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Autos parken vor dem Werk der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg  in Grünheide.

© dpa/Patrick Pleul

Update

Standort auf leerstehendem Fabrikgelände: Giffey sieht neues Tesla-Zentrum in Berlin-Köpenick als „Leuchtturm“ der Region

2019 hatte Elon Musk die Pläne angekündigt, jetzt gibt es einen Standort: Tesla macht ein Entwicklungszentrum in Berlin auf. Wirtschaftssenatorin Giffey lobt das Projekt.

Stand:

Der US-Elektroautohersteller Tesla will ein neues Entwicklungszentrum in Berlin-Köpenick eröffnen. Das kündigte Vice-President und Chefentwickler Lars Moravy am Mittwoch auf einer Pressekonferenz an. Zum genauen Standort des Zentrums hält sich Tesla noch bedeckt. Moravy nannte am Mittwoch jedoch erste Details: „Es ist ein altes Industrieareal mit viel freier Fläche, die wir für die Fahrzeugentwicklung brauchen“.

Nach Ansicht von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey wird das Zentrum positive Auswirkungen über die Region hinaus haben. „Mit dem neuen Center bekommt unsere internationale Forschungs- und Entwicklungslandschaft einen neuen Leuchtturm“, teilte die SPD-Politikerin mit. „Wir freuen uns auf die Impulse, die vom European Engineering Center in die Stadt, die Region und ganz Europa ausgehen werden.“

Der Geschäftsführer der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, Stefan Franzke, sagte dem RBB24-Inforadio, das Zentrum sei ein weiterer Schritt für Deutschland, zum „Innovationsland Nummer eins in Europa“ zu werden.

20.000 Quadratmeter stünden in den Hallen zur Verfügung, das Areal sei jedoch deutlich größer, sagte Chefentwickler Moravy. Schon im nächsten Jahr will Tesla dort sein „Europäisches Ingenieurszentrum“ eröffnen. 130 Mitarbeiter will das Unternehmen dort beschäftigen, die Zahl soll innerhalb weniger Jahre auf 250 steigen. Einen höheren zweistelligen Millionenbetrag will Tesla nach eigenen Angaben investieren.

Beginn der Arbeiten „innerhalb der nächsten Wochen“

Ein Fokus soll in Köpenick auf der Entwicklung von Antriebstechnik liegen. Sobald die behördlichen Genehmigungen vorlägen, könne man mit den Arbeiten am Standort beginnen, sagte der Tesla-Chefentwickler. Er rechne damit „innerhalb der nächsten Wochen“.

Dass es schnell gehen könnte, deutete auch Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, am Mittwochabend an. „Monatelange vertrauliche Gespräche“ seien vorangegangen, die er mit Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und Baustadträtin Claudia Leistner eng begleitet habe, schrieb der SPD-Politiker auf Facebook. „Dabei konnte sich unser Bezirk gegen andere internationale Standorte durchsetzen“.

Drei Dutzend potenzielle Standorte habe man sich angeschaut, sagte Vice-President Moravy. Für die Entscheidung, das Zentrum in Köpenick anzusiedeln, seien die Möglichkeiten für eine spätere Erweiterung des Zentrums ausschlaggebend gewesen. Außerdem hätten die Stromversorgung und eine gute Anbindung an das Bahnnetz eine Rolle gespielt.

Dazu kommt, dass Köpenick nur wenige Kilometer von der „Gigafactory“ in Grünheide, unweit der Grenze zu Berlin, liegt. Zur strategischen Zukunft des Entwicklungszentrums stellte Moravy auch Kooperationen mit den Berliner Universitäten in Aussicht.

Schöneberg, Tegel, Marzahn – viele Standorte im Gespräch

Firmenchef Elon Musk hatte schon im November 2019, als er die Pläne für die Fabrik in Brandenburg bekanntgab, ein Design- und Entwicklungszentrum in Berlin in Aussicht gestellt. Im August 2020 antwortete er beim Kurznachrichtendienst Twitter, den er später kaufte und in X umtaufte, auf die Frage eines Nutzers, ob Tesla ein Software-Entwicklungszentrum in Berlin plane, mit „Yes“.

Stellte schon 2019 ein Entwicklungszentrum in Berlin in Aussicht: Tesla-Chef Elon Musk.

© REUTERS/CHIP SOMODEVILLA

Zu dieser Zeit kursierte bereits die Information, dass Tesla angeblich Interesse am Euref-Campus in Schöneberg habe und in den alten, rund 80 Meter hohen Gasometer einziehen könnte. Von bis zu 2000 Arbeitsplätzen war damals die Rede.

Im Februar 2021 beschäftigte sich auch der Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit dem Thema: „Welcher Standort kommt für die Ansiedlung des Design- und Entwicklungszentrums von Tesla infrage?“ Während Tesla, wie üblich, dazu schwieg, hieß es seitens der Senatswirtschaftsverwaltung, es würden Gespräche über „den ein oder anderen Standort“ geführt.

Die damalige Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) brachte selbst den ehemaligen Flughafen Tegel ins Spiel. Der US-Konzern sei an einem schnellen Zugang zum Flughafen BER und zum Werk in Grünheide interessiert, hieß es jedoch gleichzeitig.

Schon damals rückte daher der Osten Berlins in den Blick: In der Öffentlichkeit wurden der Cleantech Business Park in Marzahn, der eigens für nachhaltige Technologien reserviert worden war, der Technologiepark Adlershof und das ehemalige Elektroindustriezentrum Oberschöneweide als mögliche Standorte gehandelt.

Tesla kämpft mit sinkenden Absatzzahlen

Der US-Autobauer steht global wegen sinkender Absatzzahlen unter Druck. Trotzdem des wirtschaftlichen Misserfolgs will Tesla seine Produktion in Grünheide aber noch steigern, wie Werkschef André Thierig dem Tagesspiegel Ende August mitteilte.

Zuletzt hatte Tesla nach offiziellen Angaben im Dezember 2024 in Grünheide rund 5000 Fahrzeuge pro Woche vom Band laufen lassen, was einer Jahresproduktion von etwa 250.000 Fahrzeugen entspricht. Das Werk hat eine genehmigte Kapazität von 500.000 Fahrzeugen jährlich.

Tesla hatte im März 2022 in Grünheide seine erste europäische „Gigafactory“ eröffnet. Inzwischen arbeiten dort insgesamt 11.500 Beschäftigte. Damit ist das US-Unternehmen der mit Abstand größte Industriearbeitgeber in der Hauptstadtregion.

In Deutschland beschäftigt der Autobauer an verschiedenen Orten rund 2000 Ingenieure und Techniker – rund ein Fünftel der weltweiten Belegschaft in dem Bereich. Ein wichtiger Standort ist Prüm in Rheinland-Pfalz, wo Tesla vor Jahren den auf Fabrikautomatisierung spezialisierten Zulieferer Grohmann übernahm. In Deutschland sei aber auch federführend an der Auffrischung der beiden teureren Tesla-Modelle S und X gearbeitet worden, sagte Moravy. (mit dpa)

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