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Universelle Werte in Berlin gefeiert: Margot Friedländer erhält einen Brief von Joe Biden

Amy Gutmann übergibt den Brief bei ihrem Abschiedsempfang in Berlin. Auch beim französischen Nationalfeiertag geht es um gemeinsame Werte und Herausforderungen.

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Bei ihrem allerletzten Abschiedsempfang in der Dahlemer Residenz hat US-Botschafterin Amy Gutmann eine besondere Überraschung parat. Unter den Gästen ist, wie so oft, die 102-jährige Margot Friedländer. Ihr überreicht sie einen persönlichen Brief von US-Präsident Joe Biden.

Dem habe sie von ihr erzählt, und er war von ihrer Geschichte offensichtlich auch beeindruckt. In dem Brief bedankt er sich dafür, dass sie ihre Geschichte mit der Welt und so vielen jungen Menschen geteilt habe. Die Geschichten von Überlebenden seien machtvolle Symbole der Hoffnung.

Margot, Sie sind eine Inspiration.

US-Präsident Joe Biden

Sie habe eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte ertragen, das werde dank ihres Einsatzes nicht vergessen. Eine einzige Geschichte könne die Welt verändern, und ihre habe das getan. Der Brief endet mit den Worten: „Margot, Sie sind eine Inspiration und repräsentieren das Beste der amerikanischen und deutschen Werte.“

Margot Friedländer sei eine besonders gute Freundin geworden, sagt die Botschafterin, deren Vater einst von den Nazis aus Deutschland vertrieben worden war. Und sie habe so viel mehr getan, als nur ihr Leben zu machen, wie die Mutter es ihr aufgetragen hatte, bevor sie in Auschwitz ermordet wurde.

Die Tugend der Dankbarkeit

Noch einmal stehen die beiden Frauen zusammen, die, jede auf ihre Weise, sich unermüdlich für Demokratie und gegen Hass, Antisemitismus und Ausgrenzung einsetzen. Und beide sprechen es noch einmal aus: „Nie wieder ist jetzt!“ Amy Gutmann bedankt sich bei den Gästen für die Mitwirkung beim Kampf für die Demokratie. In Deutschland habe sie eine zweite Heimat gefunden.

Dankbarkeit zu zeigen und auszudrücken, ist eine Tugend, in der es die Amerikaner zu besonderer Kunstfertigkeit gebracht haben. Auch Michael Doyle, der Mann der Botschafterin, tritt ans Mikrofon und bedankt sich beim Residenz- und Botschaftsteam dafür, dass sie Probleme schon gelöst hätten, bevor die Botschafterin und er sie überhaupt erkannt hätten.

Der Kern des Erfolgs

Sein spezieller Dank galt der American Academy für die freundliche und produktive Gemeinschaft. Dort hatte der Professor als Stipendiat ein Buch zu Ende geschrieben.

Zwei Tage zuvor hatte die Botschafterin bereits ihren Senior Advisor Zachary Leighton mit einer sehr persönlichen Rede verabschiedet, in der es ebenfalls um wünschenswerte und erhebende Tugenden ging. Sie lobte ihn als einen Gebenden, für den Erfolg darin besteht, anderen zu helfen.

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Tage als Botschafterin zählte Amy Gutmann beim Empfang

Leute wie er brächten die eine Seite des Atlantiks mit der anderen ins Gespräch. Leighton hatte vor seinem Einsatz in der Botschaft am Pariser Platz für den Präsidenten im Weißen Haus gearbeitet und sich in Berlin in kürzester Zeit ein eindrucksvolles Netzwerk geschaffen.

Marmor, Stein und Eisen

Beim allerletzten Empfang gibt es jede Menge Musik, „Bei mir biste scheen“ und, dargeboten von den legendären Harvard Krokodiloes, „Marmor Stein und Eisen bricht“ sowie „Over the Rainbow“, alles auch zum Mitsingen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich zuvor schon bei einem exklusiven Treffen von der Botschafterin verabschiedet.

Frankreichs Botschafter lädt zum Nationalfeiertag

Die Beschwörung gemeinsamer Werte wird knapp 30 Jahre nach dem glücklichen Abzug der Alliierten immer wichtiger. Das wurde auch deutlich beim Empfang des französischen Botschafters François Delattre am Pariser Platz.

Zu feiern gab es für ihn die Werte der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und die universellen Werte, die der beste Kompass seien, um aktuelle Herausforderungen wie die Rückkehr des Krieges auf unseren Kontinent zu meistern.

Macron brachte Schwung

Das vergangene Jahr sei ein sehr gutes gewesen für die deutsch-französische Freundschaft, der besonders der Staatsbesuch von Präsident Macron neuen Schwung verliehen habe. Das habe sich auch in vielen neuen Initiativen gezeigt. Zur Verteidigung der Demokratie sei das deutsch-französische Tandem wichtiger denn je.

Es geht dabei nach der Überzeugung des Botschafters immer auch um persönliche Freundschaften. Natürlich spielte auch die sportliche Brücke zwischen der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen, die erstmals seit 100 Jahren am 26. Juli in Paris beginnen, eine Rolle.

Zu sehr wollte er die Tugend seiner Gäste wohl nicht auf die Probe stellen. Hätte er zum Empfang am eigentlichen 14. Juli geladen und wäre das Endspiel von Franzosen und Deutschen bestritten worden, wäre er vielleicht mit der höchsten No-Show-Quote ins Guinness-Buch der Rekorde gekommen.

So standen die vielen Gäste geduldig am Einlass an und wurden von den Mitarbeitenden anfangs gleichmäßig auf Garten und Salons verteilt. Im Programm waren die Texte der französischen, deutschen und europäischen Hymnen abgedruckt, vielleicht auch als Einladung zum Ansingen gegen die gemeinsamen Herausforderungen.

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