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Totale Mondfinsternis am Wochenende: Warum Sie den Blutmond nicht verpassen sollten – und wann genau es losgeht
Mit der totalen Mondfinsternis steht Experten zufolge ein „beeindruckendes Himmelsschauspiel“ an. Wir verraten, wann Sie den Blutmond am Himmel finden und warum er Kolumbus einmal das Leben gerettet hat.
Stand:
Wer zum Wochenendausklang den Blick gen Himmel wendet, kann bei gutem Wetter ein großes astronomisches Highlight bewundern. An diesem frühen Sonntagabend steht in Deutschland eine totale Mondfinsternis an.
Das Phänomen, das aufgrund der rötlichen oder kupferfarbenen Färbung des Erdtrabanten auch als Blutmond bezeichnet wird, soll in diesem Jahr besonders eindrucksvoll werden. Wir verraten, warum das so ist, wann genau es losgeht und von wo aus man das Spektakel am besten beobachten kann.
„Eine totale Mondfinsternis ist ein beeindruckendes Himmelsschauspiel, das uns eindrucksvoll vor Augen führt, wie dynamisch und faszinierend unser Sonnensystem ist“, sagt Tim Florian Horn von der Stiftung Planetarium Berlin. In diesem Jahr dürfte der bereits zum Aufgang verdunkelte Blutmond besonders schön anzuschauen sein. Das hat zwei Gründe. Einerseits erscheint der Erdtrabant ab September besonders groß, weil sein Orbit bereits recht nah an der Erde ist, was zu den sogenannten „Supermonden“ führt. Andererseits nehmen wir ihn in Relation zum Horizont aufgrund einer Art optischer Täuschung auch besonders groß wahr.
In welcher Himmelsrichtung kann man den Blutmond finden?
Der Blutmond am Sonntag lässt sich in Berlin problemlos auf eigene Faust beobachten – so denn das Wetter mitspielt. „In Berlin lohnt sich ein möglichst freier Blick in Richtung Ostsüdost, denn zum Zeitpunkt der maximalen Verfinsterung befindet sich der Mond nur knapp über dem Horizont“, berichtet der Direktor des Zeiss-Großplanetariums und der Archenhold-Sternwarte.
Wann startet die totale Mondfinsternis?
In Berlin soll das Himmelsspektakel ab 19.37 Uhr, dem Zeitpunkt des Mondaufgangs über dem Horizont, sichtbar werden. Weil Berlin recht weit östlich liegt, haben Hauptstädter diesmal sogar mehr Glück als beispielsweise Ostfriesen, bei denen es aufgrund der westlichen und zusätzlich nördlichen Wohnlage etwas länger hell ist. Das Maximum der Verdunkelung soll um 20.11 Uhr eintreten, wenn der Mond dem Mittelpunkt des Erdkernschattens am nächsten ist.
In Berlin sei eine Beobachtung Horn zufolge zu einem späteren Zeitpunkt sogar noch einfacher. „Ab 21.30 Uhr ist der Mond gut über den Dächern der Stadt sichtbar“, berichtet der Direktor des Zeiss-Großplanetariums und der Archenhold-Sternwarte. Dann ist er allerdings nur noch zum Teil verschattet.
Welche institutionen in Berlin bieten Veranstaltungen mit Mondbeobachtung an?
Wer den Blutmond mit professioneller Unterstützung beobachten möchte, sollte am Sonntag einen Besuch in den Berliner Sternwarten einplanen. Ab 19.30 Uhr laden die Archenhold-Sternwarte im Treptower Park und die Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf der Spitze des Insulaners in Schöneberg zu gemeinschaftlichen Live-Beobachtungen durch professionelle Teleskope ein.
Die Expertenteams vor Ort versprechen, dann spannende Hintergrundinformationen zu dem Phänomen. Zudem werden in beiden Sternwarten kommentierte Livestreams gezeigt. Der Eintritt zu den Sternwarten ist kostenlos.
Wo kann man den Blutmond in Potsdam beobachten?
Himmel bedeckt? So können Sie die Mondfinsternis im Livestream sehen
Sollte ein wolkenverhangener Himmel am Sonntag geplante Observationen durchkreuzen, können Astronomie-Begeisterte auf einen der zahlreichen Mondfinsternis-Livestreams im Internet zurückgreifen. So bietet beispielsweise der Astronomische Arbeitskreis Kassel (AAK) am Sonntag ab 19 Uhr via YouTube einen Livestream an.
