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Eine Menora aus Baghdad (um 1900), Objekt aus der Ausstellung „The Vicious Circle“ vom National Holocaust Centre and Museum London. Einige ihrer Symbole sind aus dem Islam entliehen: der Halbmond, die Vögel und die Hände (Hamsas).

© National Holocaust Museum

Exklusiv

Nach Absage der Freien Universität: Pogrom-Ausstellung wird an drei Orten in Berlin gezeigt

Dass die Freie Universität eine Wander-Ausstellung des National Holocaust Museum nicht wollte, irritierte die englischen Veranstalter. Jetzt wird „The Vicious Circle“ unter anderem in Neukölln zu sehen sein.

Stand:

Mit „The Vicious Circle“ (Der Teufelskreis) hat das National Holocaust Museum in England eine Ausstellung konzipiert, die fünf Pogrome der Zeitgeschichte an verschiedenen Orten in Europa und Nahost in eine Reihe stellt. Das Geschichtsinstitut der Freien Universität Berlin (FU) wollte sie eigentlich an der Uni zeigen, die sagte dann aber ab – zum Ärger der englischen Veranstalter. Nun teilen diese mit, dass die Ausstellung doch ab Februar in Berlin gezeigt werden kann.

Anlass ist: 2025 jährt sich das Ende des Nationalsozialismus und die Befreiung der Konzentrationslager zum achtzigsten Mal. Ende Januar eröffnet die Ausstellung im Londoner Viertel Soho, heißt es in einer Mitteilung des National Holocaust Museum, im Anschluss tourt sie durch verschiedene Länder und soll neben Berlin auch in Tallinn und im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt werden.

In Berlin soll die Pogrom-Ausstellung am 25. Februar im Berliner Abgeordnetenhaus eröffnen und an weiteren vier Tagen zu sehen sein (26. und 28. Februar und 3. und 4. März). Im Anschluss zieht sie ins Haus der Wannseekonferenz und ins Rathaus Neukölln.

„The Vicious Circle“ erforscht die wiederkehrende Wahnvorstellung, dass Gewalt gegen Juden zur individuellen und kollektiven Befreiung führe. Dabei bringt jene nur Zerstörung.

Das National Holocaust Museum zur Ausstellung

Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln (SPD), sagte dem Tagesspiegel, er finde die Ausstellung wichtig und wünsche sich, dass viele Schulklassen ins Rathaus kommen, um sie zu sehen und sich mit Antisemitismus zu befassen. „Als ich davon hörte, dass die FU die Ausstellung nicht zeigen wolle, haben wir uns sofort für sie beworben.“ Die Ausstellung gastiert voraussichtlich vom 28. April bis zum 23. Mai im Neuköllner Rathaus.

„The Vicious Circle“ ist ein kleiner Rundgang, der das jüdische Leben und seine Verflechtung mit der Regionalkultur an fünf Orten skizziert und mit den antisemitischen Gewaltexzessen, die jene Vielfalt zerstörten, in Kontrast setzt. Die Stationen sind Berlin 1938, Bagdad im Irak 1941, im polnischen Kielce 1946, in Aden im Jemen 1947 und im Kibbuz Be’eri am 7. Oktober 2023. Neben Bildern werden auch wenige Artefakte der Zeit ausgestellt, das Ganze ist mit Musik unterlegt.

Die FU hatte dem Tagesspiegel zur Absage mitgeteilt, sie störe sich „keineswegs an Inhalten“ der Ausstellung, ein Unifoyer sei aber „möglicherweise nicht die richtige Plattform“ für die Ausstellung. Die Unklarheit ließ Raum für Spekulation; Umbach war verwundert über die Gründe.

Später fügte die FU-Vizepräsidentin hinzu, als Grund hinzu, die Nebeneinanderstellung von Pogromen mit verschiedenen Kontexten könne unter Umständen als Shoa-Relativierung verstanden werden, die Botschaft sei quasi: „Das ist alles dasselbe“. Auch habe es Raumprobleme und Sorge wegen hoher Kosten gegeben, die für den Schutz der teils kostbaren Exponate entstanden wären.

Ein Kapitel der Schau sind die Berliner Novemberpogrome von 1938, also der Nationalsozialismus. Die anderen Pogrome haben zum Beispiel islamistisch, arabisch oder christlich geprägten Judenhass zum Hintergrund.

Für die Veranstalter bildet der ideologische Antrieb verschiedener Täter den roten Faden. Zum Holocaust-Gedenktag wolle man daran erinnern, „dass der Holocaust nicht aus dem Nichts kam und mit ihm die Geschichte des antijüdischen Rassismus auch nicht endete“, heißt es in der Museums-Mitteilung.

Mit der Ausstellung solle die „wiederkehrende Wahnvorstellung“ thematisiert werden, „dass Gewalt gegen Juden zu individueller und kollektiver Befreiung führt“, stattdessen bringe sie nur Zerstörung.

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