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Tausende Menschen nahmen 2023 an der Demonstration der Berliner Clubcommission gegen den geplanten Ausbau der A100 teil.

© dpa/Fabian Sommer

„A100 wegbassen“: Berliner Clubs organisieren Protest-Rave gegen Weiterbau der Stadtautobahn

Mehreren Clubs in Berlin droht das Aus, wenn die A100 weitergebaut wird. Dagegen wehren sie sich – mit einer großen Demonstration entlang der geplanten Trasse am 13. September.

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Erneut mobilisiert die Berliner Clubszene zusammen mit mehreren Gruppen gegen die Verlängerung der Berliner Stadtautobahn: Für Freitag, den 13. September, rufen diverse Initiativen und Clubs zu einer großen Rave-Demonstration auf. Sie soll von 17 bis 21 Uhr unter dem Motto „A100 wegbassen“ vom Markgrafendamm über die Elsenbrücke bis zur geplanten Autobahn-Anschlussstelle am Treptower Park führen. An der Kreuzung Puschkinallee/B96 soll es eine musikalische Schlusskundgebung geben.

„Gemeinsam tanzen und demonstrieren wir für eine lebenswerte und klimagerechte Stadt ohne Betonwüsten“, heißt es in dem Aufruf, der sich gegen den 17. Bauabschnitt der A100 richtet. Nach den Plänen des FDP-geführten Bundesverkehrsministeriums soll die Autobahn in den kommenden Jahren von der Mitte 2025 fertig werdenden Ausfahrt Treptower Park über die Spree und durch Friedrichshain Richtung Lichtenberg weitergebaut werden. Neben der FDP ist auch die CDU dafür, die SPD überwiegend dagegen, Grüne und Linke lehnen die mehr als vier Kilometer lange Verlängerung strikt ab.

Bedroht: Wenn die umstrittene Autobahn-Verlängerung im Berliner Osten kommt, müssen das About Blank und andere Kulturorte weichen.

© IMAGO/F. Anthea Schaap

Der Bau würde für diverse Clubs und Kulturorte das Aus bedeuten, kritisieren die Initiatoren des Protest-Raves, zu denen unter anderem Clubs wie About Blank, Renate und Else, die Bürgerinitiative A100, der Umweltverband BUND, Fridays for Future und weitere stadtpolitischen Initiativen zählen.

Ein beispielloser Kultur-Kahlschlag droht, denn eine der letzten innerstädtischen Nachtleben-Meilen könnte verloren gehen.

Aus dem Aufruf von „A100 wegbassen“

„Über vier Kilometer neue Autobahn zerstören Wohnraum, Kulturstätten und Grünflächen“, heißt es in dem Aufruf zur Demonstration. „Ein beispielloser Kultur-Kahlschlag droht, denn eine der letzten innerstädtischen Nachtleben-Meilen könnte verloren gehen.“ Der Weiterbau der A100 würde „das lebendige und vielfältige Berliner Stadtleben“ bedrohen. Und weiter: „Diese Autobahn bringt mehr Lärm, Abgase und Staus in unsere Stadtteile und treibt die soziale Spaltung voran.“

Angesichts der Klimakrise sei der Weiterbau der falsche Weg. „Statt Milliarden in Beton zu investieren, sollten wir den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, sichere Radwege und Fußgängerzonen schaffen. Nur so wird Berlin zukunftsfähig.“

Am 13. September wolle man deshalb erneut „gegen die Zubetonierung unserer Stadt und unsere Zukunft“ protestieren. „Mit uns wird es keinen Weiterbau einer Autobahn quer durch Friedrichshain und Lichtenberg geben“, so die Veranstalter.

Bereits im vergangenen September hatten mehrere tausend Menschen gegen die A100-Pläne mit einem Protest-Rave demonstriert.

Auch die Berliner Clubcommission unterstützt den Aufruf. Derzeit erreiche das Clubsterben in der Hauptstadt nach dem Aus für das Mensch Meier und der Renate wieder neue Dimensionen, teilte die Interessensvertretung der mehr als 100 Berliner Club mit. Auch andere Standorte stünden vor einer ungewissen Zukunft, unter anderem wegen der Autobahn-Baupläne rund um das Ostkreuz.

Die Clubcommission erneuert daher ihre Forderung, dass Clubs endlich als Kulturstätten anerkannt werden müssten und damit etwa Theatern oder Kinos gleichgestellt. „Clubkultur trägt maßgeblich zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben bei und dient als sicherer Ort für vielfältige soziale Perspektiven und demokratische Teilhabe“, so Marcel Weber, Vorsitzender der Clubcommission. „Sie bringt Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammen, zieht den Tourismus an und schafft Arbeitsplätze.“

Das zeige auch die neue Nachtökonomie-Strategie, die Clubcommission und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) im Juni vorstellten. Diese enthält 30 konkrete Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Berliner Clubkultur. Die Ergebnisse der Studie müssten „in die strategische Stadtplanung einfließen, um die Clubkultur als wichtigen Teil der Berliner Identität zu sichern und die Nachtökonomie langfristig zu schützen“, sagt Projektleiter Lutz Leichsenring.

Das Nachtleben sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Hauptstadt, erfülle aber auch wichtige soziale und kulturelle Funktionen. Viele Clubs stünden jedoch vor Herausforderungen wie etwa Gentrifizierung, den Folgen der Corona-Pandemie, Preissteigerungen und der Verfügbarkeit von Räumen. Clubkulturelle Räume dürften daher im Baurecht nicht gegenüber anderen Kultureinrichtungen benachteiligt werden, fordert Leichsenring.

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