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Newsblog zur „Meuterei“-Räumung in Berlin: Kiezkneipe geräumt – Hunderte Autonome ziehen durch die Stadt
Die Polizei hat ein weiteres linkes Symbol in Berlin geräumt: die Kneipe „Meuterei“ in Kreuzberg. Am Abend startete am Mauerpark ein Protestumzug. Der Newsblog.
Erneut ist der Konflikt um ein Symbol der linken und autonomen Szene in Berlin Anlass für einen großen Polizeieinsatz. Am Donnerstag hat die Polizei die Gerichtsvollzieherin die Kreuzberger Kiezkneipe "Meuterei" begleitet und diese anschließend geräumt. Am Abend zog die "TagX"-Demo von Autonomen vom Mauerpark fast bis zum Alexanderplatz. Wir begleiten die Ereignisse im Newsblog.
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"Die Kneipen denen, die drin saufen"
Eine Stunde dauerte die Räumung der "Meuterei" am Donnerstagmorgen. Hunderte demonstrierten für den Erhalt des linken Szeneobjektes. Es blieb weitgehend friedlich. In der Nacht zuvor hatten jedoch zahlreiche Autos gebrannt. Die Zusammenfassung eines Kreuzberger Protesttages.Polizei sichert die geräumte Meuterei ab

Die Polizei zeigt auch in der Nacht Präsenz vor der geräumten Kneipe Meuterei in der Reichenberger Straße. Etwa ein Dutzend Mannschaftswagen steht in der Straße. Es ist sehr ruhig. Der Verkehr fließt, Fußgänger:innen laufen vorbei, zwei Männer trinken vor dem Späti ihr letztes Bier aus. Es stehen jedoch Hamburger Gitter bereit, mit denen die Polizei die Straße gegebenenfalls abriegeln kann.
Erst Hektik, dann Auflösung der Demo - weitgehend friedlich
Am Rosa-Luxemburg-Platz wird es plötzlich hektisch, als ein Gruppe von Demonstranten aus dem Polizei-Spalier ausbricht und in Richtung Alexanderplatz rennt. Kurz darauf wird die Demo aufgelöst. Die Situation ist kurzfristig chaotisch, mittlerweile haben aber viele Demonstranten schon den Heimweg angetreten. Bis dahin blieb der Aufzug weitgehend friedlich.
Polizei spricht von 900 Teilnehmenden
Die Polizei gibt die Zahl der Teilnehmenden bei der "TagX"-Demonstration auf etwa 900. Andere Schätzungen gehen von 1500 bis 2000 Menschen aus, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Vereinzelt sei es der Polizei zufolge zu Steinwürfen und dem Abbrennen von Pyrotechnik gekommen. Dabei habe die Polizei konsequent eingegriffen.Autonome schlagen hohes Tempo an
Wie so oft bei Demonstrationen der linken Szene ist das Schritttempo extrem schnell. Die Spitze des Zuges erreicht gleich den Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte. Auch der Endpunkt am Alexanderplatz ist dann nicht mehr weit.

Pyro in der Fehrbelliner Straße


Unruhe in der Kastanienallee
Kurzzeitig stoppte die Demo in der Kastanienallee. Grund: Ein unbeteiligter Jugendlicher soll dem Protestzug am Rand den Hiltergruß gezeigt haben und „Heil Hitler“ gerufen haben. Daraufhin soll er aus dem Demoblock mit einer Flasche beworfen worden sein, die ihn aber nicht traf. Die Polizei nahm den Jugendlichen fest, berichtet ein freier Fotograf.
Demo zieht los
Der Protestzug hat sich soeben in Bewegung gesetzt. Die Demonstranten rufen „Bullenschweine raus aus den Kiezen“ und „ganz Berlin hasst die Polizei“.

Viele hundert Menschen am Mauerpark
Die Demo dürfte sich bald in Richtung U-Bahnhof Eberswalder Straße in Bewegung setzen. Über Mikrofon wird dazu aufgerufen sich „die Straße zu nehmen“. Eine Rednerin kündigt an: „Unsere Wut wird sich auf der Straße entladen, wenn sie uns unsere Räume nehmen, nehmen wir uns die Nacht“.
"TagX"-Demo: Großes Polizeiaufgebot am Mauerpark
In Prenzlauer Berg startet am Abend die linke „TagX“-Demonstration, die sich gegen die Räumung der Kreuzberger Szenekneipe „Meuterei“ heute Morgen richtet. Unzählige Polizeiautos stehen in der Eberswalder Straße bereit, auch in den Nebenstraßen Oderberger und Schwedter Straße sind viele Beamte präsent. Die Bundespolizei ist ebenfalls im Einsatz.
Es ist der Hauptprotest der autonomen Szene, die "Chaos stiften" will. Die Demo soll eine Zickzack-Route zum Alexanderplatz nehmen. Dabei soll sie auch am Haus des "Meuterei"-Eigentümers vorbeiführen.

