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Line-up, Sperrungen, Anreise: Techno-Parade „Rave the Planet“ zieht durch Berlin
Am Sonnabend wollen Hunderttausende Techno-Fans zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule feiern. Bis Sonntagmorgen bleiben zahlreiche Straßen in Tiergarten gesperrt. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Stand:
Es dürften Hunderttausende werden, die an diesem Sonnabend ab 14 Uhr beim Technospektakel „Rave the Planet“ auf der Straße des 17. Juni in Berlin feiern. 300.000 Menschen haben die Veranstalter bei der Polizei angemeldet, die als Demonstration stattfindet. Laut der Polizei soll die Veranstaltung um 22 Uhr enden. Laut Veranstalter sind rund 290 Künstlerinnen und Künstler mit 35 Wagen dabei, es sind 56 Reden geplant.
Auch am Olympiagelände wird an diesem Wochenende gefeiert. Dort beginnt am Sonnabend das Lollapalooza-Festival, zu dem neben zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern unter anderem US-Sänger Justin Timberlake und zehntausende Musikfans erwartet werden.
Was ist Rave the Planet?
Rave the Planet ist die inoffizielle Nachfolge der ehemaligen Loveparade. In diesem Jahr findet die Techno-Demonstration unter dem Motto „Our Future Is Now“ statt. Das Ziel sei es, Menschen aus aller Welt zusammenzubringen, die für Frieden und Schutz der elektronischen Tanzmusikkultur stehen, heißt es von den Veranstaltern. Menschen sollen in Diversität, Frieden und Solidarität zusammengebracht werden. Die Techno-Parade wurde das erste Mal im Jahr 2019 von Dr. Motte – dem einstigen Organisator der Loveparade – ins Leben gerufen.
Wenige Wochen vor der großen Demonstration veröffentlichten die Veranstalter einen ersten Trailer mit einem passenden Titelsong, der mit „Our Future Is Now“ das Motto der Veranstaltung trägt.
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Wo verläuft die Route?
Die Route der Demonstration führt über die Straße des 17. Juni, geht um die Siegessäule herum und endet am Brandenburger Tor. Ab Freitagabend ist die Straße des 17. Juni gesperrt. Die umliegenden Straßen werden dann von Samstagvormittag bis nach Mitternacht geschlossen. Ab Sonntagvormittag soll der gesamte Bereich wieder frei sein.
Am Samstagnachmittag wurde der S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor bereits geschlossen. Im Laufe des Tages könnte das auch noch beim Bahnhof Bundestag passieren. Ob weitere Bahnhöfe betroffen sind, stand noch nicht fest.
Auch in diesem Jahr weisen die Veranstalter darauf hin, dass am Rande der Demonstration sowohl ein Naturschutzgebiet liegt als auch das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Teilnehmer sollen sich entsprechend verhalten.
Außerdem werben die Betreiber erneut für die große Aufräumaktion, die am Tag nach der Techno-Demonstration stattfinden soll. Am „Clean-Up Day“ sollen die Raver Verantwortung übernehmen und bei der Reinigung des „grünen Herzens Berlins“ mithelfen. Die Aktion soll effektiver als in den Vorjahren erfolgen durch ein neues Konzept, wie es hieß. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Berliner Stadtreinigung (BSR) rund 110 Kubikmeter Müll auf der Demo-Strecke eingesammelt worden. Das war weniger als im Jahr 2023 mit etwa 145 Kubikmeter (2022: rund 135 Kubikmeter).
Welche DJs legen auf?
Auf dem Loveparade-Nachfolger legen mehrere namhafte DJs auf. Auf den 35 Wagen legen unter anderem Westbam, Oguz und Dr. Motte persönlich auf. Außerdem wurden Marc van Linden, Mark Reeve, Nick Schwenderling, Peter Pahn, Saytek LIVE, Sole Dosi, Tomasz Guiddo und Tommahawk auf dem hauseigenen Wagen der „Rave The Planet“-Organisatoren angekündigt.
Was kostet die Teilnahme am Rave The Planet?
„Rave The Planet“ ist als Demonstration grundsätzlich kostenfrei. Auch eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Tanzbegeisterte können sich ab 14 Uhr dem Zug anschließen und einem der Wagen hinterherziehen. Wer auf einen der Wagen will, braucht ein Ticket. Sie können auf der Webseite der Betreiber gebucht werden.
Als eine Art „Backstage Ticket“ können die Raver dann auf dem jeweiligen Wagen am DJ-Pult tanzen. Für ein Ticket auf dem Wagen des Club Ost werden beispielsweise etwa mehr als 140 Euro fällig.
Wie auch in den vergangenen Jahren warnen die Veranstalter vor Ticketbetrügern. Das ist „leider ein Dauerthema“, berichtet Pressesprecherin Ellen Dosch-Roeingh dem Tagesspiegel. Die Veranstalter weisen außerdem darauf hin, dass die Tickets ausschließlich bei den Inhabern der einzelnen Wagen gekauft werden sollen. Insbesondere auf Facebook seien sehr viele Bots unterwegs.
Forderungen und Redner der Techno-Demonstration
Auch auf der diesjährigen Loveparade-Nachfolge kommen politische Forderungen nicht zu kurz. Nachdem die Veranstalter in den vergangenen Jahren erfolgreich für die Anerkennung des Technos als immaterielles Kulturerbe gekämpft hatten, geht es in diesem Jahr unter anderem um die Einführung eines gesetzlichen Feiertags für Techno. Der dafür vorgesehene Tag ist der zweite Samstag im Monat Juli – das Datum des diesjährigen „Rave the Planet“. Zudem fordern die Veranstalter, dass Clubs und Veranstaltungsorte besser geschützt und Tanzverbote abgeschafft werden.
Auch soll das Versammlungsgesetz hinsichtlich „non-verbaler Tanz- und Musikdemonstrationen“, in denen Tanz und Musik als alleiniges Ausdrucksmittel der politischen Meinungsäußerung dienen, überarbeitet werden, fordern die Veranstalter. Insgesamt gibt es acht Forderungen:
Sprechen werden neben Dr. Motte auch der Berliner CDU-Abgeordnete Christian Goiny sowie zahlreiche Techno-Aktivisten.
Gibt es besondere Gebote des Veranstalters?
Timm Zeiss, Geschäftsführer von Rave the Planet, gab auf einer Pressekonferenz bereits im vergangenen Jahr bekannt, dass Nationalflaggen bei der Parade unerwünscht seien. Das gilt auch in diesem Jahr. Man wolle letztlich die „menschengemachten Grenzen“ hinter sich lassen, teilen die Veranstalter auf ihrer Webseite mit. „Wir demonstrieren nicht nur für etwas, wir demonstrieren etwas“, so Ralf Regitz, einer der Organisatoren.
Unerwünscht seien neben Flaggen auch Transparente, „die sich gegen Gemeinschaft, Gleichstellung oder die gemeinschaftliche friedliche Verständigung richten“, sagte Geschäftsführer Zeiss. Es handle sich dabei lediglich um einen Wunsch und kein Verbot, betonten damals die Veranstalter. Sie könnten nur auf den Musiktrucks Hausrecht walten lassen. Die Demonstrationsfläche zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule sei aber öffentlicher Raum. Offiziell verboten seien hingegen Glas und Pyrotechnik.
In enger Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr und Bezirk sei ein Sicherheitskonzept entstanden. Rund 600 Sicherheitsleute werden laut Zeiss vom Veranstalter unterwegs sein. Der Sanitätsdienst des Veranstalters wird mit bis zu 300 Helfern vor Ort sein.
Die Berliner Polizei werde wohl mit doppelt so vielen Kräften die Parade begleiten, schätzte er. Im vergangenen Jahr waren rund 1000 Polizistinnen und Polizisten vor Ort. Auch in diesem Jahr werde die Polizei die Veranstaltung begleiten, sagte eine Sprecherin. Details nannte sie noch nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass die Strecke mit Sperrelementen geschützt wird. Ab Freitagmorgen gibt es laut Verkehrsinformationszentrale zahlreiche Sperrungen.
Wie verlief die Parade im vergangenen Jahr?
Im vergangenen Jahr feierten Hunderttausende an einem warmen Augustwochenende auf der Straße des 17. Juni. Rund 300 Künstler fanden am Tiergarten auf 30 Wagen Platz. (mit dpa)
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