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Bitte redet wieder mit uns!: Die Berliner Politik hat sich von den Unis entfremdet
Die Berliner Hochschulen bekommen weniger Geld, so viel ist klar. Vielleicht wäre es gut, wenn Unis und Land endlich für die Sparpläne zusammenarbeiten würden, statt nur übereinander zu reden.

Stand:
Haben Sie schon einmal von „Smarten Zielen“ gehört? Auch wenn dieser Begriff ein wenig nach staubigem Konferenzgebäck aus dem Jungunternehmerworkshop schmeckt, ist der Inhalt eigentlich immer noch aktuell.
Ziele sind dann „S.M.A.R.T.“, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, beispielsweise „spezifisch“, „messbar“, „attraktiv“, „realistisch“ und „terminiert“ sind.
„Man muss langsam mal an die Rente denken“, „Ich sollte endlich mit dem Lernen anfangen“ oder „Nach diesem Bier ist aber Schluss“ sind demnach weder „S.M.A.R.T.“ formulierte noch motivierende und erfolgversprechende Ziele.
Auch das, was sich momentan zwischen Senat, Hochschulen und Beschäftigten unter der Maßgabe „Berliner Hochschulen müssen Milliarden einsparen“ abspielt, fühlt sich kaum wie smartes, zielgerichtetes Vorgehen an. Man weiß, es muss mal wieder gespart werden – und nicht nur als Teil liebgewonnener Berliner „arm-aber-sexy“-Folklore.
Über die Medien wird scheinbar die Abwicklung von Professuren, Fakultäten und Hochschulen verhandelt. Personal in Forschung, Lehre und Verwaltung wird bereits jetzt nicht mehr ausgeschrieben, nachbesetzt oder vertreten. Und das soll wohl 2025, im nächsten Jahr und eigentlich noch mindestens zehn Jahre so weitergehen.
Gebannt verfolgen die Hochschulangehörigen das Ringen über die Presse und vielleicht demnächst sogar vor Gericht. Erst langsam kommt die Einsicht, dass es vielleicht smart wäre, miteinander an einem Plan zu arbeiten – und nicht nur übereinander zu sprechen.
Berlin hat nicht nur eine smarte, sondern eine exzellente Hochschullandschaft. Strukturelle und finanzielle Nachteile hat man bisher stets mit einer Mischung aus Kreativität, Engagement und einer Prise Nonchalance mehr als ausgleichen können. Die momentane Entfremdung zwischen Politik und Hochschulen passt dabei so gar nicht ins Bild.
Die anstehenden Herausforderungen können nur gemeinsam mit den Hochschulen bewältigt werden. Schließlich weiß man dort sehr gut, wie es vorangehen kann – nicht umsonst heißt es etwa beim Gründungsservice der TU Berlin: „Innovative Ideen aus der Forschung zum Wohl der Gesellschaft“.
Vielleicht sollte man sich genau diese Startup-Mentalität auch für die zukünftige Hochschulpolitik zunutze machen. Die dortigen Expert*innen helfen sicher auch dabei, gut zu planen und smart zu zielen – und das wäre in der aktuellen Lage dringend nötig.
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