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Kein S-Bahnverkehr zwischen Griebnitzsee und Potsdam Hauptbahnhof.

© dpa / Ralf Hirschberger

Update

Auf dem Dach mitgefahren: 17-Jähriger und 18-Jähriger sterben beim S-Bahn-Surfen in Berlin-Wannsee

Am Sonntagmorgen fahren in Berlin zwei Jugendliche auf dem Dach einer S-Bahn mit. Die riskante Aktion endet für beide tödlich. Die Deutsche Bahn zeigt sich betroffen und setzt auf Vorbeugung.

Stand:

In Berlin-Wannsee sind am Sonntagmorgen ein 17-Jähriger und ein 18-Jähriger durch S-Bahn-Surfen gestorben. Das teilte die Berliner Polizei mit.

Laut Polizei soll es gegen 5.20 Uhr morgens zwischen den Bahnhöfen Schlachtensee und Wannsee zu dem verhängnisvollen Vorfall gekommen sein. Die beiden Verstorbenen sollen sich auf dem Dach der fahrenden S-Bahn der Linie S1 befunden haben. Etwa 300 Meter hinter dem S-Bahnhof Schlachtensee sollen sie mit einer Signalbrücke kollidiert und dabei tödlich verletzt worden sein.

Wegen des Polizeieinsatzes war es zu Verspätungen und Zugausfällen auf den Linien S1 und S7 gekommen. Mittlerweile fahren die Züge wieder durchgehend.

Die Deutsche Bahn zeigte sich nach dem Unfall betroffen – und betonte die Gefahren an Bahnanlagen. „Zunächst einmal möchten wir unsere große Bestürzung über den Unfall zum Ausdruck bringen“, teilte eine Sprecherin am Montag auf dpa-Anfrage mit. „Unsere Gedanken sind bei Familie und Freunden der Unfallopfer.“ 

Jeder Unfall sei einer zu viel. Deshalb setze die Bahn zusammen mit der Bundespolizei und anderen Partnern seit vielen Jahren auf Vorbeugung. Hauptzielgruppe seien Kinder und Jugendliche, sagte die Sprecherin. In Schulen, Kitas und Bahnhöfen seien zwei Dutzend Präventionsexperten im Einsatz. 

„Trotz klarer Regeln und Hinweisschilder kommt es an diesen Bahnanlagen leider immer noch dazu, dass Menschen verschiedenster Altersgruppen ihr eigenes und das Leben anderer durch leichtfertiges Verhalten und Unachtsamkeit gefährden“, sagte die Sprecherin. Der Grundsatz laute: „Es ist verboten, Bahnanlagen zu betreten! Wo Züge fahren, ist kein Platz für Abenteuer.“ 

Auch in sozialen Netzwerken wie Instagram und Tiktok klärt der Konzern auf. In einem der kurzen Videos heißt es beispielsweise: „Das Klettern auf Zügen und das Surfen sowieso ist lebensgefährlich. Ihr habt doch nur dieses eine Leben, das ist es doch nicht wert.“ Und: „Falls ihr Freunde habt, die euch auf so eine Idee bringen: Das sind nicht eure Freunde.“

Die Bahnsprecherin verweist darauf, dass auch das Überqueren der Gleise lebensgefährlich sei. Das gelte auch für S-Bahn-Gleise. „In der Stromschiene direkt neben dem Gleis liegen 750 Volt Gleichspannung an. Bei Kontakt drohen ein Stromschlag und Verbrennungen.“ Im Regional- oder Fernverkehr versorgten 15.000 Volt starke Oberleitungen die Züge mit Energie. „Der Strom ist 65-Mal stärker als der aus der Steckdose.“

S-Bahn-Surfer häufig sehr jung

Immer wieder werden Jugendliche beim Train- beziehungsweise S-Bahn-Surfen beobachtet. Nicht selten enden die Stunts mit lebensgefährlichen Verletzungen oder sogar dem Tod. Erst im Februar dieses Jahres ist ein Zwölfjähriger beim S-Bahn-Surfen in Steglitz-Zehlendorf gegen eine Brücke geprallt. Dabei wurde er schwer verletzt, teilte die Bundespolizei damals mit.

Besonders auffällig sei das Alter der Jugendlichen, viele seien laut Polizei sehr jung. Dazu kommt ein geografischer Schwerpunkt, der ziemlich eindeutig auszumachen ist. Besonders betroffen scheint der südliche Abschnitt der S1 zwischen Yorckstraße und Mexikoplatz zu sein. Hier kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, teilweise mit Todesfolge.

Die Stadtbahn wird dagegen offenbar gemieden. Auch die Bundespolizei sieht in der südlichen S1 einen Schwerpunkt. Auf dem Streckenabschnitt gebe es immer wieder Feststellungen oder Hinweise in Verbindung mit S-Bahn-Surfern, berichtet Jens Schobranski, Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin, dem Tagesspiegel im vergangenen Jahr.

Die Gründe für das gefährliche Hobby sind divers. Teilweise gibt es Überschneidungen zur Graffitiszene, andere suchen den Adrenalinkick vor allem für Klicks auf Instagram und TikTok. Dort finden sich zahlreiche Videos von Berlinern und Berlinerinnen, die auf Dächern von U-Bahnen, S-Bahnen und sogar Bussen der BVG mitfahren. Nicht selten haben die Clips Tausende Klicks. (mit dpa)

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