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Wenig Spielraum - viel bauen aber wenig einnehmen, die Landesfirmen stehen unter Druck.

© Foto: dpa/Annette Riedl

Minus von 8,7 Prozent: Zahl der Baugenehmigungen in Berlin erneut gesunken

Knapp 100.000 Wohnungen fehlen in Berlin. Mit vielen Genehmigungen für den Bau neuer Wohnungen wollte der Senat Abhilfe schaffen. Das Gegenteil ist eingetreten.

Obwohl Wohnungen in Berlin sehr begehrt sind, kommt der Neubau nicht voran. Im Gegenteil - die Zahl der neu genehmigten Wohnungen nahm von Januar bis Ende September dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,7 Prozent ab . Im gesamten Stadtgebiet erteilten die Ämter für nur 9616 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern eine Baugenehmigung (Minus 5,4 Prozent).

882
Ein- und Zweifamilienhäuser sind im ganzen Stadtgebiet 2022 geplant und genehmigt

Regelrecht eingebrochen sind Planung und Genehmigung von neuen Ein- und Zweifamilienhäusern: Ein Viertel weniger Eigenheime (Minus 27,2 Prozent) genehmigten die Bauämter in diesem Jahr bisher im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im ganzen Stadtgebiet werden nur 882 Eigenheime dieser Art neu geplant.

Die Baugenehmigungen sind Voraussetzung für die Errichtung neuer Häuser und damit Indikator für die Schaffung neuen Wohnraums. Von der Genehmigung bis zum Einzug der Bewohner vergehen anderthalb bis zwei Jahre.

Insgesamt sind in Berlin dem Statistischen Landesamt zufolge 11.813 Wohnungen neu genehmigt, 9616 davon in Miethäusern. Hinzu kommen Genehmigungen für 1153 Wohnungen in bestehenden Häusern durch Umbauten oder Dachaufstockungen.

Neue Wohnungen rechnen sich fast nur noch in guten Lagen

Die Immobilienbranche fährt ihre Tätigkeit allerdings nicht gleichmäßig runter. Sie konzentriert ihre Planungen offensichtlich auf Lagen in Berlin, wo Wohnungen zu maximalen Mieten oder zu hohen Kaufpreisen vergeben werden können. Für diese Annahme spricht die Vielzahl von Plänen für neue Wohnungen in beliebten und teuren Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg sowie Charlottenburg-Wilmersdorf.

In Friedrichshain-Kreuzberg planen Bauherren vier Mal mehr neue Wohnungen als im vergangenen Jahr (plus 401,2 Prozent). Und im alten West-Berliner Bezirk liegt das Plus bei 126,4 Prozent. In Friedrichshain-Kreuzberg entsteht ein neues Geschäftsviertel im Umfeld der Mercedes-Arena mit dem Neubau „Edge“, das der Online-Gigant Amazon komplett gemietet hat. Die vielen Mitarbeiter des Konzerns sind zahlungskräftige Kunden für neu gebaute Wohnungen in dem Bezirk. Das könnte ein Grund für die vielen neuen Wohnungspläne sein.

Wenig Interesse an der Entwicklung neuer Wohnungsbauten besteht dagegen in Spandau, wo die Ämter 63,6 Prozent weniger Genehmigungen für Neubauten erteilten als im vergangenen Jahr. Ebenfalls abwärts geht es mit der Planungstätigkeit in Marzahn-Hellersdorf.

Eine Erklärung für die nachlassende Baulust: Die Branche klagt seit Ausbruch der Corona-Pandemie über unterbrochene Lieferketten und - wegen der eingeschränkten Reisefreiheit - einem Mangel an Bauarbeiter. Durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat sich die Krise verschärft, weil nun außerdem die Energiepreise die Kosten von Baustoffen und -Leistungen erhöhen.

Weil der Bau neuer Wohnungen so teuer ist, verlangen die Entwickler die Immobilien hohe Mieten oder Kaufpreise, damit sich die Investition rechnet. Hohe Preise sind fast nur in guten Lagen zu erzielen. Eine auskömmliche Förderungen des Landes für den Neubau hatte es jahrelang nicht gegeben. Deshalb hatten nur politisch dazu verpflichtete Landesfirmen subventionierte Sozialwohnungen geplant und gebaut. Der Senat hat vor kurzem eine attraktivere neue Förderung beschlossen.

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