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Wissenschaft warnt vor Trumps Klima-Rückzug: Droht der globale Klimaschutz-Kollaps?
Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wirft ernste Fragen beim Thema Klimaschutz auf. Experten sind besorgt über seine Pläne, das Pariser Abkommen aufzukündigen und fossile Brennstoffe zu fördern. Es gibt aber auch andere Stimmen.
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Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus wirft große Fragen für die Zukunft der internationalen Klimazusammenarbeit auf. Das sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, am Montag anlässlich der Amtseinführung Trumps. Dessen Ankündigung, das Pariser Klimaabkommen wieder aufzukündigen, lasse weitreichende Folgen befürchten, so der Klimaexperte.
Es sei zu befürchten, dass der COP-Prozess gestört, der Einfluss der USA in den UN-Klimaverhandlungen geschwächt, die nationale Klimapolitik gebremst und der Druck auf andere große Emittenten wie China, ambitionierte Klimaziele zu verfolgen, verringert werde. „Trumps Pläne, die Förderung von Öl und Gas auszuweiten, würden die Klimarisiken weiter verschärfen“, so Edenhofer.
Europäische Union nun gefordert
Die Europäische Union müsse nun auf diese Herausforderungen strategisch reagieren, indem sie ihr Engagement für den europäischen Grünen Deal verstärke, ihre Führungsrolle in klimafreundlichen Technologien ausbaue und internationale Allianzen durch eine kluge CO₂-Marktpolitik stärke.
Auch der Erdsystemwissenschaftler Johan Rockström, Co-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, sieht durch Trumps Amtsantritt neue Unsicherheiten und erhebliche Herausforderungen bei der Bewältigung der globalen Klimakrise. Schon seine erste Amtszeit habe zu einem gefährlichen Stillstand bei der Bekämpfung des Klimawandels geführt. „Eine weitere Verzögerung können wir uns nicht leisten.“
Eine weitere Verzögerung können wir uns nicht leisten.
„Die Wissenschaft liefert die Lösungen, die wir brauchen, um eine wettbewerbsfähigere und resilientere Zukunft zu sichern“, betonte Rockström am Montag. Auch wenn sich die Richtung der US-amerikanischen Klimapolitik ändern sollte, sei es entscheidend, sich auf den Ausstieg aus fossilen Energien, Investitionen in nachhaltige Ernährungssysteme, den Schutz der Natur und eine effiziente Ressourcennutzung zu konzentrieren. „Diese Maßnahmen sind keine Belastungen, sondern Chancen, sich innerhalb der planetaren Grenzen nachhaltig zu entwickeln und Stabilität, Gesundheit und Wohlstand für kommende Generationen zu sichern.“
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Nicht nur Warnungen
Es gibt allerdings auch weniger besorgte Stimmen aus der Klimaforschung. Friederike Otto, Klimaforscherin vom Zentrum für Umweltpolitik des Imperial College London, hatte sich nach Trumps Wahlerfolg im November gegenüber dem britischen Science Media Center eher zuversichtlich geäußert: „Die Welt befindet sich in einer ganz anderen Lage als zu Trumps letzter Amtszeit.“ Der Umstieg auf erneuerbare Energien vollziehe sich in einem noch nie dagewesenen Tempo.
Trump kann den Klimawandel leugnen, so viel er will, aber die Gesetze der Physik kümmern sich nicht um Politik.
„Nichts, was die US-Regierung tun kann, wird etwas an der einfachen Tatsache ändern, dass erneuerbare Energien billiger und zuverlässiger sind als Öl, Gas und Kohle“, sagt Otto. Auch international erwartet die Wissenschaftlerin keinen Umbruch: Als Trump 2016 aus dem Pariser Abkommen ausstieg, hätten viele Regierungen trotzdem an ihren Plänen festgehalten. „Trump kann den Klimawandel leugnen, so viel er will, aber die Gesetze der Physik kümmern sich nicht um Politik“, sagte Otto.

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Auch Ani Dasgupta, Präsident und CEO des World Resources Institute, zeigt sich zuversichtlich, dass trotz des Rückzugs der USA praktisch alle Länder am Pariser Abkommen festhalten werden: „Ob es darum geht, die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen oder die schnell wachsenden grünen Technologien zu nutzen, die Länder erkennen den entscheidenden Wert dieses internationalen Prozesses“.
„Jedes Jahr werden viel zu viele Gemeinden in den USA von tödlichen Waldbränden, Überschwemmungen und Wirbelstürmen heimgesucht, die keine Grenzen kennen“, erinnert die WRI-Präsidentin. Gleichzeitig sei der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bereits in vollem Gange. Ein Ausstieg aus dem Pariser Abkommen werde die Amerikaner nicht vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen, sondern China und der Europäischen Union einen Wettbewerbsvorteil in der boomenden sauberen Energiewirtschaft verschaffen und zu weniger Chancen für amerikanische Arbeitnehmer führen.

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„Es macht einfach keinen Sinn, dass die USA freiwillig auf politischen Einfluss verzichten und sich die Chance entgehen lassen, den explodierenden Markt für grüne Energie zu gestalten“, sagt die WRI-Präsidentin. „Wenn die USA nicht mitmachen, haben sie auch weniger Möglichkeiten, andere große Volkswirtschaften anzuhalten, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Ani Dasgupta ist sich sicher, dass Bundesstaaten, Städte und Unternehmen in den USA den Klimaschutz weiter vorantreiben werden, auch wenn sich die US-Regierung zurückzieht. „Und die Anreize für saubere Energie aus dem Inflation Reduction Act werden weiterhin ein wirtschaftlicher Segen für die Kommunen sein“.
US-Energiewende läuft weiter
Wolfgang Obergassel vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie geht davon aus, dass Trumps Politik die Energieversorgung in den USA nicht billiger, sondern teurer machen wird. Selbst der erzkonservative Ölstaat Texas gehöre inzwischen zu den Vorreitern beim Ausbau erneuerbarer Energien: „Nicht wegen des Klimaschutzes, sondern weil es sich wirtschaftlich rechnet.“
Trumps Politik schränke zudem die Exportchancen der USA ein. „Es werden nun noch mehr als bisher China und andere Anbieter sauberer Technologie den Weltmarkt unter sich aufteilen.“ Der von Trump erträumte Exportboom bei fossilen Energieträgern werde damit ausbleiben, schätzt der Politikwissenschaftler.
Obergassl geht davon aus, dass die Energiewende auch in den USA weitergehen wird, wenn auch mit Verzögerung. „Die Zeche dafür zahlt aber der Rest der Welt, die 1,5-Grad-Marke rückt immer weiter außer Reichweite“, so der Klimaforscher.
Wichtiger als der angekündigte Ausstieg aus dem Paris-Abkommen ist für Florian Egli von der Technischen Universität München (TUM) die Frage, ob die Kompetenzen der USA im internationalen Klimaschutz erhalten bleiben. Entscheidend sei, dass die USA bisher nicht aus der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) ausgetreten seien: „Entsprechend bleiben die USA in den Gremien der internationalen Klimaverhandlungen vertreten.“
Egli befürchtet zwar, dass der Erlass der neuen US-Regierung, die Planung und den Ausbau von Windenergie zu stoppen, die Windindustrie weltweit treffen und die Dynamik der erneuerbaren Energien schwächen könnte. „Obwohl ähnliche Pläne für andere Industrien erwartbar sind, wird sich am grundlegenden globalen Trend hin zu Erneuerbaren aber nichts ändern, da dieser von den ökonomischen Realitäten getrieben ist“, so Egli.
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