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Thema

Nordkorea

Nordkorea gehörte bis vor kurzem zu den letzten, von der Außenwelt hermetisch abgeschirmten Bastionen des Stalinismus. Erst zu Beginn der 90er Jahre machte die Despotie unter Führung von Kim Il-sung und seinem Thronerben Kim Jong-il wieder auf sich aufmerksam: durch Hungerkatastrophen.

Drei der wichtigsten deutschen Hilfsorganisationen halten die Lieferung von überschüssigem Rindfleisch aus der EU nach Nordkorea für falsch. Die Lösung heimischer Marktprobleme dürfe nicht als humanitäre Hilfe deklariert werden, erklärten Caritas International, die Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt am Freitag.

Das kommunistische Nordkorea hat der neuen US-Regierung am Donnerstag mit der Wiederaufnahme seiner Raketentests gedroht. Den USA wurde in einer Erklärung unterstellt, eine härtere Gangart gegen Pjöngjang einschlagen zu wollen.

Der Gründer des Notärzte-Komitees Cap Anamur, Rupert Neudeck, ist fast am Ziel. Am Mittwoch hat das Bundeskabinett seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, das Fleisch von 200 000 in Deutschland zur Vernichtung vorgesehenen Rindern als Hilfslieferung nach Nordkorea zu bringen.

Von
  • Dagmar Dehmer
  • Matthias Meisner

Angesichts der Proteste gegen die Schlachtung von rund 400 000 Rindern ist Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) inzwischen grundsätzlich bereit, einen Teil des Fleisches an Nordkorea zu liefern. Allerdings hänge eine endgültige Entscheidung von Gesprächen mit der nordkoreanischen Regierung ab, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin.

Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) hat Länderforderungen zur Finanzierung der BSE-Folgekosten abgelehnt. Eine Kostenaufteilung, bei der die Länder 40 Prozent und der Bund 60 Prozent zu tragen hätten, sei nicht akzeptabel, sagte Künast am Samstag.

Die Anfrage aus Nordkorea kam in einem Glückwunschschreiben an die neue Verbraucherschutzministerin Renate Künast. Von nordkoreanischer Seite könne man sich vorstellen, unter bestimmten Bedingungen Rindfleisch aus Deutschland zu beziehen.

Der rührige Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, hat sich eine geniale Lösung ausgedacht: Das Fleisch von 200 000 Rindern - die Hälfte der in Deutschland zur Schlachtung und Vernichtung vorgesehenen älteren Kühe - soll als Hilfslieferung an das hungergeplagte Nordkorea geschickt werden. Auf einen Schlag wäre ein ethisch heikles Entsorgungsproblem gelöst.

Von Dagmar Dehmer

Noch gibt sich das Verbraucherschutzministerium ein paar Tage Bedenkzeit. "Eine offizielle Anfrage aus Nordkorea liegt nicht vor", sagt eine Ministeriumssprecherin zu Berichten, wonach die Regierung in Pjöngjang das Fleisch von 200 000 Rindern aus Deutschland haben will - doch erst die will Renate Künasts Behörde "natürlich prüfen".

Von Matthias Meisner

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il plant zum Abschluss seines einwöchigen China-Besuches am Wochenende einen Vorstoß in Richtung wirtschaftlicher Reformen. Diplomatische Kreise in Peking berichteten am Freitag, in der Erklärung werde Kim Jong Il die Erfolge in China mit der Umstrukturierung zu einer "sozialistischen Marktwirtschaft" besonders hervorheben.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hält sich zu einem Geheimbesuch in China auf. Der nordkoreanische KP-Chef und selbst ernannte "Liebe Führer" habe am Montag in einem Spezialzug den Grenzort Dandong passiert, hieß es am Dienstag in Berichten von der Grenze und aus diplomatischen Kreisen in Peking.

Nordkorea ist so anders, dass mancher Besucher das Land sehr faszinierend fand. Allen voran die Schriftstellerin Luise Rinser, die Anfang der 80er Jahre dort war und "so viele positive Züge" wie nirgendwo sonst erkannte, mindestens nicht in der Dritten Welt: Sie fand keine Arbeitslosen und keine Korruption, keine nennenswerte Kriminalität und kein Einsamkeitssyndrom und kein Chaos, keine Zerstörung ethischer und humaner Werte.

Von Matthias Meisner

Wer im Traum schon mal den freien Fall erlebt hat, kennt dieses atemlose Gefühl, diese Beklemmung ums Herz, dann ballen sich ganz unwillkürlich die Fäuste. Dieses Gefühl kriecht auch in jenem hoch, der Kim Song Sam bei der Arbeit in der Kuppel des Zirkus Asiana zusieht.

Von Christine-Felice Röhrs

Nordkorea, Marokko, Jordanien und Syrien: Diese Staaten haben gerade einen alten Herrscher durch einen neuen ersetzt, indem der Sohn dem Vater folgte. Eine Ehrengalerie demokratischer Regime ist das nicht.

Deutschland wird in Kürze erstmalig diplomatische Beziehungen zu Nordkorea aufnehmen. Einen genauen Zeitplan gebe es zwar noch nicht, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer in Tokio.

Erstmals seit dem Koreakrieg hat am Montag mit Außenministerin Madeleine Albright ein Mitglied der US-Regierung den kommunistischen Norden besucht. Albright, die zu mehrstündigen Gesprächen mit Nordkoreas Führer Kim Jong Il in Pjöngjang zusammentraf, wollte sich zunächst nicht über das Ergebnis äußern.

Zwischen Deutschland, Großbritannien und Frankreich gibt es Unstimmigkeiten über die Nordkorea-Politik. EU-Diplomaten verhandelten nach Angaben aus Delegationskreisen am Rande des Asien-Europa-Gipfels in Seoul über eine gemeinsame Haltung in der Frage der diplomatischen Beziehungen zum bisher politisch abgeschotteten Nordkorea.

Asien gründlich verändert - so lautete der Titel eines 1932 erschienenen Buchs von Egon Erwin Kisch, das eine messianische Hoffnung zum Ausdruck brachte: Asien war das Mekka der Revolution, die von Sowjetrussland und China aus ihren Siegeszug rund um die Welt antreten würde. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt.

Die Annäherung zwischen Nord- und Südkorea nimmt ein Vierteljahr nach dem ersten koreanischen Gipfeltreffen auch im Militärbereich konkrete Formen an. Die Verteidigungsminister beider Staaten hätten vereinbart, die militärischen Spannungen abzubauen und den Todesstreifen an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea für Menschen und Güter durchlässig zu machen, hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung.

Erstmals seit der Teilung sind am Montag die Verteidigungsminister der beiden koreanischen Staaten zu offiziellen Gesprächen zusammengekommen. Ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums sagte, der südkoreanische Gastgeber Cho Sung Tae und sein nordkoreanischer Kollegen Kim Il Chul hätten während des eineinhalbstündigen Treffens in Cheju verabredet, die Abkommen des Gipfeltreffens ihrer Staatschefs im Juni zu unterstützen.

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