
© dpa/Kay Nietfeld, VG Bild Kunst 2025
Lichtprojektion zum 30. Jubiläum der Verhüllung: Der Reichstag erstrahlt wie einst bei Christo und Jeanne-Claude
Wie im Sommer 1995 erscheint das Reichstagsgebäude in ungewöhnlicher Aufmachung – diesmal jedoch nur virtuell. Wer das Kunstwerk live sehen will, hat noch einige Tage Zeit.
Stand:
30 Jahre nach der spektakulären Verhüllung des Berliner Reichstags ist das Kunstwerk zurück in der Stadt. Oder wenigstens eine leuchtende Erinnerung daran: Mit 24 Hochleistungsprojektoren wurde das Werk „Wrapped Reichstag“ des Künstler-Ehepaars Christo und Jeanne-Claude am späten Montagabend an die Westfassade des Gebäudes projiziert.
Bis nächste Woche Freitag soll die Projektion jeweils nach Einbruch der Dunkelheit ab circa 21.30 Uhr bis 1 Uhr nachts gezeigt werden.
Hunderte Handys wurden auf dem mäßig gefüllten Platz der Republik gegen 22 Uhr in die Höhe gehalten, als die Illumination mit einiger Verspätung gestartet wurde. Weil das Wetter an den Vortagen schlechter gewesen war, sei es bei den Tests früher dunkel gewesen.
Unter anderem die Initiatoren des Spektakels, der Kulturmanager Peter Schwenkow, der Unternehmer Roland Specker, sowie der Christo-Neffe Vladimir Yavachev hatten symbolisch auf einen in den Originalstoff gewickelten Buzzer gedrückt, um die Projektoren zu starten. Erstere waren maßgeblich an dem Projekt beteiligt. Sie hatten auch die große Verhüllung 1995 als Gründungsmitglieder des Vereins „Berliner für den Reichstag“ mit initiiert und gemeinsam mit der Christo and Jeanne-Claude Foundation umgesetzt.

© IMAGO/Berlinfoto, VG Bild Kunst 2025
Ebenfalls drücken durften dann noch mal die Ehrengäste, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Kubicki (FDP), sowie der verantwortliche Lichtdesigner Andreas Boehlke.

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© REUTERS/Fabrizio Bensch, VG Bild Kunst 2025
Weil die Herren mit dem Rücken zum Reichstag standen, sahen sie zunächst nicht, wie sich langsam einzelne Linien auf der Fassade aufbauten – das Original-Kunstwerk war zu Beginn nur zu erahnen. Wenige Minuten später folgte dann das ikonische Bild: Große Stoffbahnen rollten Stück für Stück von oben herab und schienen im Wind zu wehen. Rund zehn Minuten dauert ein Durchgang, dann geht es von vorn los.
Im kleinen Presse- und VIP-Bereich auf dem Rasen vor dem Reichstag sammelten sich auch sonst viele ehemalige Weggefährten des Künstlerehepaars. Siegward Hausmann etwa, der heutige Eventmanager, arbeite 1995 als Assistent für Christo. Er erinnerte sich, wie umstritten das Projekt damals war. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) gehörte zu den Gegnern.
Es sei der Initiative der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) zu verdanken gewesen, dass „Wrapped Reichstag“ dann doch realisiert wurde – und das Gebäude vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 vollständig mit aluminiumbedampftem Polypropylengewebe verhüllt wurde. Mit Erfolg: Die Bilder davon gingen um die Welt und lockten etwa fünf Millionen Menschen in die Stadt.
Die Lichtprojektion soll nun das Kunstwerk von früher in den kommenden Tagen neu interpretieren. Die Kosten für das Projekt liegen laut Kulturmanager Peter Schwenkow zufolge bei rund einer halben Million Euro.
Bezahlt würde die Aktion von der Stiftung von Christo und Jeanne-Claude, Specker und ihm selbst. Hinzu kommen 119.000 Euro von der Lotto-Stiftung Berlin. Im Rahmen einer Pressekonferenz vor wenigen Wochen begründete Schwenkow den Aufwand. Der Geist, der dabei hoffentlich entstehe, auch für die Stadt wichtig: „Einfach ein bisschen innehalten, durchatmen und die Relevanz von Kunst einatmen“, sagte er.
Kunst schaffe Diskussionen, bringe aber auch große Gemeinsamkeiten, so Schwenkow. „Die Hoffnung ist ja, wenn alle vor dem Reichstag sitzen, der so aussieht wie vor 30 Jahren, dann ist es ja völlig egal, ob sie arm oder reich, links oder rechts, groß oder klein, Inländer oder Ausländer sind. Mit diesem Projekt kann sich im Grunde genommen jeder staunend identifizieren und das ist das Verbindende von Kunst, denke ich.“
Am 13. Juni wäre auch der 90. Geburtstag des Künstlerehepaares gewesen, beide waren am 13. Juni 1935 geboren worden. (mit dpa)
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