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People attend a demonstration against Russia's war on Ukraine to mark the first anniversary of Russia's full-scale invasion of Ukraine, in Berlin, Germany, Friday, Feb. 24, 2023. (AP Photo/Markus Schreiber)

© PICTURE ALLIANCE / ASSOCIATED PRESS/Markus Schreiber

Eine Stadt zeigt Flagge: Berlin erneuert seine Solidarität mit der Ukraine

Dem Umzug des ukrainischen Vereins „Vitsche“ mit 10.000 Teilnehmern schlossen sich auch Bundespolitiker an. Die Linke hielt eine Mahnwache ab, Schüler einen „Friedenszug“.

Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine haben am Freitag zahlreiche Berlinerinnen und Berliner mit Demonstrationen und Kundgebungen ihrer Solidarität mit dem attackierten Land Ausdruck verliehen.

Am kurzfristig in „Café Kyiv“ umbenannten „Café Moskau“ auf der Karl-Marx-Allee versammelten sich am Nachmittag vor allem aus der Ukraine geflüchtete Menschen zu einer Demonstration des ukrainischen Vereins „Vitsche Berlin“. Waffenlieferungen an die Ukraine, eine entschiedene Verurteilung des russischen Angriffskrieges und die Rückeroberung der besetzten Gebiete sind die häufigsten Forderungen der zahlreichen Redebeiträge.

Von der Karl-Marx-Allee aus zogen die Demonstranten zum Brandenburger Tor; an der russischen Botschaft gab es eine Zwischenkundgebung. Die Spitze des Zuges bildete eine 35 Meter lange Ukraine-Flagge. Die Polizei zählte bis zu 10.000 Teilnehmer. Auch die SPD-Chefin Saskia Esken, Ricarda Lang, Parteichefin der Grünen, sowie Mario Czaja, Generalsekretär der CDU, nahmen teil.

Giffey: „Bin überwältigt von der großen Solidarität“

An der finalen Kundgebung vor dem Brandenburger Tor nahm auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) teil. Gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev richtete sie ein Grußwort an die Demonstrierenden. Nach Einbruch der Dunkelheit leuchtete das Brandenburger Tor in den Landesfarben der Ukraine.

Zuvor hatte Giffey in einer Mitteilung der Senatskanzlei an das Leid der Menschen in der Ukraine und die zahllosen Opfer des Krieges erinnert. „Ukrainerinnen und Ukrainer werden ermordet, sterben im Kampf, müssen flüchten, ihre Heimat wird sinnlos zerstört“, sagte sie. Gleichzeitig verwies Giffey auf die große Hilfsbereitschaft der Berlinerinnen und Berliner, nicht zuletzt bei der Aufnahme und Versorgung von Kriegsflüchtlingen: „Ich war und bin überwältigt von der großen Solidarität in der Berliner Bevölkerung.“

Mahnwache der Linken vor russischer Botschaft

Vor der russischen Botschaft Unter den Linden, wo Wieland Giebel und Enno Lenze vom Berlin Story Bunker am Freitag ein russisches Panzerwrack aufgestellt hatten, hielt die Berliner Linke am Nachmittag eine Mahnwache ab. „Raus aus der Ukraine, nieder mit den Waffen“, forderte der Linke-Spitzenkandidat Klaus Lederer.

Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping dankte der Bevölkerung für den „Akt der Herzenswärme“ bei der privaten Unterbringung zahlreicher Geflüchteter „Wir in Berlin stehen an der Seite der Ukraine, der Aggressor heißt Putin“, sagte sie. „Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt diesen furchtbaren Krieg. Russland muss raus aus der Ukraine.“

Mit der Mahnwache grenzte sich der Berliner Landesverband der Partei auch von Sahra Wagenknecht ab, die mit Alice Schwarzer zu einer Friedenskundgebung am Samstag aufgerufen hat – und sofortige Friedensverhandlungen fordert.

Beim Demonstrationszug von „Vitsche“ wurde eine 35 Meter lange ukrainische Flagge getragen.
Beim Demonstrationszug von „Vitsche“ wurde eine 35 Meter lange ukrainische Flagge getragen.

© AFP/ODD ANDERSEN

In der Linkspartei wird kritisiert, dass sich die Initiative nicht eindeutig von rechten Unterstützern abgrenze. Angemeldet sind bei der Polizei 10.000 Teilnehmer für die Veranstaltung. „Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es mehr werden“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Polizei wird mit mehr Leuten im Einsatz sein als am Freitag, als etwa 800 Polizisten und Polizistinnen die Demonstrationen begleiteten.

„Friedenszug“ zieht mit 700 Schülern durch Mitte

Bereits am Mittag hatte das Lilienthal-Gymnasium aus Lichterfelde die Berliner Schüler:innen zu einem „Friedenszug“ in Mitte aufgerufen, bis zu 700 Menschen beteiligten sich laut Polizei. Mit Ukraineflaggen und Schildern, auf denen etwa „Stoppt Putin“ stand, zogen sie vom Neptunbrunnen bis zum Platz der Republik, wo kurz nach 13 Uhr eine Schweigeminute abgehalten wurde.

Sie wolle ein Zeichen setzen, erklärte eine 14-Jährige aus Lichterfelde; das sei das mindeste, was sie tun könne. Sie wollten ihre Solidarität mit der Ukraine bekunden, sagten vier Gymnasiasten aus Wilmersdorf. Das Miteinander sei für sie eine besondere Erfahrung gewesen.

Das Brandenburger Tor wurde am Abend erneut in den Landesfarben der Ukraine beleuchtet.
Das Brandenburger Tor wurde am Abend erneut in den Landesfarben der Ukraine beleuchtet.

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Auch Florian Bublys, der als Lehrer am Lilienthal-Gymnasium unterrichtet und die Demonstration organisiert hatte, zog ein positives Fazit. Die Schülerinnen und Schüler habe der Krieg das ganze Jahr über bewegt, berichtete er. Dementsprechend ergriffen sei die Stimmung vieler Teilnehmender während der zum Jahrestag des Krieges geplanten Demonstration gewesen. Besonders gefreut haben ihn, dass auch Schülerinnen und Schüler anderer Schulen teilnahmen. Das Lilienthal-Gymnasium hatte schon vor einem Jahr gegen den Einmarsch demonstriert.

Mit einer Demonstration auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palast bekundeten auch die Internationalen Festspiele ihre Solidarität mit der Ukraine. Neben den beiden Berlinale-Spitzen Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian waren auch die diesjährige Jury-Präsidentin, die US-Schauspielerin Kristen Stewart, und andere Jury-Mitglieder dabei. Unterstützt wurden sie von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und dem Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksii Makeiev. (mit dpa)

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