zum Hauptinhalt
Der Wisent hat ein Comeback hingelegt, ist aber weiterhin auf Schutz angewiesen.

© Rafal Kowalczyk

Die Notaufnahme der Arten: Diese Tiere wurden vom Menschen wiederbelebt

Das Artensterben ist eine düstere Geschichte, doch es gibt Lichtblicke. Es scheint zu gelingen, einige zuvor fast verschwundene Arten zu retten. Etwas früher einzugreifen wäre weniger spannend, aber deutlich einfacher.

Patrick Eickemeier
Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Stand:

„Einmal Aussterben und wieder zurück“ – so könnte die Geschichte des größten Landsäugetiers Europas heißen. Eine Geschichte mit überraschender Wendung. Zwar findet derzeit das größte Massensterben auf der Erde statt, seit vor 66 Millionen Jahren ein Asteroid die Zeit der Dinosaurier beendete. Aber mitten in dieser heutigen Biodiversitätskrise werden einige Arten wie der Wisent gerettet, zumindest ihr Aussterben vorerst verhindert. Geht doch. Also alles nicht so schlimm?

„Wir haben festgestellt, dass fast alle Arten, die sich positiv entwickelt haben, von Schutzmaßnahmen profitieren“, sagt Ashley Simkins von der Universität Cambridge. Ein Team um die junge Forscherin hat Einträge in die Rote Liste bedrohter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN ausgewertet. Ergebnis: „Ein starkes Signal, dass Schutz funktioniert“.

Vom europäischen Wisent überstand nur eine Handvoll Tiere in menschlicher Obhut die Zerstörung ihrer Lebensräume – die sich einst von Frankreich bis nach Russland erstreckten – und intensive Bejagung. Der letzte wilde Wisent wurde 1919 erlegt. Doch mit den verbliebenen Tieren wurde in Zuchtprogrammen in mehreren Ländern Europas ein Wisent-Bestand von heute wieder mehr als 7200 Tieren herangezüchtet. Unter strengen Schutzbestimmungen wird der Wisent auch in Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes wieder angesiedelt.

Menschen haben den Wisent ausgerottet, helfen ihm aber jetzt, in alten Verbreitungsgebieten, hier in Rumänien, wieder Huf zu fassen.

© Mihai Leu

Es gibt weitere prominente Beispiele: Der neuseeländische flugunfähige Papagei „Kakapo“ wurde vergangenes Jahr erstmals wieder auf die nördliche Hauptinsel gebracht, nachdem er dort wegen eingeschleppter Räuber verschwunden war. Und Buckel- und Blauwale haben sich während des internationalen Walfangmoratoriums wieder vermehrt.

Große Bartenwale wie Buckelwale wurden in wenigen Jahren industriellen Walfangs fast ausgerottet. Ihre Bestände erholen sich seither langsam.

© Stuart Butchart

Das Team konnte aus den Daten zwar keine Patentlösung für alle bedrohten Arten herauslesen, aber es gebe Zusammenhänge zwischen Erfolgsgeschichten, berichtet es jetzt im Fachmagazin „PLOS Biology“. Viele der geretteten Arten leben in isolierten Gebieten, etwa auf Inseln, wo Lebensraum geschützt, Tiere nachgezüchtet und sicher in der Natur wieder angesiedelt werden können.

„Der Mensch ist ziemlich gut darin geworden, was man als Notaufnahme-Artenschutz bezeichnen könnte“, sagt Simkins. Man konzentriere sich aber auf stark vom Aussterben bedrohte Arten und vernachlässige zu verhindern, dass andere dazu werden. „Wir müssen über die Behandlung der Symptome hinausgehen und anfangen, die Ursachen zu bekämpfen“, fordert die Zoologin. Wie bei der menschlichen Gesundheitsfürsorge seien präventive Maßnahmen im Artenschutz besser und kostengünstiger als Notfallmaßnahmen.

Ohne diese Vorsorgemaßnahmen werden die Bestände der meisten Arten auf der Roten Liste weiter zurückgehen. Aber hoffnungsfroh stimmen die Geschichten erfolgreicher Rettungsprojekte doch, hier ein paar Beispiele:

Nur Geier werden größer: Seeadler wurden in Mittel- und Westeuropa durch Abschüsse und das Insektengift DDT fast ausgerottet. Seit Mitte der 1980er Jahre nehmen die Bestände wieder zu.

© Paul Donald

Weder Kiwi noch Kakapo: Der Maori-Regenpfeifer wurde wegen menschlicher Störungen in Brutgebieten und eingeschleppten Hauskatzen selten.

© Paul Donald

Fast bedrohter Regenwaldbewohner: Der Kinabalu-Hornfrosch kommt im Norden der indonesischen Insel Borneo vor (malaysischer Teil). Die Abholzung konnte dort eingedämmt werden.

© Jamal Kabir

Beute beim Brüten: Bestände des Cooksturmvogels haben durch eingeschleppte Katzen und Ratten in den pazifischen Brutgebieten abgenommen. Zuletzt nahm der Bestand aber wieder zu.

© Paul Donald

Farbenfroher Vogel: Der Buntstorch gilt im tropischen Asien nicht mehr als bedroht, da seine Lebensräume besser geschützt wurden. Die Tiere brüten in Feuchtgebieten auf dicht bebauten Nestbäumen.

© Mihai Leu

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })