
© NORMAN BEHRENDT
Kunst auf einem Friedhof in Pankow: Stell dir vor, es fährt eine U-Bahn zwischen Kiew und Berlin
Zwei Künstler aus Berlin haben eine fiktive U-Bahnlinie zwischen Berlin und Kiew errichtet. Das Projekt, gestartet in der Ukraine, wird nun auf einem Friedhof in Berlin präsentiert.
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Zwei Künstler aus Berlin würden gerne eine U-Bahnlinie bauen zwischen Berlin und Kiew. Da das erstmal nicht möglich ist, haben Norman Behrendt und Eric Pawlitzky ihr Kunstprojekt „Kyiv Berlin Metro Construction“ gestartet – und zwar während eines Residenz-Aufenthalts in der Ukraine.
Das Projekt spielt mit der Idee eines offenen Europas, die Ukraine eingeschlossen in eine unterirdische Direktverbindung. „Grenzen und Entfernungen spielen hier keine Rolle mehr“, sagen die beiden Künstler. Für sie steht der soziale und territoriale Zusammenhalt, die Solidarität zwischen Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) und der Ukraine als mögliches zukünftiges Mitglied im Fokus der Arbeit.
Der Bildhauer Norman Behrendt begann damit, Notausgänge, Lüftungsschächte und U-Bahneingänge in Kiew nachzubauen. Eine Skulptur verbindet Designelemente der Metro in Kiew und der U-Bahn in Berlin und imaginiert die Existenz einer unterirdischen Linie mit fahrenden Zügen.
Dafür nahmen die Künstler Gipsabdrücke von real existierenden und charakteristischen Elementen von Stationen und Linien. Sie wanderten entlang der Metrolinie M1 in Kiew und fertigten technische Zeichnungen an für funktionale Bauwerke ihrer fiktiven Linie. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich Norman Behrendt mit der funktionalen Architektur von Metro-Netzwerken.

© NORMAN BEHRENDT
In den begehbaren Skulpturen wird der Sound der Original-Station nachgeahmt. Eric Pawlitzky, klassisch ausgebildeter Musiker (Violine und Gesang) hat diese akustische Visualisierung übernommen. Die Arbeiten wurden bereits auf Brachen und im „Contemporary Art Center M17“ in Kiew ausgestellt.
Die beiden Künstler verbindet die künstlerische Erkundung von Räumen und Distanzen. Pawlitzky hat 2014 für ein Projekt mit dem Namen „… und alles ist weg“ Orte des Ersten Weltkrieges in Polen dokumentiert, und zwar mit einer historischen Kamera aus dem Jahre 1895.
Im Oktober 2023 arbeiteten Behrendt und Pawlitzky in einem Atelierraum in Kiew an ihrem U-Bahn-Projekt im Rahmen eines Residenzaufenthalts, initiiert durch den deutschen Maler Paul Maciejowski und unterstützt von der Kunststiftung NRW.
Ziel des neuen Projekts ist es, Skulpturen im öffentlichen Raum entlang des theoretischen Linienverlaufs von Berlin nach Kiew zu installieren. Da wären zum Beispiel Krakau und Breslau in Polen. Dazu soll mit lokalen Künstler:innen vor Ort kooperiert werden. „Das Projekt soll über die einzelnen Städte zusammengehörig wirken und über ein hohes Maß an Wiedererkennbarkeit verfügen“, sagen Behrendt und Pawlitzky. Mittels Photovoltaik könnte nachhaltig der Strom für die Klanginstallation bereitgestellt werden.
Inspiriert von Martin Kippenberger
Inspiration fanden die Künstler in der Arbeit des Künstlers Martin Kippenberger, der mit seiner Skulpturenserie Metronet (1993-97) ein weltumfassendes Metronetzwerk visionierte und realistisch anmutende Metroeingänge an unterschiedlichen Orten der Welt umsetzte. Ebenso in der Arbeit „A metro in Gaza“ von Mohammed Abusal, einem palästinensischen Künstler, der 2015 ein Netz von sieben U-Bahn-Linien vorschlägt, die die verschiedenen Gebiete des Gazastreifens miteinander verbinden sollen.
Abfahrt für die U-Bahn von Berlin nach Kiew ist am 9. Mai um 18.30 Uhr. Die Ausstellung „Kyiv-Berlin Metro Construction“ eröffnet im Verwalterhaus, Prenzlauer Allee 1. Seit 2014 ist das ehemalige Wohnhaus des Verwalters vom St. Marien-St. Nikolai Friedhof ein Ort für Ausstellungen und Kultur unter der Leitung von Niels Beugeling.
Der evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte stellt das Gebäude zur Verfügung, die Senatsverwaltung für Kultur unterstützt den Kulturstandort.
Dieser wird zusehends zu einer angesagten Adresse für Installationen, Lesungen, Theater, Konzerten und Ausstellungen jeglicher Art. Neben Kulturinteressierten schauen Besucher:innen des Friedhofs vorbei.
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