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Thema

Axel Springer Verlag

Von Dieter Fockenbrock Das Imperium des Leo Kirch zerfällt, ganz langsam. Unter der Kuratel der gerichtlich eingesetzten Sachwalter ist nichts Spektakuläres zu erwarten.

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Öffentliche Ratschläge von erbitterten Gegnern sind selten hilfreich gemeint. Man muss sich das nur einmal vorstellen: Was wäre wohl in der Metzger-Innung los, wenn ausgerechnet der Verband der Vegetarier bessere Rezepte fürs Wurstmachen empfehlen würde?

Über die Herausgabe vinkulierter Namensaktien behält ein Unternehmen den Kreis seiner Anteilseigner im Blick. Denn die Namensaktien, die den Namen des Inhabers des Wertpapiers tragen, werden im Aktienbuch eines Unternehmens geführt.

Zumindest für einen der drei Kirch-Ballungsraumsender scheinen sich neue Investoren zu interessieren. Nach einem Bericht des Branchendienstes „Kontakter“ wollen die Deutsche Fernsehnachrichtenagentur DFA (Mitgesellschafter von FAB, Fernsehen aus Berlin) und die Hamburger Verlegerfamilie Jahr eine Auffanggesellschaft bilden, um Hamburg-1 (HH-1) vor einer möglichen Insolvenz zu bewahren.

Die Deutsche Bank AG will sich nun offenbar doch am Verkauf der Springer-Aktien aus dem Kirch-Besitz beteiligen. Ursprünglich hatte die Commerzbank geplant, zusammen mit drei Partnern einen Anteil von gut 40 Prozent am Axel Springer Verlag für rund eine Milliarde Euro zu übernehmen und nach drei Jahren an die Börse zu bringen.

Die Fernsehmacher der Pro Sieben Sat 1 Media AG blicken momentan immer öfter in die Röhre: Die Einnahmen gehen zurück, der Gewinn stürzt ab, ein Aufschwung ist nicht zu erkennen. Erst im vierten Quartal werde der Markt wieder anziehen, versprach am Montag Vorstandschef Urs Rohner bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal.

Die Ära des Medienunternehmers Leo Kirch ist am Montag mit dem Insolvenzantrag der Kirch-Media GmbH beim Amtsgericht München zu Ende gegangen. Die Gläubigerbanken, bei denen die Kirch-Gruppe mit mindestens 6,5 Milliarden Mark verschuldet ist, erklärten sich bereit, frisches Geld für den Neustart zur Verfügung zu stellen.

Zum Thema Online Spezial: Kirch & Fußballrechte Schwerpunkt: Die Bundesliga nach der Kirch-Pleite Fotostrecke: Pleitewelle - Insolvenzen in Deutschland Kirchs Beteiligung am Axel-Springer-Verlag ("Bild", "Welt") könnte schon in Kürze auf den Markt kommen. Sein Aktienpaket von 40 Prozent an dem Verlagshaus ist mindestens 1,1 Milliarden Euro wert.

Das Kerngeschäft und ein Großteil der rund 6000 Arbeitsplätze der Kirch-Media sollen erhalten bleiben. Nach dem am Montag wie erwartet eingereichten Insolvenzantrag soll das Unternehmen im Rahmen eines so genannten "Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung" neu aufgestellt werden.

An der von den Gläubigerbanken der angeschlagenen Kirch-Gruppe geplanten Auffanggesellschaft sollen auch deutsche Medienkonzerne beteiligt werden. Wie aus Bankenkreisen am Wochenende verlautete, wird eine "deutsche Lösung" favorisiert, um politische Vorbehalte gegen ein Engagement der ausländischen Medienunternehmer Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi zu begegnen.

Ein tragfähiges Sanierungskonzept für die angeschlagene Kirch-Gruppe ist weiterhin nicht in Sicht. Ohne konkretes Ergebnis setzten die Gläubigerbanken am Dienstag die Gespräche mit den Gesellschaftern des Konzerns fort.

Mit Kostensenkung und Stellenabbau will die Hypo-Vereinsbank (HVB) AG, München, einem erneut drohenden schlechten Bankenjahr trotzen. "Wir wollen uns eine eigene Konjunktur schaffen," sagte HVB-Chef Albrecht Schmidt zur Bilanzvorlage in München.

Der Axel Springer Verlag erwägt nach Informationen des "Spiegel" einen Insolvenzantrag für seinen angeschlagenen Partner Leo Kirch. Dies könne Ende April erfolgen, falls die Kirch-Gruppe bis dahin nicht 767 Millionen Euro für Springers Anteil an der Pro Sieben Sat 1 Media AG überweise, schreibt das Magazin in seiner jüngsten Ausgabe.

Die Pro Sieben Sat 1 Media AG sieht sich nach der abgesagten Fusion mit Kirch-Media nicht unter Zeitdruck. Vorstandschef Urs Rohner sagte am Dienstag, die Verschmelzung mit der Rechtehandelssparte der Kirch-Gruppe stehe erst dann wieder auf der Tagesordnung, wenn Kirch seine Probleme gelöst habe.

Die Gespräche der hochverschuldeten Kirch-Gruppe mit ihren Gläubigerbanken gestalten sich schwierieger als erwartet. Ein dreiköpfiges Beratergremium, das die Kirch-Gruppe am Montag vorstellte, soll Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen bringen.

Rainer Hildebrandt gründete das Mauermuseum im Oktober 1962 in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in der Bernauer Straße. Ein Jahr später konnte er Räume an der Friedrichstraße mieten - wieder mit Blick auf die Mauer, direkt am Checkpoint Charlie.

Von Amory Burchard

Die Kirch-Gruppe hat ihre für Juni angekündigte Börsennotierung auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Pro Sieben Sat 1 Media AG, die mit der Kirch-Media verschmolzen werden sollte, teilte am Freitag mit, der bisher vorgesehe Zeitplan werde korrigiert.

Der Springer-Konzern rechnet nicht mehr mit einer Fusion von Kirch-Media und der Pro Sieben Sat 1 Media AG. Der Verlag hält noch 11,5 Prozent an der Fernseh-Gruppe, die im Juni dieses Jahres mit dem Kerngeschäft der Kirch-Gruppe - der Kirch-Media - verschmolzen werden sollte.

Im Ringen der Gläubigerbanken um eine Lösung der Finanzprobleme bei der Kirch-Gruppe scheint die Deutsche Bank zunehmend isoliert zu werden. An einer von der Großbank offenbar favorisierten Zerschlagung der Kirch-Gruppe seien die meisten anderen Gläubiger nicht interessiert, hieß es am Freitag in Frankfurter Finanzkreisen.

Der Kirch-Gruppe soll nicht nur ein Kaufangebot für ihre Beteiligung am Axel-Springer-Verlag vorliegen, sondern offenbar auch für ihren Anteil an der Formel 1-Dachgesellschaft Slec. Laut "Süddeutsche Zeitung" will Formel 1-Chef Bernie Ecclestone den gut 58-prozentigen Anteil Kirchs an der Rennsportserie zurückkaufen.

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