Sollte der Himmel auch über Kassel verdeckt sein, kann man auf internationale Livestreams ausweichen. Das „Virtual Telescope Project“ des italienischen Astrophysikers Dr. Gianluca Masi zeigt am Sonntag ab 19.45 Uhr via YouTube einen Livestream von dem Himmelsspektakel. Dort sind weltweit Teleskope zusammengeschaltet, und irgendwo wird der Himmel schon klar genug sein. Auch der norwegische Astronomiedienst „Time and Date“ bietet einen Online-Livestream an, der am Sonntag bereits um 18 Uhr startet. Aller Wahrscheinlichkeit wird die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa in gewohnter Manier ebenfalls wieder eine Direktübertragung vom Blutmond senden. Der Livestream sollte dann über den YouTube-Kanal youtube.com/@NASA auffindbar sein.
Kann man die Mondfinsternis mit dem bloßen Auge sehen?
Die kurze Antwort: Ja. „Das Geschehen lässt sich gefahrlos mit bloßem Auge beobachten“, verrät Tim Florian Horn. Trotzdem lohne es sich, Hilfsmittel zu nutzen. „Wer aber ein Fernglas oder Teleskop zur Hand hat, wird dieses besondere Naturereignis noch eindrucksvoller erleben können“, verspricht der Berliner Planetariumschef.
Wie entsteht eine Mondfinsternis?
„Konstellation“ ist eines der Wörter, die man in der Astronomie häufiger hört. Es bedeutet schlicht, dass Himmelskörper in einer besonderen Weise zueinander stehen und stammt ab vom lateinischen „cōnstellātiō“. Den Wortstamm „stella“ kann man in ihm klar erkennen.
Eine totale Mondfinsternis entsteht bei einer besonderen Konstellation von Sonne, Erde und Mond: Diese stehen dann genau in einer Linie, sodass die Erde das Sonnenlicht, das den Mond sonst zum Vollmond machen würde, abblockt und ihren Schatten auf den Trabanten wirft.
Eine „partielle“, also teilweise, Mondfinsternis ist dann zu beobachten, wenn diese gerade Linie sozusagen nur beinahe erreicht und der Mond deshalb nur teilweise beschattet wird. Jede totale Mondfinsternis beginnt logischerweise mit einer partiellen, wenn der Mond in den Erdschatten eintritt. Sie endet auch mit einer solchen, wenn er ihn langsam wieder verlässt.

© imago/VCG
Totale Mondfinsternis oder Blutmond: Was ist der Unterschied?
Die kurze Antwort: Es gibt keinen. Die stellvertretende Leiterin des Hauses der Astronomie in Heidelberg, Carolin Liefke, beschreibt es wie folgt: Die „Totale Mondfinsternis“ sei „ein astronomischer Fachbegriff“, der „Blutmond“ hingegen eher „esoterisch angehaucht“.
In der Phase der Totalität erscheint der volle Mond rötlich bis bräunlich, was ihm den Namen Blutmond einbrachte. Denn zwar wirft die Erde einen Schatten auf den Trabanten, ein wenig langwelliges Licht erreicht den Mond allerdings dennoch – anders als das stärker gestreute kurzwellige blaue Licht. Dadurch erscheint die Mondoberfläche uns nicht wirklich finster, sondern eher rötlich.
Party-Wissen: Warum der Blutmond der einzige „echte Vollmond“ ist
Vollmond ist immer dann, wenn der Mond rund erscheint, also wenn die Sonne die erdzugewandte Seite des Trabanten voll anstrahlt. Nimmt man es allerdings ganz genau, dann kann man einen echten Vollmond von der Erde aus eigentlich nie beobachten. Denn dafür müsste das Sonnenlicht von unserem Standpunkt aus betrachtet wirklich direkt von hinten kommen und der Mond müsste genau vor uns stehen. Ist das aber der Fall, dann steht die Erde im Weg und wirft einen Schatten auf den Mond. Was dann natürlich ‘totale Mondfinsternis’ bedeutet.
Der einzige „echte“ Vollmond ist also eigentlich ein Blutmond, den man zum Höhepunkt einer totalen Mondfinsternis sieht. Entsprechend ist der Vollmond, der von der Erde aus alle 29,5 Tage zu beobachten ist, genau genommen kein richtiger. Denn das Sonnenlicht fällt von der Erde aus betrachtet, weil es an dieser Erde ja vorbeimuss, immer noch leicht schräg auf die Mondoberfläche. Es beleuchtet dabei auch Bereiche, die der Erde abgewandt sind. Einen minimalen, erdzugewandten Bereich kann das Licht dann aber eben auch nicht erreichen. Man müsste also statt Vollmond vielleicht eher von 99,9- oder 99,8-Prozentmond sprechen.

© dpa/Marcel Kusch
Ist der Blutmond also der „wahre“ Vollmond? Wenn man es ganz genau nimmt, ist ein echter Vollmond selbst bei einer totalen Mondfinsternis fast unmöglich. Denn dann müsste die Linie Sonne-Erde-Mond absolut gerade sein. Und der Beobachter müsste vom Mond aus betrachtet im genauen Mittelpunkt der Erdscheibe stehen. Das ist praktisch nie der Fall.
In der Praxis ist das zwar vollkommen egal. Als Thema für einen Party-Smalltalk, oder wenn man auf dem Hochhaus am Sonntagabend die attraktive Person neben sich ansprechen will, kann es aber hilfreich sein. Man sollte allerdings, wenn man sich schon so schlau gibt, dann auch auf Einwände gefasst sein. Einer davon lautet vielleicht: All dies gilt nur dann, wenn man die Sonne als punktförmige Lichtquelle betrachtet. Da sie aber eine scheibenförmige Lichtquelle ist, bescheint sie den Mond de facto auch ein winziges bisschen mehr als „voll“. So könnte der Gesprächspartner argumentieren. Selbst wenn die Linie Sonnenmittelpunkt-Erdmittelpunkt-Mondmittelpunkt nicht exakt gerade ist, würde das Sonnenlicht also manchmal vielleicht trotzdem für 100 Prozent Mondlicht reichen. Oder müsste dafür der Durchmesser der Sonnenscheibe, von der Erde oder vom Mond aus gemessen, deutlich größer sein als jener der Mondscheibe? Wie es denn wirklich ist, kann man zum Beispiel die Experten der Sternwarten und Planetarien am Sonntagabend fragen.
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Welchen wissenschaftlichen Nutzen hat eine totale Mondfinsternis?
Astronomin Carolin Liefke erklärt, dass das Phänomen des Blutmondes Atmosphärenforschern dabei helfen könne, durch sehr genaue Analysen der Spektralfarben (also jenes roten oder braun erscheinenden Lichtes) herauszufinden, womit die Erdatmosphäre verschmutzt ist.
Temperaturänderungen auf dem Mond, verursacht durch die plötzliche Beschattung, geben zudem Auskunft über Eigenschaften verschiedener Bereiche der Mondoberfläche. Darüber hinaus strahlen manche Mondoberflächenregionen fluoreszierendes Licht ab. Die daraus gewonnenen Daten können ebenfalls Rückschlüsse auf Material und Strukturen der Mondoberfläche zulassen.
Übrigens nutzen auch Historiker Mondfinsternisse für Untersuchungen. Wenn etwa in einer geschichtlichen Quelle von einem solchen Ereignis die Rede ist, kann man möglicherweise Rückschlüsse auf das Datum der Quelle ziehen. Astronomen können jedenfalls Mondfinsternisse in der Geschichte sehr weit zurückberechnen.
Wie rettete eine Mondfinsternis Kolumbus das Leben?
Ende Februar 1504 lag der berühmte Entdecker Christoph Kolumbus bereits länger als ein halbes Jahr mit zwei gestrandeten kleinen Karavellen vor Jamaika. Anfänglich hatten die Einwohner die Besucher in der Hoffnung auf einen vorteilhaften Handel noch gut mit Nahrungsmitteln versorgt. So langsam verloren sie aber die Geduld.
Kolumbus`Mannschaft hungerte und der Entdecker musste sich etwas einfallen lassen. Bei einem Treffen mit dem Cacique, dem regionalen Anführer, sagte Kolumbus voraus, dass Gott den Jamaikanern wegen der schlechten Behandlung seiner Crew ein Zeichen seines Zorns schicken werde: Am Abend des 29. Februar werde der aufgehende Vollmond „entflammt von Gottes Zorn“ rot erscheinen. So zumindest geben Biografen die Worte des Seefahrers in Diensten der kastilischen Krone wieder.
Als tatsächlich ein finster-roter Blutmond am Himmel erschien, verfehlte das Naturschauspiel seine Wirkung nicht. Kolumbus soll das Spiel noch dadurch auf die Spitze getrieben haben, dass er sich, angeblich für eine Konsultation mit Gott persönlich, in seine Kajüte zurückzog.
Kurz bevor der Mond wieder aus dem Erdschatten heraustrat und damit die Totalität der Verdunkelung endete, kam der Seefahrer aus der Kajüte und verkündete: Gott werde den Blutmond in Kürze abschalten und den Jamaikanern vergeben – allerdings nur, wenn sie ihn und seine Schiffsbesatzung weiter versorgten. Den Quellen zufolge soll der Bluff funktioniert haben.
Wie gelang Kolumbus die Voraussage? Er führte ein Buch mit astronomischen Tabellen mit sich, verfasst von dem Astronomen und Astrologen Abraham Zacuto. Darin wurden auch wissenschaftlich berechnete Finsternisse vorhergesagt. Glück hatte der Entdecker auch mit dem Zeitpunkt: Denn die Berechnungen Zacutos erstreckten sich zwar über 30 Jahre, aber sie gingen nur bis 1506.
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