
© Gestaltung: Tagesspiegel/Shirin Moaiyeri
Martin Eyerers Vision für Berlin 2030: „Kultur und Stadtentwicklung sind keine Gegensätze“
Kreativität und Unternehmertum als Alleinstellungsmerkmale – der Musikproduzent und Projektentwickler zeichnet ein optimistisches Bild für Berlins Zukunft. Voraussetzungen hierfür: eine lebendige Clubkultur und ausreichend Wohnraum.
Berlin war schon immer eine Stadt des Fortschritts. Um 1900 erlebte sie eine Hochphase der Erfindungen – mit Unternehmen wie Siemens, AEG und Borsig, die weltweit Maßstäbe setzten. Heute, über ein Jahrhundert später, ist Berlin nicht nur wieder ein Zentrum für Innovationen, sondern auf dem besten Weg, die führende Innovationsmetropole Europas zu werden.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 2024 wurden in Deutschland 2.766 Start-ups gegründet, ein Wachstum von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Berlin bleibt mit großem Abstand die Stadt mit den meisten Neugründungen. Auch der Kapitalzufluss steigt: 7,4 Milliarden Euro flossen in Start-ups – vier Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders gefragt sind Energie-Start-ups mit 1,2 Milliarden Euro an Investitionen und der Gesundheitssektor, der eine Milliarde Euro verzeichnete.
Auch bei Patentanmeldungen bleibt Berlin vorn. Jedes Jahr entstehen hier mehr als 450 neue Patente, die zeigen, dass die Stadt Innovation lebt.
Wissenschaft, Forschung und Hightech als Innovationsmotor
Berlin hat seine Spitzenposition nicht nur gehalten, sondern konsequent ausgebaut. Die Stadt vereint eine exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft mit international führenden Instituten wie der HU, TU, Charité und viele andere, sowie der Fraunhofer- und Max-Planck-Gesellschaft. Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft greifen nahtlos ineinander.
Besonders in drei Bereichen hat Berlin sich zum Innovationsführer entwickelt. Die Stadt ist heute das europäische Zentrum für Künstliche Intelligenz und Automatisierung, mit zahlreichen Exzellenzzentren und einer florierenden KI-Start-up-Szene. Gleichzeitig entwickelt sich Berlin zum Hotspot der Biotechnologie und Gesundheitsforschung, wo Unternehmen an personalisierter Medizin, Genforschung und neuen Ansätzen für die Gesundheitsbranche arbeiten. Aber auch in der Mobilität und Produktion setzt die Stadt Maßstäbe: Smarte Stadtlogistik, nachhaltige Produktion und digitale Infrastrukturen machen Berlin zu einem Labor für die Stadt der Zukunft.
Alle Videos aus der Serie „Berlin 2030“
Die enge Verzahnung von Technologie, Wissenschaft und Kreativität macht Berlin weltweit einzigartig – weit über Deutschland hinaus.
Berlins USP: Kreativität als Innovationsfaktor
Was Berlin von anderen Städten unterscheidet, ist seine kreative Energie. Menschen aus aller Welt zieht es hierher, weil sie die Freiheit haben, zu experimentieren, zu gestalten und Neues zu wagen. In keiner anderen Stadt verschmelzen Kunst, Musik, Design, Kultur und Technologie auf so natürliche Weise zu einem dynamischen Innovationsraum.
Während andere Städte mit wirtschaftlicher Stärke punkten, ist Berlin der Ort, wo neue Ideen entstehen, getestet und umgesetzt werden. Genau diese Mischung aus Kreativität und Unternehmertum macht Berlin zur Innovationshauptstadt Europas.
Clubkultur als geschützter Innovationsraum
Ein zentraler Bestandteil dieser kreativen Identität ist die Clubszene. Seit den 1990er Jahren steht Berlin für elektronische Musik – doch Clubs sind weit mehr als Orte des Feierns. Sie sind Experimentierfelder für Kultur, Wirtschaft und Technologie. Hier treffen Künstler, Designer und Start-up-Gründer auf Wissenschaftler und Investoren.
Doch Berlins Clubkultur war immer wieder bedroht – durch steigende Mieten, Lärmschutzauflagen und Verdrängung. 2030 hat Berlin hier die richtigen Weichen gestellt. Clubs und Kulturräume haben langfristige Standortsicherheit erhalten, sodass Orte wie zum Beispiel die Alte Münze, der Holzmarkt oder auch der Yaam Club und andere wichtige Kulturstätten bestehen bleiben konnten.
