
© dpa/Bernd von Jutrczenka
Von Angehörigen gepflegt: Schwerkranke Ukrainer ziehen in neue Unterkunft in Neukölln
Für pflegebedürftige Geflüchtete und ihre Verwandten betreiben das Land Berlin und die Johannesstift-Diakonie eine eigene Einrichtung. Das neue Angebot entlastet auch die Großunterkunft Tegel.
Stand:
Die 70-jährige Nataliia Hryhorova fühlt sich wohl in ihrem neuen Zimmer. Die Ukrainerin hat Epilepsie und ist pflegebedürftig, ihr Sohn Dmytro kümmert sich seit Jahren um sie. Gemeinsam sind sie aus Charkiw geflohen, sechs Monate haben sie in der Großunterkunft am ehemaligen Flughafen Tegel verbracht. Seit September leben sie in der Einrichtung Sunpark der Johannesstift-Diakonie in Neukölln.
Dort haben die beiden ein eigenes Zimmer und Nataliia ein Pflegebett. „Hier gibt’s immer Antworten zu praktischen und pflegerischen Fragen, das war in Tegel nicht der Fall“, sagt ihr Sohn. Gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche – auch das ein Vorteil zu Tegel, wo die Bewohner nicht selbst Essen zubereiten können.
Dmytro und seine Mutter gehören zu den 30 Bewohnerinnen und Bewohnern der neuen Unterkunft für schwerkranke Geflüchtete aus der Ukraine, die das Johannesstift und das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) in Kooperation eröffnet haben. Insgesamt können dort 30 schwerkranke Geflüchtete mit je einem Angehörigen eine neue Bleibe finden. „Das Konzept heißt: Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Karin Barnard, Leiterin der Stabstelle Palliativ- und Supportmedizin der Johannesstift-Diakonie, am Donnerstag bei einem Pressetermin.

© dpa/Bernd von Jutrczenka
Das Besondere: In der neuen Unterkunft können schwerkranke Betroffene mit ihren Angehörigen leben. Diese sind in erster Linie zuständig für die Pflege, werden aber von einer Hilfskraft unterstützt. Reicht das nicht aus, kommt ein externer Pflegedienst hinzu. Gerade den ukrainischen Geflüchteten sei es wichtig, mit ihren pflegebedürftigen Verwandten zusammenleben zu können, sagt Sascha Langenbach, Pressesprecher des LAF. Für viele sei daher ein Platz in einer Pflegeeinrichtung nur für die kranke Person nicht denkbar. Aus diesem Bedürfnis heraus entstand die Idee für das neue Konzept.
Wie viele pflegebedürftige Geflüchtete aus der Ukraine es in Berlin gibt, darüber liegen dem LAF keine genauen Zahlen vor. In Tegel seien es aber kontinuierlich 40 bis 50 gewesen, sagt LAF-Leiter Mark Seibert. Etwa 500.000 Euro koste das neue Angebot das Land, erklärt er. Er sei froh, dass man es geschafft habe, dass in Tegel nur noch in Einzelfällen Pflegebedürftige untergebracht seien.
Dort leben die Menschen auf engstem Raum, ohne Privatsphäre – adäquate Hilfe kann dort kaum gewährleistet werden, auch wenn es eine eigens eingerichtete Pflegestation vor Ort gibt. Für die restlichen Betroffenen suche man nach einer Lösung, sagte Seibert. „Solange es Bedarf gibt, sind wir auf der Suche, weitere Einrichtungen zu finden oder Kontingente einzukaufen.“ Manche Betroffene werden wohl noch nach Neukölln umziehen können. Für andere, die etwa ohne pflegende Angehörige sind, braucht es andere Lösungen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: