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Checkpoint Revue des Tagesspiegel im Kabarett "Die Stachelschweine" am 6.7.25 in Berlin

© Laurin Schmid

„Checkpoint“ – Berlin-Revue, die Zweite : „Weil die Stadt einfach geil ist“

Bereits zum zweiten Mal hat das Checkpoint-Team ein umfangreiches Programm auf die Bühne gebracht. Das Publikum im ausverkauften Kabarett-Theater „Die Stachelschweine“ war auch ein bisschen prominent besetzt.

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Sie haben es wieder getan: Bereits zum zweiten Mal bringt das Checkpoint-Team, rund um Tagesspiegel-Herausgeber Lorenz Maroldt, stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels Anke Myrrhe sowie Checkpoint-Ressortleiterin Ann-Kathrin Hipp, am Sonntagabend eine umfangreiche Revue auf die Bühne. Wie zur Premiere, im April dieses Jahres, ist Austragungsort das Kabarett-Theater „Die Stachelschweine“ im Europa-Center am Breitscheidplatz.

„Checkpoint-Band“ sorgt für die richtige Stimmung.

© Laurin Schmid

Für den fulminanten Auftakt sorgt wie immer die „Checkpoint-Band“. Als Frontsänger und Ressortleiter der Tagesspiegel-Berlin-Redaktion, Stephan Wiehler, das Publikum zum Mitsingen animiert, lassen sie sich nicht zweimal bitten – und als dann auch noch Myrrhe ein Saxophon-Solo zum Besten gibt, ist die Stimmung für den weiteren Verlauf des Abends gesetzt.

Launig geht es weiter mit der großen „Kiekste-Show“ von und mit Lorenz Maroldt. Eine Reise in Leserbildern durch Berlin, weil, so sagt es der Gründer des Newsletters: „Der Checkpoint ist aus Liebe zur Stadt entstanden – auch wenn der ein oder andere Politiker das nicht glaubt.“

Gezeigt werden auch Bilder, die beweisen, was Berlin so „anders“ macht. Ein Motto, das sich die Stadt vor einigen Jahren selbst verpasste – und mit der sie nicht alleine ist. Unter vielen weiteren Beispielen nennen oder nannten sich auch Wien, Oranienburg, Südafrika oder Ruhrgebiet „anders“. Berlin ist aber anders „anders“. Hier gehen sogar die Uhren anders, also unterschiedlich, wie ein Bild vom S-Bahnhof Wedding beweist. Vier Uhren auf einem Bahngleis, die alle eine andere Uhrzeit angeben – einer der vielen Brüller während Maroldts wildem Bilder-Ritt durch die Stadt.

In Berlin gehen selbst die Uhren „anders“.

© Laurin Schmid

Vor der Pause bitten Hipp und Myrrhe noch den politischen Stargast des Abends auf die Bühne. Martina Klement, Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung – oder auch „Chief Digital Officer des Landes Berlin“. Außerdem gebürtige Bayerin und CSU-Mitglied.

Dass man trotz der letzten beiden Attribute Berlin nicht hassen müsse, dafür sei Klement der lebende Beweis, stellt Hipp einleitend fest. Der darauf anschließenden Frage, was sie eigentlich von Markus Söder hält, weicht die Staatssekretärin charmant aus. Die bayerische Verwaltung sei einfach weniger bescheiden als die aus Berlin. Sie sei trotzdem oder gerade deswegen ein großer Fan von Berlin: „Ich wollte nach Berlin und habe mir hier deshalb einen Job in Berlin gesucht. Weil die Stadt einfach geil ist.“

Wenn Markus Söder wüsste, dass ich hier mit den Grünen und Linken zusammenarbeite, er hätte bestimmt schon das Parteiausschlussverfahren in die Wege geleitet.

Martina Klement, Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung (CSU)

Vor gut einer Woche wurde die Verwaltungsreform mit den Stimmen der Grünen und Linken im Parlament beschlossen. Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) führt den Erfolg unter anderem auch auf Klement zurück: „Ohne sie würde es diese Reform nicht geben.“ Wie hat sie das hinbekommen?

Klement sieht auch die misslungene Wahl aus dem Jahr 2021 als Grund, die habe ein „politisches Momentum geschaffen“, einen Weckruf: „Wir müssen definitiv etwas tun.“ Die rot-rot-grüne Vorgängerregierung hätte schon vieles in die Wege geleitet, hätte Dinge beschlossen, die ohne die Wahl-Panne nicht einigungsfähig gewesen wären. Darauf hätte Schwarz-Rot dann aufbauen können. „Wenn Markus Söder wüsste, dass ich hier mit den Grünen und Linken zusammenarbeite, er hätte bestimmt schon das Parteiausschlussverfahren in die Wege geleitet“, fügt sie launig hinzu.

Berlins Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung, Martina Klement, im Gespräch mit Anke Myrrhe und Ann-Kathrin Hipp.

