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Nach Wutbriefen an Innensenatorin: Einige Freibäder in Berlin werden nun doch beheizt
Höhere Eintrittspreise, ganztägig geöffnete Kassen und warmes Wasser. In Berlins Freibädern läuft in der diesjährigen Saison einiges anders.
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Als bekannt wurde, dass die Berliner Bäder-Betriebe dieses Jahr das Wasser in den Becken nicht heizen, schrieben Schwimmer Wutbriefe an Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD). Die Finanzverwaltung hat den Berliner Bäder-Betrieben nämlich drei Millionen Euro weniger für Energiekosten bewilligt. Also kaltes Wasser. Dachte man. Nach viel Protest teilte Spranger dann Ende April auf einer Pressekonferenz mit: Einige Bäder würden doch beheizt. „Ich freue mich sehr, dass wir diese frohe Botschaft auch heute noch mal setzen können“, sagte die Senatorin.
Konkret werden im Sommerbad Seestraße in Wedding zwei Becken und im Prinzenbad Kreuzberg und im Freibad Wilmersdorf je ein Becken auf 22 Grad beheizt. Das zusätzliche Beheizen der vier Becken koste im Sommer etwa 40.000 bis 60.000 Euro, sagte Bäder-Chef Johannes Kleinsorg auf der Pressekonferenz. Durch den Verzicht auf das Heizen sollten insgesamt in Berlin 300.000 Euro gespart werden.
Sie können davon ausgehen, dass wir im Sommer bei allen Bädern eine angenehme, sommerliche Temperatur haben.
Johannes Kleinsorg, Chef der Berliner Bäder-Betriebe
Viele andere Berliner Freibäder werden wegen der Sparmaßnahmen aber in diesem Sommer tatsächlich nicht wie früher beheizt, sondern sind nur auf die Sonne angewiesen. Zum Teil wird das Wasser durch kilometerlange schwarze Schläuche, die sich in der Somme erwärmen, geleitet.
Kassen sind wieder den ganzen Tag geöffnet
Manche Bäder hatten hingegen noch nie eine Heizung, für sie ändert sich nichts. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Sonne schon eine sehr große Arbeit liefert“, sagte Kleinsorg. „Sie können davon ausgehen, dass wir im Sommer bei allen Bädern eine angenehme, sommerliche Temperatur haben.“
Zudem sagte Kleinsorg, ihnen sei wichtig, lange Warteschlangen zu verhindern, weil sich Aggressionen aufbauen könnten, wenn Menschen zu lange in der Sonne stünden. Daher gebe es nun ein „dynamisches Pricing“. Das bedeutet: Die Preise hängen von der Auslastung ab. Auch sollen die Kassen an den Eingängen aller Freibäder wieder den ganzen Tag geöffnet sein – und nicht nur zeitweilig wie im vergangenen Sommer.
Online buchen lohnt sich
Die Eintrittspreise werden den Angaben zufolge teurer. Sie richten sich künftig nach Art des Schwimmbades, Aufenthaltsdauer und Buchungszeitraum.
Für die diesjährige Freibadsaison steigen die Preise deutlicher als für die Hallenbäder: Ein Tagesticket kostet statt wie bisher 5,50 nun sechs bis sieben Euro, ermäßigt 3,50 bis 4,20 Euro. Neu ist vor allem die Unterscheidung von drei verschiedenen Bädertypen. Die gut ausgestatteten Bäder mit Whirlpool und Rutsche kosten mehr, die mit einfachen Schwimmbecken weniger.
Es wird weiterhin Aktions-Tickets geben: etwa Familientickets, den Super-Ferien-Pass oder die Sommermehrfachkarte. Ab 5. Mai kostet die Sommermehrfachkarte 80 Euro. Mit einem Online-Ticket kommt man auch dann ins Bad, wenn die Auslastungsanzeige auf der Website der Berliner Bäder-Betriebe auf Rot steht.
Kameras in Schwimmbädern
Senatorin Spranger zeigte sich zufrieden mit dem bisherigen Sicherheitskonzept. „Das werden wir in diesem Jahr fortsetzen.“ Konkret heißt das: Ausweiskontrollen und Taschenkontrollen in allen Sommerbädern.
Die Videoüberwachung wird in den fünf Bädern fortgeführt: Gropiusstadt, Kreuzberg, Neukölln, Pankow und Am Insulaner. Um die Sicherheit zu garantieren, arbeiten die Berliner Bäder-Betriebe mit Sicherheitsfirmen zusammen. Pro Schicht kümmern sich bis zu 16 Menschen um die Sicherheit, je nach Wetter und Größe des Bades. In den kleinen Bädern sind eher zwei bis sechs Sicherheitskräfte tätig. Die Berliner Bäder-Betriebe rechnen etwa mit 1,5 Millionen Euro Budget für die Sicherheitsdienstleiter. Es sei etwa so hoch wie in den letzten Jahren, sagte Kleinsorg.
Spranger begrüßte die Zusammenarbeit zwischen den Bädern und der Polizei. Polizisten stellen nach Absprache mit den Bädern mobile Wachen auf. Es gebe „direkte Drähte“ zwischen Badleitung und Polizei, sodass die Einsatzkräfte schnell reagieren könnten, hieß es.
Fußball gegen Aggressionen
Das Projekt „Cool am Pool“ zur Gewaltprävention soll weitergeführt werden. Eingewiesene Jugendliche schreiten in den Bädern bei Streit ein. Zudem wird künftig mehr Sport angeboten. In Pankow hat die Senatsverwaltung dafür 30.000 Euro bereitgestellt. Im Kombibad Gropius startet das Projekt „Sport 365“: Neben dem Schwimmbad wurde ein Basketball- und Fußballfeld errichtet, die Felder werden auch nach der Badesaison geöffnet bleiben.
Iris Spranger sagte, der Senat investiere in den kommenden fünf Jahren 370 Millionen Euro in die Bäder, um das Angebot aufrechtzuerhalten. Sie nannte einige Beispiele für Investitionen: Für das Kombibad Mariendorf liege inzwischen ein Sanierungskonzept vor, noch in diesem Jahr starte die Ausschreibung. Für das Funktionsbad Kienberg sei ein Außenbecken geplant. In Spandau werde eine neue Schwimmhalle gebaut. Bisher stocke der Bau, weil erst noch eine Kammmolch-Population umgesiedelt werden muss. Auch das Paracelsus-Bad soll um ein Außenbecken erweitert werden.
Sorge bereiteten der Innen- und Sportsenatorin die hohen Kosten, die sich für Schwimm- und Strandbäder wegen der Grundsteuerreform ergeben könnten. Das Land Berlin könnte wegen der Grundsteuerreform „astronomische Forderungen“ erheben, sagte Spranger. Das dürfe nicht passieren. Für die Badebetriebe und die Pächter der Strandbäder wäre das ein erhebliches finanzielles Problem. Im Monbijou-Bad etwa soll laut Bescheid die Grundsteuer von 512 auf 125.006 Euro steigen. „Das ist ein Riesenrisiko“, sagte Spranger. Sie werde nicht zulassen, dass Bäder deswegen schließen müssten. Daher appelliere sie an den Finanzsenator, eine Lösung zu finden.
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