Meutereikollektiv: „Wir sind wütend"
In einer öffentlichen Erklärung äußerte sich das Kollektiv der Kneipe Meuterei zu der Räumung. „Wir sind wütend. Wütend darüber, dass über Jahre aufgebaute rebellische & solidarische Kiezkultur immer wieder zerstört wird“, heißt es darin. Das Kneipenkollektiv dankte den Unterstützer:innen und erklärte: „Unsere Räume wurden uns genommen, doch die Meuterei bleibt.“
32 Festnahmen rund um die Räumung
Laut Angaben von Polizeisprecherin Anja Dierschke nahm die Polizei am Donnerstagmorgen insgesamt 32 Personen kurzzeitig fest. Darunter befinden sich die beiden Frauen, die in der Meuterei angetroffen und wegen Hausfriedensbruch angezeigt wurden. Die übrigen Personen wurden bei den Protestkundgebungen kurzzeitig festgenommen, ihnen wird demnach unter anderem Beleidigung, Sachbeschädigung, versuchte schwere Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz vorgeworfen.
Reichenberger Straße wieder befahrbar

Die Reichenberger Straße ist jetzt wieder vollständig für den Straßenverkehr geöffnet. Die Polizei erlaubt auch das Parken wieder.
Die Türen und Fenster der Meuterei sind mit Pressspanplatten verschlossen worden. Davor stehen einige Mannschaftswagen der Polizei.
Die Türen und Fenster der Meuterei sind mit Pressspanplatten verschlossen worden. Davor stehen einige Mannschaftswagen der Polizei.

Linke Szene bereitet sich auf Räumungsdemo am Abend vor
An der Reichenberger Straße ist mittlerweile wieder Ruhe eingekehrt. Die Räumung verlief für die Polizei überwiegend unkompliziert. Innerhalb weniger Minuten gelangten Einsatzkräfte und Gerichtsvollzieherin über einen Hintereingang in das Gebäude, begleitet von Sprechchören und Krach von zwei Kundgebungen und aus den umliegenden Häusern. Um 8.13 Uhr öffneten Polizist:innen die Schiebetüren der Kneipe von innen und führten zwei Menschen heraus, die sich in der Kneipe aufgehalten hatten. Die Proteste rund um die Sperrzone hielten noch etwa drei weitere Stunden an, offenbar gab es auch mehrere Festnahmen. An die Fenster der geräumten Kneipe haben Handwerker mittlerweile Holzplatten geschraubt.Heute Abend will die autonome Szene ab 19 Uhr bei einer „Tag X“-Demo gegen die Räumung protestieren und laut Aufruf „Chaos stiften“. Die Demo soll um 19 Uhr am Mauerpark an der Eberswalder Straße starten und im Zickzack durch Prenzlauer Berg zum Alexanderplatz führen. Dabei führt die Route auch am angeblichen Wohnort des Eigentümers des Hauses in der Reichenberger Straße 58, Goran Nenadic, vorbei.
Mittlerweile hat die Polizei die „rote Zone“ rund um die Meuterei für beendet erklärt. Auch das Versammlungsrecht wurde wieder in Kraft gesetzt. Die Reichenberger Straße ist aber noch nicht wieder frei begeh- und fahrbar.

Spontandemo wird zum kleinen Straßenfest

Die Spontandemo ist einmal im Kreis gelaufen und nun wieder an der Ecke Reichenberger Straße / Manteuffelstraße angelangt, wo sie gestartet war. Hier trifft die Demonstration auf eine Polizeikette, die den Weg zur Sperrzone blockiert. Es ist warm, ein Lautsprecher spielt Techno und Hip Hop. Einige Demonstrant:innen setzen sich auf die Fahrbahn, öffnen Getränke.
Heute Abend ab 19 Uhr wird wieder demonstriert. Die "Tag X"-Demo soll vom Mauerpark bis zum Alexanderplatz gehen. In diesem Live-Blog werden wir auch von dort berichten.
Heute Abend ab 19 Uhr wird wieder demonstriert. Die "Tag X"-Demo soll vom Mauerpark bis zum Alexanderplatz gehen. In diesem Live-Blog werden wir auch von dort berichten.

Brennende Autos - Polizei nimmt Verdächtige beim Sprayen fest
Nach dem Brand von Autos in Berlin-Mitte hat die Polizei in der Nähe drei Verdächtige wegen einer anderen Sachbeschädigung festgenommen. Das Trio wurde beim Besprühen einer Wand erwischt. Beweismittel seien beschlagnahmt worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die Tat soll politisch motiviert gewesen sein. Bei den Verdächtigen handelt es sich um zwei 34 und 40 Jahre alte Frauen sowie einen 43 Jahre alten Mann, wie die Polizei mitteilte. Ob sie zwei Luxusautos in der Hannoverschen Straße und in der Neuen Schönhauser Straße angezündet haben, wird untersucht.
Am Donnerstag hatte die linke Szene stadtweit Proteste gegen die Räumung der linken Kiezkneipe „Meuterei“ in Kreuzberg angekündigt. Auch an anderen Orten in Berlin brannten Autos. Ein Zusammenhang mit den Protesten wird geprüft. (dpa)
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