© Laurin Schmid

Am Ende des rund 15-minütigen Interviews lässt sich Klement noch auf eine Wette ein. Ein Kasten Bier, wenn bis Ende des Jahres die Berliner Bürgerämter sich um die Anliegen der Bürger ohne Termin kümmern. Nach Vorbild von Donauwörth, ihrer Geburtsstadt, wo das wohl schon funktioniert.

Nach der Pause ist Checkpoint-Autor und Amors Bote Robert Ide an der Reihe. Er trägt eine Folge seiner beliebten Tagesspiegel-Liebeskolumne „Ins Herz“ vor. Ide erzählt am Abend des Internationalen Tags des Kusses die Geschichte von Gitte und Gerd.

Im Sommer 1974 lernten sie sich auf einem Zeltplatz in Bulgarien kennen, kamen sich näher und verliebten sich. Nach Ende des Urlaubs jedoch trennte sie die Mauer. Gegen alle Widerstände setzten sie sich durch – und leben heute zusammen am Rande Berlins.

Weltpremiere: die erste „Berlin-Kennerin des Monats“ gekürt

Einige im Publikum hatten Tränen in den Augen, als Ide die Liebes-Loge verlässt. Genau in dieser Stimmung tritt Naomi Fearn, Zeichnerin des täglichen Checkpoint-Comics „Berliner Schnuppen“ und Mitglied der Checkpoint-Band, allein mit ihrer Ukulele auf die Bühne. Ihr gefühlvoller Song „Bring mich heim“ über Menschen in der Ringbahn ist nachdenklich und leise, der Applaus danach umso lauter.

Kurz darauf wird es wieder laut bei der ersten Ermittlung des „Berlin-Kenners des Monats“. Der oder die wird mittels Quiz getestet und kann sich, wenn alle Fragen richtig beantwortet werden, auf zwei „Stachelschwein“-Tickets im Wert von 50 Euro freuen – samt Foto und Erwähnung im Checkpoint natürlich.

Das Los entscheidet, Miriam Leich darf sich versuchen. Die zweifache Katzenmama aus Frohnau begründet ihre Berlin-Expertise natürlich mit der regelmäßigen Lektüre des Checkpoints. Mit etwas Hilfe aus dem Publikum (und des Experten-Jokers „Lorenz Maroldt“) kann sie am Ende brillieren und wird mit einer goldenen Krone gekrönt.

Miriam Leich aus Frohnau ist die weltweit erste offizielle „Berlin-Kennerin“.

© Laurin Schmid

Zum Höhepunkt des Abends kommt der Überraschungsgast mit der Checkpoint-Band auf die Bühne: Berlins wohl bekanntester Fernsehmensch und Stimmwunder Ulli Zelle performt mit der Band den eigens für diesen Abend einstudierten Hit „Berlin, Berlin“, frei nach Harald Juhnke, der einst Frank Sinatras „New York, New York“ nach Berlin holte.

Wir waren früher toleranter, wir haben verbal nicht so aufeinander gehauen.

Ulli Zelle, Sänger der Band „Ulli & Die Grauen Zellen“

Anschließend lässt sich Zelle noch zu einem kurzen Interview hinreißen. Tatsächlich gebe es noch Orte in Berlin, die der langjährige „SFB“- beziehungsweise „RBB“-Reporter auch nach 40 Jahren im Geschäft noch nicht kenne, erzählt er: „Ich war noch nie auf dem Hochhaus der Deutschen Rentenversicherung am Fehrbelliner Platz.“

Duett mit Ulli Zelle: Überraschungsgast bei der Checkpoint-Revue mit Stephan Wiehler (links).

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Auf die Veränderung der Berliner Gesellschaft blickend, stellt er fest, dass es vor 40 Jahren weniger exklusiv zuging: „Wir waren früher toleranter, wir haben verbal nicht so aufeinander gehauen (...). Heute sind wir in unseren Bubbles und allen, die nicht zur eigenen Bubble gehören, feindselig gegenüber eingestellt.“ Sein Wunsch: Die Membran-Funktion der Blasen sollte wieder hergestellt werden, Zelle wünscht sich wieder mehr Austausch zwischen den vielen Berliner Szenen.

Mit dem Checkpoint-Band-Klassiker „Rauch-Haus-Song“ – dass der irgendwann Anfang der 70er Jahre von der Band „Ton Steine Scherben“ geschrieben wurde, glaubt inzwischen wirklich keiner mehr – endet die zweite „Checkpoint – Berlin Revue“ nach mehr als zwei Stunden. Der Applaus ist frenetisch, mehrfach muss das Team hinaus zum Verbeugen.

Team-Checkpoint hat es mal wieder geschafft.

© Laurin Schmid

Glücklicherweise stehen die nächsten Termine bereits fest: Am 25. September und am 16. Oktober 2025 ist es wieder soweit (Ticktet hier). Der Abend verspricht ein echter Klassiker im Berliner Veranstaltungskalender zu werden.

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