilte mit: „Rund 150.000 Mitarbeitende der DB haben alles dafür getan, dass viele Millionen Fans und die Mannschaften sicher und zuverlässig zu den Spielen reisen konnten. Das war angesichts der heftigen Belastungen der Bahn durch Extremwetter kurz vor und während der EM ein echter Kraftakt. Allen Fahrgästen danke ich für ihre Geduld und Umsicht während des Turniers.“
Bahn bewertet Thema Sicherheit positiv
Die Bahn wurde während des Turniers mehrfach für ihre Leistung kritisiert. Erst diese Woche musste das niederländische Team wegen eines kurzfristigen Zugausfalls statt mit der Bahn per Flieger zum Halbfinale reisen. Zu Beginn des Turniers strandeten zeitweise Hunderte österreichische Fans in Bayern, weil eine Baustelle anders als geplant nicht rechtzeitig fertig wurde. Turnierchef Philipp Lahm verpasste in der Gruppenphase wegen Bahn-Problemen den Anpfiff einer Partie.
Die Bahn räumte mehrmals Probleme ein und bat die Fahrgäste um Entschuldigung. „Wir sind in der Tat nicht ganz auf Höhe gewesen, unsere Verkehre bei der Europameisterschaft fuhren nicht rund“, sagte eine Bahnsprecherin Anja Bröker vor einer Woche in einem Fernsehinterview.
Positiv fällt die DB-eigene Bilanz beim Thema Sicherheit aus. Laut dem bundeseigenen Konzern kam es zu „keinen nennenswerten Vorfällen in den Zügen und an den Bahnhöfen“. 5.400 DB-Sicherheitskräfte waren demnach an den Bahnhöfen und in den Zügen unterwegs.
Zwölf Millionen Reisende sind der DB zufolge während der EM mit den ICE- und IC-Zügen der DB gefahren. Auch der EM-Pokal war mit der Bahn unterwegs und wurde über die Schiene zum Endspielort Berlin transportiert.
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