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Bezirke warnen vor Kollaps: Berlin muss sich endlich um seine Parks kümmern
Ihre Pflege wird politisch ausgetrocknet, die zuständigen Ämter werden abgeholzt. Doch Vermüllung und Klimawandel verlangen mehr statt weniger Mittel für die Grünanlagen.

Stand:
Gras wächst von allein. Nicht in Berlin. Denn hier darf kein Gras über ein Thema wachsen, das für das Bild der Stadt und das Leben der Menschen wichtig ist: Die Parks der Stadt stehen vor dem Kollaps. Weil ihre Pflege politisch ausgetrocknet wird.
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Der Kommentar von Robert Ide zum Nachhören:
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Angesichts des Spardrucks holzen die Bezirke ihre Grünflächenämter ab. Und der Senat kürzt auch noch sechs Millionen Euro für die bisher erfolgreichen Parkläufer. Die Streifen sorgen für mehr Sicherheit und weniger Müll in den Grünanlagen, setzen Grillverbote durch und werben für Rücksichtnahme. Doch je mehr Unrat auf Wiesen und unter Bäumen landet, desto mehr von dem knappen Geld geht nur fürs Wegräumen weg.

© Laura Hofmann TSP
Die Reinigungskosten belaufen sich allein im Volkspark Friedrichshain auf inzwischen 107.000 Euro pro Jahr. Im Humboldthain in Gesundbrunnen wurden zusätzlich zu den vorhandenen Mülleimern noch drei Kubikmeter große Absetzcontainer aufgestellt – nach jedem Wochenende sind sie randlos voll. Immerhin übernimmt die Stadtreinigung das Aufräumen in immer mehr Parks. Auch noch die Bäume pflegen kann sie aber nicht.
Hinzu kommt der Klimawandel mit Trockenphasen und Starkregenfällen, der den Pflanzen zusetzt. Für neu gepflanzte Bäume braucht es inzwischen zehn statt drei Jahre, um sie gesund groß zu bekommen. Auf den Plätzen und in den Grünanlagen gibt es auch mehr Totholz als früher, das weggeräumt werden muss, damit vom Sturm abgeknickte Äste keine Menschen erschlagen. Neukölln wird bald 90 Prozent seines Grünflächen-Etats für die sogenannte Verkehrssicherung einsetzen, also für den Rückschnitt kranker Bäume. So kann kaum noch Neues wachsen.
Immerhin sprießt nun der Widerstand. Acht Bezirke haben Brandbriefe an den Senat geschickt und warnen vor einem Kollaps der Berliner Parks, eine Petition kämpft für die Wiederaufnahme der Läuferstreifen. Der chronische Personalmangel in den Grünflächenämtern aber muss nachhaltig beseitigt werden. „Derzeit sind 88 zusätzliche Stellen angemeldet“, heißt es vom Bezirksamt Pankow. Wenn hier nicht bald berlinweit nachgepflanzt wird, blüht uns noch was. Oder besser gesagt: in den Parks nicht mehr viel.

© IMAGO/dreamstime
Waren Sie mal im Hamburger Stadtpark „Planten un Bloomen“? Der denkmalgeschützte Grünzug ist etwa so groß wie der Volkspark Friedrichshain, aber doppelt so schön und stets bestens gepflegt. Mehr als drei Millionen Euro lässt sich die Hansestadt ihre grüne Visitenkarte kosten. In dem Park arbeiten nicht weniger als 27 Mitarbeitende, darunter zwölf Gärtnerinnen und Gärtner sowie vier Handwerker. Gras wächst eben nicht von allein.
Wenn Berlin die grünste Stadt unter Deutschlands Metropolen bleiben möchte, muss es sich endlich um die eigenen Parks kümmern. Bevor sie ganz und gar verkümmern.
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Jeden Donnerstag ab 6 Uhr kommentiert Robert Ide stadtpolitische Themen bei Simone Panteleit und Team im Berliner Rundfunk 91.4. Im Tagesspiegel finden Sie den Kommentar zum Nachlesen und Nachhören.
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