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„Eine Schande, spricht Albanese dort“: Israels Botschafter schreibt an Berlins FU-Präsidenten wegen Vortrags von UN-Politikerin
Einige Statements der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese werden als antisemitisch eingestuft. Dass sie an der Freien Universität Berlin sprechen soll, empört auch Senatschef Kai Wegner.
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Berlins Senatschef Kai Wegner (CDU), die hiesige Botschaft Israels und der deutsch-jüdische Verein „Werteinitiative“ protestieren gegen einen geplanten Vortrag von Francesca Albanese. Die Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrates für die palästinensischen Gebiete wird am 19. Februar in der Freien Universität (FU) erwartet.
Bürgermeister Wegner, der israelische Botschafter Ron Prosor sowie die Werteinitiative fordern FU-Präsident Günter M. Ziegler auf, einen solchen Auftritt abzusagen. Zuvor hat dies die Ludwig-Maximilians-Universität München getan.
Terror-Propaganda in Hörsälen?
Völkerrechtlerin Albanese sei „durch die Verbreitung antisemitischer Weltbilder aufgefallen“, heißt es in einem offenen Brief der Werteinitiative, der an FU-Chef Ziegler adressiert ist. Israels Botschafter Ron Prosor schrieb Ziegler am Dienstag eine E-Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt.
„Was muss Francesca Albanese eigentlich tun, um Sie zu überzeugen, dass sie an Ihrer Universität nichts verloren hat?“, fragt der Diplomat darin. Die UN-Politikerin habe zu den Gräueltaten vom 7. Oktober 2023 geschwiegen, als die islamistische Hamas im Süden Israels diverse Massaker verübte und fast 240 Geiseln entführte.
Albanese relativiere den Holocaust, indem sie „absurde Vergleiche mit Israel“ ziehe, schreibt der Botschafter, und sie untergrabe das Existenzrecht des jüdischen Staates. In seiner E-Mail führt Prosor aus, dass er an der FU zunehmend „Gewalt gegen jüdische Studierende“ und besetzte Hörsäle, „in denen Terror-Propaganda verbreitet wird“, wahrnehme.
„Das ist keine Meinungsfreiheit – Sie bieten dem Hass nicht die Stirn, sondern eine Bühne“, wirft Prosor der FU-Spitze vor. „Ist die Freie Universität ein Trainingscamp für Hamas-Anhänger?“
Der Umgang mit den pro-palästinensischen Aktivisten müsse schärfer werden, schreibt Prosor: „Es ist eine Schande für Ihre Universität, wenn Albanese dort sprechen wird.“ Die Werteinitiative führt aus, Albanese habe einst behauptet, die US-Politik würde von einer „israelischen Lobby“ dominiert. Solche Verschwörungserzählungen gelten als antisemitisch.
Später meldete sich auch Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD): Sie erwarte zu den genannten Bedenken „zeitnah Antworten“ vom FU-Präsidium. „Aus meiner Sicht erfüllen die Äußerungen von Frau Albanese alle Kriterien des Antisemitismus und ich stelle die Frage, ob bei einer so geplanten Veranstaltung die Sicherheit jüdischer Studierender gewährleistet ist.“
Universität prüft Bedenken
Einige Kritiker beziehen sich auch auf einen zweiten Gast der Veranstaltung am 19. Februar, den israelischen Architekten Eyal Weizman von der Universität London. Weizman ist Gründer von „Forensic Architecture“, das mit neuester Technik versucht, Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Wie die Werteinitiative schreibt, arbeite Weizman mit einem Hamas-Sympathisanten, Salman Abu Sitta, zusammen. Dies solle ein Link zu einem X-Post Weizmans belegen.
Neben der Absage wird die FU von der Werteinitiative aufgefordert, „derartige Veranstaltungen künftig zu unterbinden und die Sicherheit jüdischer Studierender endlich ernst zu nehmen“. Die Hochschule teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: „Die Freie Universität Berlin nimmt Bedenken und Hinweise zu Veranstaltungen ernst und prüft diese.“
Albanese ist seit 2022 UN-Sonderberichterstatterin und hat mit Äußerungen zum Vorgehen Israels im Gazastreifen und den besetzten Gebieten viel Kritik auf sich gezogen. Der geplante Vortrag an der FU trägt den Titel „Lebensbedingungen, die auf Zerstörung angelegt sind. Rechtliche und forensische Perspektiven auf den laufenden Gaza-Genozid“. (mit dpa)
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