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Kolumne „Berliner Trüffel“:: Nicaragua auf Lichtenberger Hauswand
Im Auftrag der DDR entstand ein farbenfrohes Wandbild, das den Kampf gegen die Diktatur in Nicaragua zeigt. Es wurde mehrfach restauriert. Der Künstler ist nun verstorben.

Stand:
Wer mit dem Auto auf der Frankfurter Allee über die Brücke am Bahnhof Lichtenberg Richtung Alexanderplatz fährt, sieht auf der rechten Seite die farbenfrohe Wand eines Plattenbaus aufblitzen. Hat da eine Schulklasse gemalt? Hat eine Gruppe junger Künstler:innen die Wand gestaltet? Sieht nach einem riesigen Suchbild aus, ganz oben ein ausbrechender Vulkan, unten ein Haus mit arbeitenden Menschen.
Es handelt sich um ein Wahrzeichen des Bezirks und das größte Kunstwerk des Malers Manuel García Moia, der das 255 Quadratmeter große Mural „Nicaraguanisches Dorf – Monimbó 1978“ im Jahre 1985 im Auftrag der DDR-Regierung schuf. Diese unterstützte den Kampf gegen das Somoza-Regime in Nicaragua. Moias Werke erzählen von dem Kampf gegen die Diktatur, er war zu dieser Zeit Nationalpreisträger für naive Kunst seines Landes.
Monimbó war der erste Bezirk in Moias Heimatstadt Masaya, der sich gegen die Diktatur erhob. Auf der Wand in Lichtenberg ist das Schicksal der Einwohner:innen dokumentiert, die von der Nationalgarde Somozas überfallen werden. „Ich will das Sterben und den Widerstand zeigen, aber auch die Schönheit der Natur und unserer alten Kultur“, sagte der Künstler einst.

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Nach der Wende drohte das Mural zu verblassen und abzubröckeln, die frohen Farben aus Mittelamerika konnten der Berliner Witterung nicht standhalten, das Wohnhaus wurde privatisiert und das Bild wenig beachtet. 2005 erfolgte die ersten Restauration, 2007 wurde der Platz vor dem Bild anlässlich Moias 70. Geburtstag in Monimbóplatz benannt.
Bald begann es erneut zu verblassen und wurde schließlich übermalt. Allerdings bildete sich eine Initiative für die Wiederherstellung des Kunstwerkes, die erneute Restauration wurde 2019 fertiggestellt.
Im Februar 2023 verstarb Moia in Maryland, USA. Am Monimbóplatz wurden Kerzen angezündet und ein Kranz niedergelegt.
Immer sonntags stellt die Serie „Berliner Trüffel“ Kunstwerke des öffentlichen Raums vor.
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