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Kampf gegen Ebola. Mediziner im Kongo.

© dpa/Mark Naftalin

Medizin: Gipfel für globale Gesundheit

Welttreffen der Medizin zu Tuberkulose, Aids oder Ebola: Der World Health Summit in Berlin hat sich etabliert.

Zu Beginn, im Jahr 2009, gab es durchaus Zweifel daran, dass das „Kind“ lebensfähig werden würde. Nun kann es schon seinen zehnten Geburtstag feiern. Seit der Gipfel anlässlich des 300. Geburtstags der Charité im Jahr 2009 erstmals tagte, sei er beträchtlich gewachsen, freut sich Kongresspräsident Detlev Ganten, auf dessen persönliche Initiative das Projekt maßgeblich zurückgeht. Das große Ziel, das er damit von Anfang an verfolgte, formuliert der Charité-Mediziner unbeirrt Jahr für Jahr mit bestechender Klarheit: „Die Gesundheit für alle Menschen auf dem Planeten verbessern.“

2500 Mediziner, Gesundheitsforscher, Politiker und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) treffen sich unter der Ägide der M8-Allianz, zu der sich akademische Institutionen aus aller Welt zusammengeschlossen haben, unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und dem Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, noch bis zum Dienstag in Berlin. Ihre Themen reichen von Krankheiten wie Tuberkulose und Aids, die Menschen in Armut ganz besonders bedrohen, über Impfprogramme und den vorausschauenden Umgang mit Epidemien wie Ebola und die Gefahr der Antibiotika-Resistenzen bis hin zur weltweiten Zunahme von Übergewicht und den Möglichkeiten für ein gesundes Leben in den wachsenden Metropolen dieser Welt.

Angela Merkel und Bill Gates sprechen

Im gestrigen Pressegespräch vor der Eröffnung legte Ganten besonderen Wert auf die enge Beziehung, die zwischen den UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 – unter anderem Bekämpfung von Armut und Hunger, Geschlechtergerechtigkeit, saubere Energie und Klimaschutz – und denen des Kongresses besteht. „Wir glauben, dass Gesundheit zwischen den verschiedenen Einzelzielen eine wunderbare Verbindung schafft.“

Die Liste der fast 300 Sprecher ist eindrucksvoll, darunter die Bundeskanzlerin, Microsoft-Gründer Bill Gates, WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus, die deutschen Bundesminister Jens Spahn und Gerd Müller.

Auch die Molekularbiologin Elizabeth Blackburn von der Universität von Kalifornien in San Francisco, die 2009 für ihre Forschung zu den zellulären Grundlagen des Alterns den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin bekam, ist dabei. Sie fordert, verstärkt in Grundlagenforschung zu investieren, um die Gesundheit der Menschen aller Kontinente zu fördern. Steven Buchsbaum von der Bill und Melinda Gates-Stiftung sieht die anschließende Herausforderung in der Übersetzung des gewonnenen Wissens. NGOs wie die Gates-Stiftung würden als Ergänzung dringend gebraucht, bekräftigte auch Ganten. Das Thema Globale Gesundheit werde in der akademischen Landschaft Deutschlands nur schleppend wahrgenommen. Derzeit widme sich ihm nur ein Institut in Heidelberg und die Charité, die mit einem Postgraduierten-Programm „International Health“ startet.

Die soziale Verantwortung der Industrie

Der Biologe Jochen Maas von Sanofi Deutschland bekannte sich zur sozialen Verantwortung der Industrie und betonte, gerade die sogenannten Tropenkrankheiten seien aus der Perspektive der biologischen Forschung ausgesprochen interessant. Gefragt seien hier aber neue Wege des Denkens. Maas illustrierte das am Beispiel des Wirkstoffs Fexinidazol, der gegen die gefährliche, vor allem südlich der Sahara auftretende „Schlafkrankheit“ (Afrikanische Trypanosomiasis) wirkt. Die durch Tsetsefliegen übertragenen Parasiten greifen das Zentralnervensystem an, oft mit tödlichen Folgen. Mit der „Drugs for Neglected Diseases“-Initiative (DNDi), die unter anderem auch vom Bundesforschungsministerium unterstützt wird, ist es gelungen, die Forschung zu der Substanz wiederaufzunehmen, die seit den 70er Jahren brach lag.

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