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„Unklar, in welchem Zustand das SEZ tatsächlich ist“: Heftige Kritik an Abriss-Plänen für Schwimmbad-Ikone in Friedrichshain
Die landeseigene Wohnungsgesellschaft WBM will das Schwimmbad abreißen und stattdessen Wohnungen bauen. Von Opposition und Architektenkammer kommt deutliche Kritik.
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Nach der Ankündigung vom Montag, dass die landeseigene Wohnungsgesellschaft WBM das „Sport- und Erholungszentrum“ (SEZ) in der Landsberger Allee in jedem Fall abreißen will, um stattdessen Wohnungen zu bauen, regt sich deutliche Kritik: Es sei „weiter völlig unklar, in welchem Zustand das SEZ tatsächlich ist“, sagt Damiano Valgolio (Die Linke). Er vertritt Friedrichshain als direkt gewählter Abgeordneter.
Er findet es daher „verdächtig, dass sich der Senat so vehement gegen ein Baugutachten stellt und nur auf Äußerlichkeiten abstellt“ und meint: „Ein Gebäude abzureißen, weil innen Bauschutt liegt, ist so als würde man ein Auto verschrotten, weil der Aschenbecher voll ist.“
Angesichts des großen Mangels an Sport- und Schwimmflächen in der Stadt sei es absurd, das SEZ abzureißen, ohne den Zustand zu untersuchen. „Da ohnehin eine Machbarkeitsstudie erstellt wird, muss die Möglichkeit der Sanierung oder des Teilerhalts des SEZ mit einbezogen und die Kosten verglichen werden“, fordert Valgolio. Es gebe bereits Ideen, wie das Sportangebot mit Wohnungsbau kombiniert werden könne.
Ein Gebäude abzureißen, weil innen Bauschutt liegt, ist so als würde man ein Auto verschrotten, weil der Aschenbecher voll ist.
Damiano Valgolio, Linken-Abgeordneter
Auch der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze fordert, den SEZ-Abriss auf den Prüfstand zu stellen: „Seit Jahren fordern wir, dass bestehende Gebäude umgebaut statt abgerissen werden.“ Das spare sehr viel graue Energie, was gerade in Zeiten des Klimawandels notwendig ist: „Es muss jetzt geprüft werden, wie und in welcher Form ein Erhalt des SEZ umgesetzt werden kann. Bis dahin darf es keinen Abriss geben.“
Er sieht im Bestandsgebäude „viel Potenzial für Sport- und Kulturnutzungen.“ Wohnungen, Schulplätze und ein SEZ-Umbau müssten zusammen neu gedacht werden. Das SEZ sei „ein Paradebeispiel für eine völlig falsche Liegenschaftspolitik und den Ausverkauf der Stadt“.
Auch die Präsidentin der Architektenkammer, Theresa Keilhacker, kritisiert den angekündigten Abriss: „Lars Dormeyer, Geschäftsführer der WBM, spricht über das SEZ sehr abfällig pro Abriss und Neubau, weil ihm offensichtlich Baukultur egal ist und für ihn die Vereinbarkeit von Wohnen und Freizeit in einem Quartier der kurzen Wege nicht wichtig erscheint.“
Diese Denke sei überholt, an den Hochschulen werde inzwischen genau das Gegenteil gelehrt, nämlich „den CO₂-Rucksack eines bestehenden Gebäudes zu bewerten und transformieren zu lernen, ohne Abriss, aber mit kreativer Ertüchtigung des Bestandes und baulichen Ergänzungen hin zu einer klimaresilienten 15-Minuten Stadt“.
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