Statt Kultur und Stadtentwicklung als Gegensätze zu betrachten, wurden sie miteinander verzahnt. Es gibt inzwischen nicht nur bezahlbare Räume mit Bestandsschutz, sondern auch kreative Nutzungskonzepte, die dafür sorgen, dass sich Clubkultur und Stadtentwicklung ergänzen, anstatt sich gegenseitig zu verdrängen.
Lebensqualität als Schlüssel: Wohnraum und smarte Infrastruktur
Innovationen entstehen dort, wo Menschen gerne leben und arbeiten. Eine Stadt kann noch so wirtschaftlich stark sein – wenn Wohnraum knapp und unerschwinglich ist, zieht sie keine Talente an. 2030 hat Berlin dieses Problem gelöst.
Über die letzten Jahre wurde gezielt gebaut, und neue Stadtquartiere sind entstanden. Während anfangs langwierige Verfahren den Wohnungsbau verzögerten, wurden die Prozesse optimiert, sodass Berlin heute wieder ein angemessenes Angebot an Wohnraum bietet. Die Stadt hat es geschafft, Wohnraum für Gründer, Fachkräfte und Kreative gezielt zu sichern. Statt sich auf den freien Markt zu verlassen, wurden kluge Konzepte entwickelt, die gewährleisten, dass Talente auch langfristig in Berlin bleiben können.
Parallel dazu hat sich das Bild vieler Stadtviertel verändert. Klassische Bürogebäude, die zum Teil leer standen, wurden in hybride Quartiere umgewandelt, in denen Wohnen, Arbeiten und Innovation fließend ineinander übergehen.
Doch nicht nur das Wohnen wurde neu gedacht – auch die Infrastruktur hat sich weiterentwickelt. Berlin ist heute eine Stadt mit einem vernetzten Mobilitätssystem, das effiziente Wege zwischen Wohn- und Arbeitsorten ermöglicht. Durch den gezielten Einsatz von Technologie wurde die Stadt energieeffizienter, ohne dass Lebensqualität oder Flexibilität darunter leiden. Statt ideologischer Grabenkämpfe wurden echte Lösungen geschaffen, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.
Industriegebiete neu gedacht: Produktion trifft auf Innovation
Auch in der Industrie hat Berlin neue Wege gefunden. Die Produktion von morgen braucht mehr als klassische Fabrikhallen – sie braucht innovative Standorte, an denen Deep-Tech-Unternehmen, Forschung und Mittelstand Hand in Hand arbeiten.
Industriegebiete wurden daher völlig neu konzipiert. Statt reiner Gewerbe- und Produktionsgebiete sind Orte entstanden, die Forschung, Technologie, Kultur und Kreativwirtschaft mit Industrie und Mittelstand miteinander verbinden.
Neben der Produktion wird hier auch gewohnt, denn viele Unternehmen bieten heute Werkswohnungen für ihre Mitarbeiter an. Dieses Modell, das lange in Vergessenheit geraten war, erlebt eine Renaissance und macht es für Fachkräfte attraktiver, in Berlin zu bleiben.
Ein Beispiel für diesen neuen Ansatz ist NLND Berlin in Neukölln. Auf einer Fläche von 150.000 Quadratmetern entsteht ein Innovationsquartier, das Forschung, Wissenschaft und Technologie mit Industrie verbindet – in einem Umfeld, das sowohl sozial als auch kreativ geprägt ist.
Im Westen Berlins hat sich als weiteres Beispiel das Industriegebiet an der Goerzallee ähnlich entwickelt. Ein toller Mix aus Gewerbe und Kreativwirtschaft zeigt auch hier, wie man die Potenziale in einer Stadt wie Berlin in zum Teil leer stehenden Industriegebieten heben kann.
Bei beiden Orten wurden vorhandene Gleisanlagen durch autonome Züge reaktiviert.
Fazit: Berlin 2030 – Europas Zentrum für Innovation und Erfindung
Berlin ist mehr als ein Start-up-Hub – es ist das Innovationsherz Europas. Eine Stadt, die Technologie, Wissenschaft und Kreativität verbindet, um Fortschritt und wirtschaftliche Stärke zu fördern.
Wer Innovation sucht, geht nach Berlin. Wer die Zukunft gestalten will, bleibt hier.
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