zum Hauptinhalt
 Kolumne - In der Lobby - Ute Weiland, Montage Tagesspiegel, obs/Bernd Brundert

© obs/Bernd Brundert

Social Media für junge Menschen?: Ein Verbot reicht nicht aus!

Soziale Netzwerke können für junge Menschen gefährlich sein. Aber reicht ein Verbot? Der Geist ist doch längst aus der Flasche, meint unsere Kolumnistin.

Ute Weiland
Eine Kolumne von Ute Weiland

Stand:

Es ist absurd: Während es für jeden Film eine Altersuntergrenze gibt, herrscht auf Plattformen wie Youtube, Tiktok, Instagram und X weitgehend Regel- und Zügellosigkeit. Trotz existierender Community-Richtlinien ist für unsere Kinder und Jugendlichen der nächste menschliche Abgrund oft nur einen Klick entfernt.

Was mit der Psyche von Heranwachsenden passiert, wenn sie beispielsweise brutalen Kriegs- oder Terrorvideos ausgesetzt sind, kann sich jeder ausmalen – die schädlichen Folgen eines solchen Medienkonsums sind darüber hinaus in vielen Studien dokumentiert. Insofern begrüße ich, dass Australien jetzt vorweg marschiert und eine Altersgrenze von 16 Jahren für die Nutzung von Sozialen Medien einführt.

Zumal sich die Tech-Konzerne freiwillig sicher nicht beschränken werden. Das Geschäftsmodell der Metas und Tiktoks dieser Welt beruht ja im Kern darauf, die Verweildauer der Nutzer zu maximieren. Und zwar koste es, was es wolle: Je reißerischer der Content ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, die erwünschte Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und Aufmerksamkeit bedeutet Werbeeinnahmen.

Es gehört zum Wesenskern dieser virtuellen Universen, jeden Nutzer und jede Nutzerin möglichst stark an sich zu binden zu wollen. Mit ihren Interaktionslogiken kanalisieren sie menschliche Schwächen und produzieren Abhängigkeiten, für die insbesondere junge Menschen anfällig sind. Das Suchtpotenzial von Tiktok, Insta und Co. ist hinlänglich bekannt, wir sollten unsere Kinder davor schützen.

Berliner Wirtschaft im Video – hier ansehen

Klar ist für mich aber auch: Der Geist ist längst aus der Flasche, ein staatliches Social-Media-Verbot allein wird nicht für heile Kindheiten sorgen. Zumal ja nicht nur die interessegeleiteten Mutterkonzerne der Netzwerke, sondern auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen vor einer Verlagerung des Medienkonsums in dunklere Ecken des Internets infolge eines Social-Media-Verbots warnen.

Wir sind daher alle in der Pflicht, für einen mündigen Umgang mit Sozialen Netzwerken zu sorgen. Ein Verbot ist ein wichtiger Baustein. Aufklärung, Erziehung, Bildung und Zuwendung müssen es ergänzen.

In der Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })