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Der prominente Wochenrückblick : Franziska Giffeys rhetorische Schönheitsfehler
In der vergangenen Woche ging es um das eigene Spiegelbild, das aus der Ferne betrachtet oft besser aussieht. Mit dabei unter anderem Bushido, Leon XSkincare, Anke Engelke oder Jesus Christus.
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Entgegen allgemeiner Weisheiten, muss man gar nicht leiden, wenn man schön sein will. Das zumindest sagt Deutschlands bekanntester Beauty-Influencer. Leon XSkincare heißt er und ist eigentlich auf TikTok unterwegs. Hier klärt er seine fast eine Million Fans über Mythen rund um das lukrative Geschäft mit der Hautpflege auf. Ein von ihm häufig geäußerter Tipp: dem Spiegel nicht zu nahe kommen, gewisse Unreinheiten fallen dann gar nicht erst auf.
Ähnliches erzählte er auch in der vergangenen Woche in Berlin. Er war einer der prominenten Gäste auf der „Tincon“, dem jungen Format der Digitalkonferenz „Re:publica“, die mal wieder in der Eventlocation Station am Gleisdreieck abgehalten wurde. Sein rund 45-minütiger Bühnenbeitrag, ein Gespräch mit der YouTuberin Sashka, war so gut besucht, dass ein Großteil der Anwesenden stehen musste.
Direkt nach ihm sollte ein Auftritt von Franziska Giffey folgen - sie wollte den jungen Leuten Fragen beantworten. Tatsächlich interessierten sich dafür gar nicht mal so viele. Als die Wirtschaftssenatorin auf der Bühne Platz nahm, hatte sich der Raum mindestens um zwei Drittel geleert.
Die wenigen, die noch da waren, wollten trotzdem einiges wissen. Zum Beispiel fragte eine Schülerin, warum man nicht auf sie höre. Regelmäßig ginge sie auf Demonstrationen oder beteilige sich bei Unterschriftensammlungen. Sie hätte aber nicht das Gefühl, dass sich dadurch irgendetwas ändere. Insbesondere die stetig steigenden Berliner Mieten störten sie gewaltig.
Partymarathon und Vatertag
Giffey erklärte pragmatisch, dass man sie doch jederzeit in ihren Sprechstunden besuchen könnte, um solcherlei Anliegen zu klären. Außerdem unterrichtete sie die junge Politik-Verdrossene dahingehend, dass das mit den Mieten ziemlich kompliziert sei. Genauso wenig wie sie wolle, dass man ihr das Handy klaut, würden Vermieter wollen, dass man sie ihrer Wohnungen enteignet.
Wahrscheinlich ist das mit den hinkenden Vergleichen ähnlich, wie mit dem unperfekten Hautbild. Schaut man nicht so genau hin, ist die Sache nur halb so schlimm.
Manchmal kann es aber auch helfen, sich gewisse, teure Dinge schön zu trinken, das wissen KaDeWe-Kunden besonders gut. Ebenfalls in der vergangenen Woche hatte das Modemagazin „Vogue“ hier zu einem Event eingeladen. Promis, etwa die Schauspielerin Florence Kasumba, durften sich in der dritten Etage, in den sogenannten „Beauty-Spaces“ austoben. Der Champagner ging aufs Haus, die Cremes und Salben nicht. Wäre Leon XSkincare da gewesen, er hätte wohl erzählt, dass es das meiste, in ähnlicher Formulierung, auch günstiger in der Drogerie zu kaufen gibt.
Damit war ein gewisser Veranstaltungsmarathon übrigens erst eingeleitet. Am Vorabend zum Vatertag - oder auch Jesus Christus Fahrt in den Himmel - konkurrierten gleich zwei, international besetzte Promi-Events in Berlin um Gäste. Das italienische Modelabel Prada feierte im ehemaligen Café Kranzler neue Sonnenbrillengestelle, mit Leuten wie Sänger Troye Sivan, Model Alex Consani oder Schauspielerin (und DJ) Janelle Monáe. Zeitgleich feierte die Telekom in Neukölln eine Party mit Auftritten von unter anderem Boys Noize, FKA Twigs und Fuffifufzich.
Praktikum für die Stimmung
Die arme Berliner Partyszene musste pendeln. Dafür hatte sie am Tag darauf aber einen Kater und war wahrscheinlich nicht Schuld an den vielen, Vatertag-Alkohol-bedingten Verkehrsunfällen.
Auch Rapper Bushido hatte damit nichts zu tun und das, obwohl er x-fach Papa ist. Sogar ein peinlicher Papa, wie er der Deutschen Presse-Agentur dieser Tage erzählte: Wenn die Kinder seine Songtexte mit Aussagen wie „Hurensohn“ oder „Deine Mutter ist eine Nutte“ hören, würden sie sich schämen. „Dann schimpfen sie mit mir: ‚Oh Papa, ey, das geht gar nicht.‘“
Einige seiner Texte werden nicht nur von seinen Kindern als diskriminierend kritisiert. Das weiß der Rapper und würde vieles so heute nicht mehr schreiben. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ‚schwul‘ in einem Songtext benutzt habe. Da muss man, glaube ich, viele Jahre zurückgehen“, sagte er, aber verteidigte sich auch: „Es ist Rap! Wenn ich irgendwann ‚schwul‘ oder was auch immer benutzt habe, dann war das zu der Zeit Teil meines Wortschatzes“. Er sei nie homophob gewesen und hätte sogar schwule Freunde.
Und was ist sonst noch passiert? Richtig, Anke Engelke. Die macht gerade ein halbjähriges Praktikum bei der Deutschen Bahn. Warum? Weil sie kann und offenbar will. In der Talkshow „3nach9“ sagte sie: „Ich wollte die Stimmung aufnehmen, die in den Zügen herrscht“. Lustiger wurde es nicht.
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